Buenos Aires – Retiro, Recoleta und Palermo

Das bekannteste Theater der Stadt ist das Teatro Colón, eines der wohl berühmtesten Opernhäuser der Welt.

Fassadenansicht bzw. Haupteingang des Teatro Colón von der Plaza Lavalle aus.

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Dritter Tag in Buenos Aires. Hatte vorgestern schon einmal versucht an einer Führung durch das Theater teilzunehmen, aber nachmittags war die Schlange derartig lang, dass ich beschloss das auf die erste Führung eines Folgetags gleich morgens um 10:00 Uhr zu verlegen. Ich stelle mich an und kaufe ein Besichtigungsticket für die Kleinigkeit von umgerechnet etwa 25 Euro. Dann geht`s auch gleich los.

Das Colón, zwischen der Plaza Lavalle und der Avenida 9 de Julio gelegen, wurde von 1889 bis 1908 von den Architekten Francesco Tamburini, Angelo Ferrari, Victor Meano und Julio Dormal erbaut. Es wurde am 25. Mai 1908 mit der Oper Aida von Giuseppe Verdi eröffnet. Das Theater hat 2.500 Sitz- und 1.000 Stehplätze. Der Haupteingang des Theaters liegt an der Plaza Lavalle und nicht, wie man vermuten könnte, an der Avenida 9 de Julio. Dies liegt daran, dass zur Bauzeit des Teatro Colón die Avenida in ihrer heutigen Form noch gar nicht existierte. Das Theater wurde 2006 wegen umfangreicher Renovierungsarbeiten geschlossen und wurde schließlich 2010, zur 200-Jahr-Feier der argentinischen Unabhängigkeitsbewegung, wiedereröffnet. Für Wilhelm Furtwängler galt das Teatro Colón als das beste und schönste Opernhaus der Welt. Drinnen schlägt einem unglaublicher Prunk und Reichtum entgegen und man kann sich gut vorstellen, wie hier früher flaniert wurde – vor der Vorstellung bzw. in der Pause.

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Zum Abschluss der ungefähr einstündigen Führung dürfen wir für 10 Minuten sogar einmal in die große Loge. Wir haben Glück, das Orchester übt gerade – superschöne Stimmung!

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Pavarotti soll anlässlich der Wiedereröffnung einen Journalisten mit der Bemerkung, eigentlich trete er hier nicht so gerne auf, schwer in Erstaunen versetzt haben. Auf Nachfrage warum, soll er gesagt haben, die Akustik sei derartig gut, dass man jeden kleinen Sangesfehler aber auch noch auf jedem entferntesten Platz höre.

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Sehr beeindruckend und den Eintritt allemal wert. Auch neben dem Teatro Colón existiert in Buenos Aires eine große Theater- und Musical-Szene, insgesamt gibt es knapp unter 200 Theatersäle in der Stadt, darunter das Teatro Cervantes, das Nationaltheater des Landes, das über 100 Jahre alte Teatro Avenida oder das Teatro Coliseo.

Es wird sogar behauptet, dass Buenos Aires über mehr Theatersäle verfüge, als jede andere Stadt der Welt. Viele der Theater befinden sich an der Avenida Corrientes, die deshalb gerne auch als Broadway von Buenos Aires bezeichnet wird.

 

Mit der Metro will ich weiter in den Stadtteil Palermo. Fünf Minuten zu laufen bis zur Station Callao. Vorbei am Palacio Pizzurno, einem der architektonisch wichtigsten Gebäude im Stadtteil Recoleta, in dem sich heute das argentinische Bildungsministerium befindet.

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Ich verlasse die Metro an der Estación Palermo wieder und laufe vorbei am Islamischen Kulturzentrum mit seinen Minaretten Richtung Campo Argentino de Polo, wo jedes Jahr im November die Offene Argentinische Polo-Meisterschaft ausgetragen wird.

Das hatte ich mir freilich ein Wenig spektakulärer vorgestellt in einem Land, in dem Polo einen so hohen Stellenwert hat. Mehr gibt`s nicht zu sehen.

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Weiter durch Palermo. Der Name des Stadtteils soll von der noch existierenden Franziskaner-Abtei herrühren, die nach Benedikt von Palermo benannt wurde. Dieser lebte von 1526 bis 1589 und war ein Schutzheiliger von Palermo auf Sizilien. Alternativ wird erzählt, das Land des heutigen Stadtteils hätte im späten 16. Jahrhundert einem „Juan Domínguez Palermo“ gehört und nach diesem sei der Ort benannt. Palermo ist in verschiedene inoffizielle „Unterstadtteile“ gegliedert. Zunächst geht`s nach Palermo Hollywood.

Um 1995 herum zogen Fernseh- und Film-Produzenten in die Gegend um die Avenidas Córdoba, Santa Fe, Dorrego und Juan B. Justo in Palermo Viejo. Seitdem wird die Ecke als „Palermo Hollywood“ bezeichnet. Heute ist Hollywood bekannt für seine hohe Dichte an Restaurants, Clubs, Cafés und sein aktives Nachtleben. Es ist Samstag gegen 12 Uhr. Der Stadtteil ist noch nicht richtig erwacht.

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Ich ziehe weiter über die Avenida Juan B. Justo Richtung Palermo Soho. Palermo Soho ist ebenfalls ein  Teil von Viejo im Südwesten um die Plaza Serrano herum. Die traditionell niedrigen Häuser wurden in Boutiquen, Restaurants und Bars umgewandelt. Die Atmosphäre kann als „alternativ“ und „bohème“ beschrieben werden, was diese Gegend vor allem beliebt bei jüngeren Argentiniern der oberen Mittelschicht sowie Touristen macht. Samstäglicher Markt auf der Plaza Serrano.

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Zeit für einen Cortado.

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Auf Shoppen habe ich keine Lust – für Nachtleben ist es noch zu früh, also mache ich mich weiter Richtung Avenida Santa Fe.

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Dort noch ein Stippvisite in die Alto Palermo Shopping Mall. Rappelvoll und die üblichen Geschäfte.

Im Hebst sind Wahlen in Argentinien. Frau Präsidentin darf nach ihrer zweiten Amtsperiode zwar nicht wieder gewählt werden. Trotzdem … sind alle Christina!

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Zurück mit der Metro zur Station Calau. Von dort ist es nicht weit zur Buchhandlung El Ateneo. Untergebracht in einem ehemaligen Theater soll sie die größte Buchhandlung in Südamerika sein.

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Mit den spanischen Büchern kann ich ja nicht so viel anfangen, aber es gibt ein Café auf der ehemaligen Bühne des Theaters. Die Rettung, ich bin kurz vor dem Verhungern. Ein leckeres Sandwich.

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Ehemaliger Sicherungskasten hinter der Bühne.

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Gestärkt kann es weitergehen in Richtung des etwa eine Viertelstunde zu Fuß entfernten Cementerio de la Recoleta. Gelegen im gleichnamigen Stadtviertel.

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Recoleta ist eines der elegantesten und teuersten Wohn- und Geschäftsviertel der Stadt. Zusammen mit dem Stadtteil Retiro ist Recoleta auch bekannt als Barrio Norte.

Obwohl sich Recoleta heute nahe dem Zentrum von Buenos Aires befindet, war dieser Ort zur Mitte des 19. Jahrhunderts für die Bewohner relativ abgelegen. Als 1870 in Buenos Aires Cholera- und Gelbfieberepidemien wüteten, flüchtete sich die Bevölkerung in die umliegenden Orte, um sich vor einer Ansteckung zu schützen. Während die arme Bevölkerungsschicht sich eher im Süden und Südosten (San Telmo, La Boca) neu ansiedelte, kam nach Recoleta vor allem die Oberschicht, da die Anhöhe von Recoleta die Anwesenheit von Stechmücken verminderte und damit die Ansteckungsgefahr geringer war.

Diese Familien errichteten in Recoleta große Villen im französischen Stil und verhalfen so zum Spitznamen Recoletas, „das Paris Amerikas“. In den 1950er und 60er Jahren wurden viele der damaligen Herrschaftshäuser bei Unruhen zerstört, daher existieren heute in Recoleta auch moderne elegante Gebäude neben den traditionellen Villen von damals.

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Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Buenos Aires gehört der Friedhof von Recoleta. Hinter der Mauer bereits zu erkennen, die herrschaftlichen Gräber.

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Haupteingang.

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Der Friedhof wurde von dem französischen Ingenieur Próspero Catelin angelegt und 1881 von dem italienischen Architekten Juan Antonio Buschiazzo neoklassizistisch umgestaltet. Reiche Familien ließen prächtige Mausoleen unterschiedlichster Architektur bauen, die alle aber eins gemeinsam haben, sie sollten lange vom irdischen Ruhm und Reichtum der Verstorbenen künden.

Nicht alle der Mausoleen haben die Zeiten gut überstanden. Mindestens eines wird heute auch als Toilettenhaus genutzt, mit Lagen frischen Toilettenpapiers und Hygieneartikeln hochgestapelt auf den Sarkophagen.

Ungewöhnlich ist auch die Tradition des Friedhofs auf den Namenstafeln nur das Sterbedatum, nicht jedoch das Geburtsdatum zu vermerken.

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Der Friedhof wurde zur Ruhestätte zahlreicher wohlhabender und prominenter Einwohner der Stadt. Zu den bekanntesten zählt wohl die zweite Ehefrau des argentinischen Staatspräsidenten Juan Perón, Eva Perón.

Sie starb 1952 an Gebärmutterkrebs. Ihr Körper wurde einbalsamiert. Der Sarg wurde im Kongressgebäude aufgebahrt und zur Schau gestellt. Nach dem Sturz Juan Peróns 1955 verschwand die Leiche für 16 Jahre aus der Öffentlichkeit, da die neuen Machthaber die Erinnerung an sie und ihren Mann zu bekämpfen versuchten. So wurde Eva Peróns Leichnam heimlich 1956 nach Mailand ausgeflogen und unter dem Namen Maria Maggi de Magistris dort bestattet. Im September 1971 brachte man ihn vorrübergehend nach Madrid. 1974 ließ ihn Isabel Perón, die dritte Frau des Staatspräsidenten, nach Argentinien zurückbringen, und im Jahre 1976 erfolgte die Beisetzung im Familiengrab der Duartes (Familie des Vaters) auf dem Friedhof Recoleta. Eva Perón ist bis heute eine Legende. Noch immer pilgern viele Menschen, nicht nur Touristen, an den Ort ihrer Ruhestätte. Insbesondere am Muttertag kommen viele Menschen zur Grabstätte, beten und legen Blumen nieder.

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Der Name von Recoleta stammt vom Franziskanerorden „Convento de Recoletos Descalzos“, der Anfang des 18. Jahrhunderts die Kirche Nuestra Señora del Pilar an der Plazoleta Recoleta (heute neben dem Friedhof gelegen) errichtete. Sie wurde 1732 vom Architekten Giovanni Andrea Bianchi geschaffen, hat eine schlichte koloniale Fassade und ist wohl weitgehend original erhalten.

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Mein letzter Tag in Buenos Aires neigt sich dem Ende entgegen. Viel gesehen. Von der Kirche ist es durch die vorgelagerte Parkanlage nicht weit zu meiner Lieblingskneipe. Hier war ich fast jeden Abend auf ein Bier. Das Café “La Biela” mit angeschlossenem Biergarten. In den 1950er-Jahren war das Café die Stammkneipe von Juan Manuel Fangio, dem berühmten Formel 1 – Piloten.

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Zitat Reiseführer:

In-Lokal mit Tradition. Wer es nicht besucht hat, war nicht in Buenos Aires. Die gesamte Atmosphäre ist ältlich angehaucht, die Bilder an der Wand wirken irgendwie schräg, das Publikum allein ist den Besuch wert. Da verkehren alle sozialen Schichten, sozusagen Buenos Aires pur.

Nach meiner Beobachtung aber vor allem die wohlhabenden Bewohner Recoletas, was das Ganze für den Beobachter nicht minder spannend macht.

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… hasta la vista Buenos Aires, hier war ich bestimmt nicht das letzte Mal! Abflug Sonntag früh in Buenos Aires über Santiago de Chile und Madrid nach Frankfurt/M. Ganz schöne (Tor)Tour!

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