Nach einem kurzen Zwischenstopp für eine Nacht in der neuen, auf dem Reißbrett entstandenen, Hauptstadt Myanmars, Nay Py Taw, treffen wir am 5. März von Mandalay kommend in Yangon ein.
Yangon (4-5 Mio. Einwohner), früher Rangoon, war bis zum 6. November 2005 Hauptstadt Myanmars; dann starteten etwa 600 Militärlaster Richtung Nay Py Taw und die Hauptstadt wurde auf Geheiß der Militärjunta “mal eben” einfach umgezogen bzw. verlegt. Grund: angebliche Angst vor einer amerikanischen Militärinvasion auf Yangon. An der neuen Hauptstadt war bereits seit dem Jahr 2000 heimlich gebaut worden, inkl. Flughafen, Golfplatz etc.. Heute ist es eine leblose Ansammlung von überbreiten und übergeraden vier- bis sechsspurigen Straßen, Geisterhotels, Geister… etc. – einfach total artifiziell.
Wir freuen uns auf unser lange geplantes Treffen mit Frankee in Yangon, der uns telefonisch bereits bei der Einfahrt in die Stadt erreicht. Wir machen gleich was aus und treffen uns mit den beiden Myanmar-Reisenden am Abend in einem französischen Restaurant im Botschaftsviertel; ein sehr schöner Abend – siehe auch Blog-Artikel “Gipfeltreffen in Rangoon”!
Am nächsten Morgen steht das nächste Highlight an, der Besuch der wohl berühmtesten Pagode der Welt, der Shwedagon-Pagode.
Die Pagode ist der wichtigste Sakralbau und gleichzeitig das unumstrittene religiöse Zentrum des Landes. Sie gilt auch als Wahrzeichen Myanmars. Erbaut auf einem mit zwei Terrassen geschmückten Hügel, genannt Pegu-Joma, überragt die goldene Shwedagon-Pagode auch heute noch die ganze Stadt.
Der Legende nach ist die Pagode mehr als 2500 Jahre alt. Aufzeichnungen buddhistischer Mönche bezeugen, dass die Pagode bereits vor dem Tod des historischen Buddha Siddhartha Gautama im Jahre 486 v. Chr. erbaut wurde. Die Legende der Shwedagon Pagode beginnt mit den zwei Brüdern, Taphussa and Bhallika, Händlern aus dem Staat Ramanya, die vom Buddha Gautama acht seiner Kopfhaare erhielten. Die beiden Brüder zogen daraufhin nach Birma, wo sie mit Hilfe von König Okkalapa auf dem Singuttara-Berg eine zehn Meter hohe Pagode errichteten, in der die acht Haare in einer goldenen Schatulle eingemauert wurden.
Archäologen glauben, dass die Pagode irgendwann zwischen dem 6. und 10. Jahrhundert durch das Volk der Mon errichtet wurde. Auch diese Datierung ist allerdings umstritten. Die ersten halbwegs glaubwürdigen Berichte über die Pagode stammen vom Ende des 14. Jahrhunderts, als der Mon-König Binnya U von Bago wohl im Jahr 1372 die Pagode (wieder) errichten ließ und auf eine Höhe von 18 Metern vergrößerte. Ein halbes Jahrhundert später erweiterte König Binyagyan die Pagode erneut; dann auf eine Höhe von bereits 90 Metern. Seine Nachfolgerin, Königin Shinsawbu gab der Pagode ihr in etwa heutiges Erscheinungsbild. Ihre jetzige Höhe von 98 Meter erreichte die Shwedagon unter König Hsinbyushin im Jahre 1774. Die Gattin des Königs selbst stiftete ihr Körpergewicht in Gold für die Verkleidung der Pagode. Fragt sich, wie schwer die Dame wohl war?
Die Shwedagon-Pagode wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals von schweren Erdbeben beschädigt, aber immer wieder hergestellt.
Auch für die birmanische Freiheitsbewegung ist die Shwedagon-Pagode ein wichtiger Ort. 1920 war sie Mittelpunkt der Studentenrevolte gegen die britische Kolonialregierung. Die heutige Oppositionsführerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, hielt hier ihre erste öffentliche Rede.
Man erreicht die auf dem Hügel liegende Pagode über vier riesige Eingangsbereiche mit Rolltreppen. Wir wählen den weniger frequentierten Südaufgang; unsere Wohnmobile stehen unweit südlich der Pagode in einem Park.
Oben angekommen haut es einen dann schon um – bei dem Anblick – alles sehr gülden und riesig groß!
Gläubige überall – wir machen einen Rundgang um die Pagode – im Uhrzeigersinn versteht sich – lassen uns treiben in der sehr besonderen, schwer zu schildernden Atmosphäre.
Gläubige übergießen Buddha-Figuren mit Wasser – das soll Glück bringen. Ich denke, bei den etwa 37 Grad C würde ich mich auch gerne mit Wasser übergießen lassen. Das hat der Buddha schlau angestellt.
Wir setzen uns hin und schauen dem Treiben zu – man könnte sich stundenlang dort aufhalten – einfach nur schauen.
Buddha-Figuren in allen Ausführungen …
… diese Modelle sehen nach Star-Wars aus.
Nach zwei Stunden verlassen wir das Heiligtum wieder – tief beeindruckt und wirklich sprachlos gehen wir auf den Ausgang zu, fahren mit der Rolltreppe wieder herunter, holen unsere Schuhe wieder ab, lassen uns gegen einen kleinen Obolus die vom Barfusslaufen schwarzen Füße abwaschen und gehen zurück zum Wohnmobil.
Im Wohnmobil angekommen ziehen wir uns wieder “unzüchtig”, aber klimagerecht an (kurze Hosen, schulterfrei etc. …). Dann schnappen wir uns ein Taxi und fahren in die Innenstadt von Yangon. Zunächst Richtung Großem Markt (Bogyoke Aung San Markt). Dort kaufen wir ein paar Myanmar-T-Shirts; T-Shirts sind bei diesen Temperaturen doch angenehmer als die Polohemden.
Es ist brüllend heiß mit hoher Luftfeuchtigkeit und wir schleppen uns kreuz und quer durch die Innenstadt Richtung Ufer des Yangon River.
Ein iced coffee jagt den nächsten.
Zerstochen von den Moskito-Attacken der letzten Nacht suchen wir nebenbei ein Moskitonetz. Ich muss das Dachfenster über unserem Bett dicht bekommen. Zwar verfügt dieses bereits über ein Moskitonetz, aber auf unbekannte Weise scheinen die raffinierten Viecher einen Weg durch die Zwangslüftung des Fensters unter Umgehung des Moskitonetzes nach drinnen zu finden. Wir können das Fenster nachts nicht geschlossen lassen, da dies der höchste Punkt im Wohnmobil ist und sich die heiße Luft dort sammelt; wir schwitzen … hmmm, das riecht lecker, das mögen die.
Schließlich finde ich tatsächlich zufällig in einem Supermarkt ein Moskitonetz, aus dem ich nachmittags mit Panzerband und Scheere eine “zweite Verteidigungslinie” bastele. Funktioniert bis zum heutigen Tag perfekt. Zurück zur Innenstadt Yangons und unserem Rundgang.
Clock-Tower
Sule Pagode
City Hall
Das Flussufer stellt sich als eher unspektakulär heraus. Man kommt wegen der Hafenanlagen eher schwierig direkt an den Fluss heran. Trotzdem schön anzuschauen das muntere Treiben rund um die Landungsbrücken der Flussfähren.
Wir müssen beide mal dringend ein “dabbeljusie” (WC) aufsuchen, die iced coffees machen sich bemerkbar. Was liegt näher, als ein Besuch im direkt gegenüberliegenden Grand Hotel “The Strand Hotel”. Yangons bekannteste und erste Adresse, erbaut 1901 von den Sarkie Brothers, die auch das berühmte Raffles in Singapore schufen. In kolonialer Atmosphäre gibt es Luxus pur. Toiletten prima, sauber, Stoffhandtücher und wir entdecken noch einen funktionierenden Geldautomaten.
Dann geht`s wieder zurück ins richtige Leben, an den Garküchen in der Nähe der Sule Pagoda Rd. vorbei. Schade, dass wir keinen Hunger haben (zu heiß!), hier lässt es sich wohl gut speisen. Frankee und Nina hatten es uns schon empfohlen.
Wir machen uns langsam auf den Rückweg Richtung Markthallen und durchstreifen dabei langsamen Schrittes (“schwitz”) noch einmal die Innenstadt. Von dem ehemalig sicherlich reichlich vorhanden gewesenen kolonialen Charme der Gebäude ist leider nicht mehr viel übrig. Monsun und Hausschwamm fressen sie auf.
Und finden mal wieder Toilettenpapier in der Auslage – muss sofort dokumentiert werden: und es gibt eben doch überall das begehrte Papier! Passanten schauen mich verwundert an, wie man Toilettenpapier fotografieren kann – die spinnen die Touristen!
An den Markthallen angekommen, nehmen wir uns ein Taxi nach Hause. Nachmittag frei, Moskitonetz installieren, Blog schreiben, Frankee und Nina noch mal treffen, was leider nicht klappt, da der Park zu unserem Stellplatz € 5/pro Person Eintritt kostet und die Beiden schon an ihre abendliche Abreise mit dem Bus Richtung Lake Inle denken müssen … für uns geht es am nächsten Tag weiter Richtung Thailand. Zum Abschied noch ein nächtliches Foto der Shwedagon-Pagode von unserem Stellplatz im Park aus.