Daily Archives: 1. März 2013

The Road to Mandalay

Frank Sinatra hat sie so besungen:

“By the old Moulmein Pagoda
Looking eastward to the sea
There’s a Burma gal a settin‘
And I know that she waits for me
And the wind is in those palm trees
And the temple bells they say
Come you back you mother soldier
Come you back to Mandalay, come you back to Mandalay
Come you back to Mandalay
Where the old flotilla lay
I can here those paddles chonkin‘
From Rangoon to Mandalay
On the road to Mandalay
Where the flying fishes play
And the dawn comes up like thunder
Out of China across the bay
Ship me somewhere east of Suez
Where the best is like the worst
And there ain’t no Ten Commandments
And a cat can raise a thirst
And those crazy bells keep ringing
‚Cause it’s there that I long to be
By the egg foo yong pagoda
Looking eastward to the sea.”

Bei uns gestaltet sich das natürlich ein Wenig anders. Die “egg foo yong pagoda” haben wir auch nicht gesehen.

Nach unserem morgendlichen Start in Bagan geht es zunächst noch einmal über`s Land. Als wir an einem verschlossenen Bahnübergang anhalten, bekommt Petra – die gerade am Fahren ist – Anweisung zurückzusetzen. Grund: es gibt hier keine Schranken, sondern Tore … und das Tor lässt sich erst nach unserem Zurücksetzen (Radius) wieder öffnen. Ok, ok …

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Um die Mittagszeit haben wir die Hälfte der Strecke geschafft. Es geht auf die Autobahn – man höre und staune. Zuvor aber noch ein Mittagessen im Autobahnrestaurant. Alles total modern hier, schöne neue Welt! Passt gar nicht in unser Myanmar-Bild.

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Aber dann wird`s doch noch less cool – und wieder mehr birmanisch; als wir das Restaurant verlassen wollen, werden wir vom Personal – der Hitze wegen – mit Regenschirmen bis vor die Eingangstür unserer Autos geleitet.

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Auf den Yangon-Mandalay Expressway d`rauf. Weiß jetzt, woher der Ausdruck “Gähnende Leere” kommt. Ganz schön einschläfernd so gänzlich ohne Verkehr. Und nach den vielen Pisten auch ungewohnt. Viele Autos sehen wir jedenfalls bis Mandalay nicht.

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Weiß gar nicht, wer sich hier an der Mautstelle Q-en soll?

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In Mandalay angekommen bekommen wir einen staubigen und hässlichen Stellplatz auf einem Fußballplatz zugewiesen. Nix zu machen, das Militär will es mal wieder so. Das ist der Preis, den wir dafür zahlen müssen, als erste mit dem Wohnmobil das Land bereisen zu dürfen. Wenigstens zentral in der Innenstadt ist er gelegen.

Mandalay gilt bis heute als das eigentliche Zentrum birmanischer Kultur.

Es liegt am Ayeyarwady-River ca. 700 Kilometer nördlich von Yangon. Mandalay wurde von König Mindon 1857 in freiem Gelände am Ufer des Ayeyarwady errichtet und zwar einer alten Prophezeiung folge leistend, dass an dieser Stelle zum 2400. Jubiläum des buddhistischen Glaubens, eine Stadt entstehen würde.

Von 1857 bis 1885 diente Mandalay als letzte Hauptstadt des birmanischen Königreichs. Nach der Eroberung Mandalays am 28. November 1885 und der Plünderung des Königspalastes durch britische Truppen wurde König Thibaw Min nach Indien ins Exil deportiert und die Hauptstadt nach Rangun, heute Yangon, verlegt. Im Zweiten Weltkrieg wurde Mandalay bei Kämpfen zwischen der japanischen Armee und den Briten weitgehend zerstört, der Königspalast in Schutt und Asche gelegt. Ende der 90er-Jahre ließ die Militärregierung unter anderem auch durch den Einsatz von Zwangsarbeitern die alten Königspalastanlagen wieder aufbauen. Sie dienen heute weiten teils als Kaserne.

Aufgrund seiner strategisch günstigen Lage am Transit-Verkehrskorridor zwischen Südchina und dem Indischen Ozean ist die Bedeutung der Stadt als wichtiges Wirtschaftszentrum von Birma weiter gestärkt worden. Der Zuzug von chinesischen Kaufleuten hat die demografische Struktur der Stadtbevölkerung in den letzten Jahren deutlich verändert; auch mafiöse Strukturen haben damit Einzug gehalten. Man sagt, der Reichtum Mandalays beruhe im Wesentlichen auf Drogengeldern (Opium). Tatsächlich sieht man hier auch erstaunlich viele dicke Autos bis zum Porsche Cayenne.

Mandalay ist trotzdem eine freundliche und vor allem sehr lebendige Stadt.

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Unsere Besichtigungen beginnen wir am nächsten Morgen stimmungsvoll etwas außerhalb der Stadt an der berühmten U-Bein-Brücke über den Taungthaman-See bei Mandalay. Es soll mit 1,2 km die längste Teakholzbrücke der Welt sein. Errichtet 1849 aus zurückgelassenem Teakholz alter Residenzen – etwa 1.000 Stämmen; einige wurden leider schon durch Betonstützen ersetzt.

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Manfred nimmt sich für den Weg zurück ein Boot.

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Im Süden der Stadt laufen aus allen vier Himmelsrichtungen überdachte Basar-Passagen in die Mahumini-Pagode zusammen. Die dort verehrte Mahumini-Statue ist neben der Shwedagon-Pagode in Rangun eine der Hauptpilgerstädten des Landes. Sie wurde 1784 von König Bodawpaya hier her gebracht. Archäologen vermuten, dass sie im 2. Jhdt. nach Christus als Abbild Buddhas geschaffen wurde, der gerade über die vier edlen Wahrheiten belehrt wurde. Sie ist 3,80m hoch und war ursprünglich eine Bronzefigur, die im Laufe der Zeit von gläubigen Männern (Frauen dürfen nicht zur Statue vordringen) fast bis zur Unförmigkeit mit Blattgold bedeckt wurde. Das Gewicht des aufgeklebten Blattgoldes wird mittlerweile schon auf mehrere hundert Kilogramm geschätzt. An den Armen soll es etwa 25cm dick sein.

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Als einer der sakralen Hotspots des Landes finden hier auch die Mönchsweihen junger Birmaner im Kreise der Familie statt. Jeder Birmaner sollte, wenn auch nur für einen Tag in  seinem Leben, Bettelmönch gewesen sein. Häufig ist es aber auch eine Woche, ein Monat, ein Jahr … oder für immer. Das ist freigestellt. Bei den Mönchsweihen, die mich ein Wenig an Konfirmation oder Kommunion erinnerten, werden die Jungs kolossal – wie kleine androgyne Prinzen ausstaffiert. Die Mütter und Väter sind glücklich.

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Von der Mahumini-Pagode aus begeben wir uns zum “größten Buch der Welt”, der Kuthodaw-Pagode. Eigentlich nicht wirklich ein Buch sondern eine Sammlung von Texten. Ab 1861 sollen zweihundert örtliche Kunsthandwerker für sieben Jahre damit beschäftigt gewesen sein, auf 729 Marmortafeln die “Drei Körbe” (drei Teile der buddhistischen Lehre), auch als Palikanon bezeichnet, zu verewigen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Texte immer nur auf Palmblätter geschrieben worden. Jede der Marmortafeln erhielt zum Schutz gegen Witterung eine kleine Pagode. Schlaumeier haben errechnet, dass man bei 8 Stunden Lesezeit täglich etwa 450 Tage bräuchte, um alles zu lesen – Schlaumeier eben! Auf jeden Fall eine sehr schöne Anlage.

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Beim Schlendern durch die Anlage stoßen wir auf diese – eigentlich – geschäftstüchtige junge Dame, die Blumen verkaufen möchte. Aber spielen eben auch!

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Außerdem ist sie scharf auf Petras Hut – Rollentausch.

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Bei dem Mädchen schön im Gesicht zu sehen: in Myanmar wird von nahezu allen einheimischen Frauen die fein vermahlene Rinde des Thanaka-Baumes dazu verwendet, eine pflegende und hautschützende kosmetische Creme oder Salbe herzustellen. Thanaka-Pulver wird in Myanmar auf allen Märkten angeboten. Der Thanaka-Baum ist relativ klein und wächst auf offenen flachen Anpflanzungen. Das Holz des Baumes ist sehr hart, gelblich gefärbt und verströmt einen angenehmen Duft. Die natürlichen Inhaltsstoffe des Pulvers aus der Thanaka-Rinde helfen insbesondere die Haut vor den schädlichen UV-Strahlen zu schützen und den Feuchtigkeitsverlust der Haut zu vermindern. Über Schönheit lässt sich nicht streiten! Noch ein Beispiel – Verkäuferin von Seerosen mit der Patte im Gesicht!

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Vor dem Mittagessen für mich noch ein Highlight. Das Shwenandaw-Kloster. Der beeindruckende Holzbau ist das einzige originale Überbleibsel vom einstigen Kern des Königspalastes – und hat bereits zwei Umzüge überstanden. Zunächst 1782 errichtet, wurde es 1857 zerlegt und innerhalb von zwei Jahren in Mandalay komplett wieder aufgebaut. 1880 wurde es abermals abgebaut und außerhalb der Palastmauern in der Nähe des Osttores wieder aufgebaut. Dies lies es den verheerenden Feuersturm über die Palastmauern im Jahr 1945 überleben. Besonders beeindruckend, es gibt kaum eine Fläche, die nicht mit kunstvoll geschnitzten Naturfiguren oder Blumenornamenten ausgeschmückt ist. Leider – wie häufig um die Mittagszeit keine guten Fotos.

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Nach so viel Kultur haben wir uns ein Mittagessen verdient. Zurück in die Innenstadt und zum Chinesen.

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Mal schauen, was es bei Nachbars so gibt. Leider schmeckt das Essen insgesamt etwas eigenartig. Unsere Ente hat einen Fischsoßen-Geschmack. Nur Petras Nudeln schmecken gut. Die Blicke auf den Nachbartisch haben sich wohl gelohnt!

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Bevor wir nach einem kleinen Rundgang durch die  örtlichen Markthallen wieder zurück zum Stellplatz unseres Wohnmobils fahren, nehmen wir im “In-Lokal” der Stadt genannt NYLON noch je einen Eiskaffee und beobachten die Szenerie.

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Auf dem Weg zu den Markthallen … der Clocktower von Mandalay. Scheinen die Briten hier fest in den Köpfen der Birmanen verwurzelt zu haben … gibt es in ganz vielen Orten in mehr oder minder großen Versionen.

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… und des Abends steht ein Theater-Besuch an. Es sind leider fast ausschließlich Touristen, die sich noch für diese Kunstform interessieren, damit aber auch am Leben erhalten. Dabei handelt es sich um eine hochstehende Kunst, denn das Spielen der Puppen ist eine komplizierte Angelegenheit. Bis zu 20 bis 30 zu bedienender Fäden kann so eine Marionette heute noch haben. Macht Euch selbst ein Bild bei den Links zu den Videos. Einmal gezeigt wird ein galoppierendes Pferd – das andere Video zeigt einen Fußballspieler bei Ballübungen. Not bad!

Schild (Mittel)

Zuschauerraum (Mittel)

Pferdle Wand (Mittel)

Marionetten 1 (Mittel)

Marionettenspieler (Mittel)

Marionetten 2 (Mittel)

 

Hier die Links zu den Videos:

http://dl.dropbox.com/u/68801596/Pferdle.MOV

http://dl.dropbox.com/u/68801596/Fu%C3%9Fballer.MOV

 

Nach dem anstrengenden Theaterbesuch (Stühle unbequem – Popoweh und Dorscht!) geht es noch zum Essen und vor allem Trinken zu Uncle Chans Beergarden. Leckeres Frischgezapftes.

Gruppe bei Uncle Chans (Mittel)

D bei Uncel Chans 1 (Mittel)