Wir verlassen Chongquing mit einem tränenden Auge, wären gerne noch ein paar Tage länger geblieben. Es geht zunächst Richtung Südosten im großen Bogen, dann wieder nach Westen zum Verlassen Chinas über Nanning und Mengla nach Laos.
Vordergründig schlauer, wäre es sicherlich gewesen, von China aus direkt nach Vietnam einzureisen. Dies verbot sich allerdings vor dem Hintergrund der Schwierigkeiten, die beide Länder um das Bereisen ihres Landes mit einem Wohnmobil machten. In China muss man genaue Kalenderdaten angeben, wann man einreist, sich wo und wie lange aufhält, wann man ausreist, etc., während die Vietnamesen bis zuletzt um jeden Cent gepokert haben, der zu zahlen für die Einreise mit dem Wohnmobil dann notwendig wurde. Da nicht klar war, wie die Verhandlungen mit den Vietnamesen ausgehen könnten und ob wir überhaupt einreisen, wurde der sicherere Weg gewählt, d.h. Angabe eines genauen Ausreisedatums bei den Chinesen nach Laos.
Zunächst fahren wir über Zunyi den Ort Anshun mit dem nahe gelegenen Huangguoshu-Wasserfall an. Unterwegs sehen wir immer wieder diese Werbung an der Autobahn, die uns beide unweigerlich an Audrey Hepburn denken lässt.
Wir rätseln, was beworben werden könnte. Unser Guide klärt uns abends auf – schnöder Whiskey.
Der Huangguoshu-Wasserfall, den wir am nächsten Morgen besuchen, hat eine Höhe von 74 Metern und eine Breite von 101 Metern. Er soll damit der größte Wasserfall Chinas und sogar ganz Asiens sein. Zu Vergleich die Viktoria Fälle sind 110 Meter hoch, allerdings 1,7 Kilometer breit. Ganz neu-chinesisch-modern nähert man sich dem Wasserfall über zwei gigantische Rolltreppenanlagen – nix mit laufen! Schöne neue Welt.
Nein, das ist er noch nicht der Wasserfall …
… aber jetzt!
Zwischendurch aus gegebenem Anlass (… sie stehen überall herum, so auch hier heute, kommt es ganz dicke!) einige Verbots bzw. Gebotsschilder. Der Chinese liebt sie offensichtlich oder macht ständig irgendwelchen Blödsinn.
… unterm Wasserfall?
… keine Leitern am Wasserfall anstellen?
Selfexplaining?
Zurück zum Wasserfall, der sich trotz Trockenzeit doch als einigermaßen eindrucksvoll herausstellen sollte.
Hinter dem Wasservorhang des Falls befindet sich ein Höhlensystem, durch das man von einer Seite des Wasserfalls zur anderen gelangt. Schön ausgeleuchtet?
Auf dem weiteren Weg Richtung Guilin in der Provinz Guangxi kommen wir in Regionen Chinas, wo es üblich ist, nicht nur Fisch, Rind, Huhn etc. zu verspeisen. Feilgeboten werden per Foto des Tieres am Restaurant auch Hunde.
Guilin liegt an den Ufern des Li Jiang (Li-Flusses). Die chinesischen Schriftzeichen des Namens Guilin bedeuten „Stadt des Duftblütenwalds“. Der Name bezieht sich auf die große Anzahl von stark duftenden Osmanthus-Bäumen in den Allen der Stadt. Die Stadt soll in einer beeindruckenden Landschaft zwischen Hügeln erbaut sein, die es uns in Folge Dauerregens über ganze zwei Tage jedoch nicht vergönnt war, zu sehen. Lediglich schemenhaft konnte man sie erahnen. Wir treiben uns in Shopping-Centern herum, reparieren unser Auto bzw. Verkleben die Gummi-Kabinenstabilisatoren des Alkovens am Fahrerhaus neu mit Sikaflex und genießen das Nichtstun – machen Spaziergänge im Regen … hier schön zu sehen, die in Asien üblichen gesonderten Fahrstreifen für Motorräder und Motorroller.
Selbst Grachtenboote scheinen vor dem Kopierwahn der Chinesen nicht sicher zu sein.
Motorroller mit Regen bzw. Sonnenschirm – fest installiert unterhalb des Lenkers. Mit so etwas würde ich gern mal über die Wilhelmstraße fahren.
… und abends geht es ins “Amani”, ein italienisches Restaurant, dass wir über den Lonely Planet entdeckt haben. Leckere Pizza, Nudeln und bayerisches Weißbier aus der Dose.
In der Hoffnung auf besseres Wetter verlassen wir am 24.04.2013 Guilin Richtung Yangshuo, berühmt für seine Landschaft mit Karstbergen – eines “der” touristischen Reiseziele für Chinesen, abgebildet sogar auf einem Yuan-Geldschein.
Es sind nur wenige Kilometer dorthin – wir haben weiterhin kein Glück mit dem Wetter.
Zwei verregnete Tage auch in Yangshuo. Wir nehmen ein Hotelzimmer, um nicht die ganze Zeit auf einem innerstädtischen Parkplatz bei Regen im Wohnmobil sitzen zu müssen – Entdeckung im Bad des Hotels (zum Thema chinesischer Schilder- und Regelungswahn).
Wir beschweren uns nicht, wir hatten über Monate nur gutes Wetter, schade ist es trotzdem.
Das übliche Programm … Spaziergänge durch die Stadt, kleine Einkäufe, Essen gehen.
Wir entdecken ein Taschengeschäft, in dem man uns nach kurzem Verweilen im Ladenraum bereits anbietet, den sogenannten “secret room” zu besuchen. Wir unwissenden Langnasen schnallen zunächst gar nichts. Als wir allerdings den betreffenden Raum über eine versteckte Tür betreten, gehen uns gleich mehrere Lichter auf – vom Original wohl kaum zu unterscheidende Kopien von Handtaschen der Firmen Hermés, Gucci, Prada, Luis Kartong, Bottega Venata, etc.
… und wir entdecken ein bayerisches Restaurant mit einem deutschen jungen Koch, der, um Erfahrungen zu sammeln, sich zwei Jahre nach Yangshuo verdingt hat – Respekt!
Auf den “one meter” Jaegermeister haben wir verzichtet, aber ein Schnitzel mit Pommes und ein Weißbier haben wir schon zu uns genommen.
Abends stürzen wir uns nach weiteren Weißbieren im Hofbräuhaus ins chinesische Nightlife Yangshuos.
Alles ziemlich “strange” für uns (Karaoke, Live-Musik, Spieltische …). Nicht ganz unsere Altersklasse – trotzdem interessant.
Bevor wir nach Hause gehen, hat Petra mal wieder Autogrammstunde.
Von Yangshuo aus treten wir quasi die Heimreise nach Laos an. Die Zeit in China ist rasend schnell vergangen. Und … wir sind am Ende knapp 8.000 Kilometer durch China gefahren.
Es geht in die Hauptstadt der Provinz Guangxi, nach Nanning – die für mich “gefühlt” noch mal ein Höhepunkt der Reise ist, auch wenn wir dort nur einen Nachmittag und Abend verbringen. Die Stadt ist Industriestadt, Tor nach Vietnam (nur 160 km zur Grenze) und hat knapp 7 Mio. Einwohner – halt `ne echte Provinzstadt!
Es sind die Gegensätze und das Unerwartete, die China für mich am Ende ausmachen bzw. interessant machen. Dieses neue junge, gigantische, dynamische und reiche China in Verbindung mit dem alten, dem armen China, dem Dreck, den Garküchen, dem Gestank … etc. Ich glaube aber, ich kann es einfach nicht richtig beschreiben. Ein Spaziergang durch Nanning.
Neben riesigen Shopping-Centern auch kleine schräge Boutiquen in einer Seitenstraße.
Fastfood-Land.
… ein kleiner Vorgeschmack auf Saigon – hunderte von Motorrollern an einer Ampel.
“Alt-“chinesische Fressmeile. Bis hin zu gegrillten Wanzen ist alles erhältlich. Hier jedoch überwiegend Seafood.
MUSTBUY wäre vielleicht noch besser.
Abendlicher Besuch bei Benefit.
Heimweg.
… bye, bye China – ein kleines Abschiedskonzert auf der Verkehrsinsel, in Englisch natürlich.
Selbst die kleine Chinesin auf der Vespa findet es so klasse, dass es sofort gefilmt werden muss.
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