Von Dali aus begeben wir uns in eintägiger Kletterfahrt in Höhen bis über 3.700 Metern nach Shangri-La.
Shangri-La ist ein überwiegend von Tibetern und Naxi bewohnter Kreis im Nordwesten der chinesischen Provinz Yunnan und Regierungssitz des autonomen Bezirks Dêqên der Tibeter.
Der ursprünglich 1913 als „Zhongdian“ gegründet Kreis, wurde 2001 umbenannt, um mit dem weltbekannten Namen „Shangri-La“ noch mehr Touristen anlocken zu können. Der Name Shangri-La ist dem Roman “Lost Horizon” des britischen Schriftstellers James Hilton entlehnt.
Shangri-La liegt auf direktem Weg von Süden nach Tibet und wird deshalb von relativ vielen (auch westlichen)Touristen auf der Durchreise besucht. Auch das hier gelegene Kloster Ganden Songtsenling ist touristischer Anziehungspunkt.
Der Toyota schnauft und rußt wegen der dünnen Luft aus dem Auspuff. Auch wir können eine gewisse Kurzatmigkeit nicht leugnen – als wahre Perfektionisten sind die Chinesen natürlich auch hierauf vorbereitet.
Angenehm sind – nach dem schwülen Laos und dem südlichen Yunnan – die Temperaturen hier in der Höhe. Wir finden einen schönen Stellplatz außerhalb Shangri-La`s in der Nähe eines kleinen Dorfes.
Bei einem nachmittäglichen Erkundungsgang durch die nähere Umgebung entdecke ich die Rohbauten dieser faszinierenden tibetischen Häuser, die vom “Baumenschen” ein Wenig näher unter die Lupe genommen werden mussten. Man scheint aus Bruchsteinen, Holz und Lehm für die Ewigkeit zu bauen – macht jedenfalls alles einen sehr stabilen Eindruck. Und trotzdem für mein Empfinden sehr schön, gute Proportionen – ok, Geschmackssache!
Als wir dann am nächsten Morgen aufwachen, sieht es an unserem Stellplatz so aus. Der erste Schnee auf unserer Reise. Yippie, Schneeballschlacht – dafür reichte es leider nicht ganz! Trotzdem eine – wie ich fand – schöne Überraschung. Gewisse Unken (Wetterfrösche?) hatten natürlich schon am Vortag diese Ereignis vorhergesagt.
Nach dem Frühstück geht es zunächst auf einen mittlerweile ungewohnten, kleinen Winterspaziergang zur Besichtigung des Klosters Ganden Songtsenling.
Bei dem Kloster soll es sich um das größte und bedeutendste Kloster der Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus in Yunnan handeln. Bereits 1679 hatte der fünfte Dalai Lama – Ngawang Lobsang Gyatso – den chinesischen Kaiser Kangxi um die Genehmigung gebeten, hier ein Kloster errichten zu dürfen.
Seit 1993 steht das Kloster auch auf der Denkmalliste der Provinz Yunnan.
Rechts unser chinesischer Guide Zhang im Gespräch mit einem Kollegen am Eingang zum Kloster.
Direkt hinter dem Eingang zum Kloster verwirrt uns zunächst ein Wenig die angegebene Wegeführung innerhalb des Klosters. Wir entscheiden uns gegen jede der Alternativen und besteigen “eigenwillig” direkt die Treppen zum Kloster hinauf.
Oben angekommen – bevor wir uns dem eigentlichen Klosterbetrieb zuwenden – zunächst ein wunderschöner Blick über das winterliche Hochland.
Im Inneren des Klosters riesige Buddha- und Guru Rinpoche-Skulpturen über zwei Etagen …
… und die Mönche beim Morgengebet mit anschließender Tageshauptmahlzeit. Danach darf zumindest offiziell nichts mehr gegessen werden.
Wieder auf dem Klosterhof, findet unter den Augen eines tibetischen Paares eine klösterliche rituelle Veranstaltung statt. Es raucht, stinkt und riecht nach Räucherstäbchen. Selbst die Tibeter schauen ein Wenig skeptisch.
Auf dem Weg in die Altstadt von Shangri-La … “let`s go to the chinese Army”.
Wir erkunden die Altstadt Shangri-La`s bei einem Rundgang, kommen aber nicht umhin, auch hier, wie bereits in Dali, das Ganze sehr touristisch bzw. Disneyland-mäßig zu finden. Auch, wenn am heutigen Tage, vielleicht wegen des schlechten Wetters hier nur wenige Touristen zu sehen sind. Die chinesischen Touristen scheinen es zu mögen. Der Magen knurrt, wir essen ein Süppchen in einem der unzähligen Restaurants. Danach gehen wir einen heißen Kakao trinken und suchen uns dazu in der Vitrine ein Stück Käsekuchen aus. Dieses wird zu unserer Verwunderung komplett durchgefroren serviert – quasi als Eistorte! Vielleicht isst man das hier ja so? Wir lassen uns nichts anmerken.
Es ist kalt trotz Daunenjacke.
Auf dem Rückweg zum Stellplatz unsers Wohnmobils decken wir uns bei diesem netten Herren noch mit einem kleinen Vorrat an getrocknetem Yak-Fleisch ein – vielleicht sind wir morgen ja komplett eingeschneit und von der Außenwelt abgeschnitten – sicher ist sicher!
Schmeckt übrigens wirklich ganz lecker (zumindest mir – Petra dagegen gar nicht!) und gibt es in vielen Geschmacksrichtungen – mit Knoblauch, Curry etc.
Nach einer weiteren Nacht auf dem Hochplateau, jedoch keinen weiteren Schneefällen, starten wir am nächsten Morgen Richtung Lijiang. Auf dem Weg dorthin besuchen wir die Tigersprung-Schlucht.
Die Tiger-Sprung-Schlucht ist etwa 15 Kilometer lang. In ihrem Tal fließt der Jangtsekiang als wilder Gebirgsfluss auf einer Höhe von ca. 1.600 m über dem Meeresspiegel. Die höchsten Punkte bilden mit 5.596 m der Gipfel des Jadedrachen-Schneeberg auf der Ostseite und mit 5.396 m der Gipfel des Haba Xueshan auf der Westseite. Misst man den Höhenunterschied vom tiefsten Punkt zum höchsten, ist sie mit rund 3.900 m Höhenunterschied die tiefste Schlucht der Welt.
Der Legende nach soll ein Tiger die Schlucht an ihrer engsten Stelle über einen Felsblock in der Flussmitte mit zwei Sprüngen überwinden können.
Wir fahren nach Zahlung von ca. 20 € mit dem Auto direkt in die Schlucht bis zum Parkplatz hinein.
Von dort aus beginnt der Abstieg mit ca. 2.500 Stufen zum Tigersprungfelsen in der Schlucht. Das Ganze soll noch wesentlich dramatischer zur Regenzeit sein, da dann der Jangtse wesentlich mehr Wasser führt. Trotzdem ein schönes Schauspiel.
Da isser der dicke Felsen!
Von den chinesischen Touristen und ihrer Fotowut (Facebook-Fotos) inspiriert, schießen wir auch einige solche!
Nach anstrengendem Aufstieg (2.500 Stufen) und Kaffeepause mit Andreas, Eva und Marc fahren wir weiter, aus der Schlucht wieder hinaus – trotzdem immer weiter am Jangste entlang Richtung Lijiang.
In Lijiang, das um einiges tiefer liegt (nur noch 2.600 m!), herrscht bereits Frühling – die Kirschbäume blühen bei unserer Einfahrt in die Stadt.
In der Gegend um Lijiang (in der Siedlung Baisha) war einst die Hauptstadt des Naxi-Königreichs. Mitte des 13. Jahrhunderts wurde die Region von der Yuan-Dynastie unter Kublai Khan erobert. Lijiang selbst wurde in dieser Zeit unter diesem Namen gegründet.
Es entwickelte sich zu einem wichtigen Handelszentrum zwischen Tibet und Yunnan, was es bis heute ist.
Bei einem Erdbeben im Februar 1996 wurde ungefähr ein Drittel der Stadt zerstört. Während interessanterweise viele traditionelle Häuser das Beben überlebten, stürzten viele modernere Betonbauten ein. Danach, mit der Entwicklung des Tourismus im Hinterkopf, wurde das alte Stadtzentrum geschmackvoll in traditionellem Stil wieder aufgebaut (Disneyland?).
Seit 1997 hat das alte Stadtzentrum Lijiangs den Status des UNESCO–Weltkulturerbes.
Mit dem Bad Homburg im Taunus besteht seit 2011 eine Städtepartnerschaft.
Wir fahren zunächst durch Lijiang hindurch und finden einen wirklich schönen Stellplatz 10 km außerhalb der Stadt in freier Natur, wo wir zwei Nächte stehen bleiben wollen. Im Hintergrund der 5.596 Meter hohe Yulong Xueshan (Jadedrachen-Schneeberg oder Weißer Jadedrachen-Berg).
Da Petra seit dem Vorabend über Magenbeschwerden klagt, starte ich am nächsten Morgen alleine bzw. zunächst mit Eva und Marc in die Stadt Lijiang. Nachdem ich mich von Eva und Marc getrennt habe, genieße ich es mal ganz alleine zu sein und erkunde zunächst die Neustadt Lijiangs und ihre Schönheiten.
Es gibt die üblichen westlichen Geschäfte und Boutiquen (Boss, Nike, etc.), aber auch das eine oder andere sonstige interessante Lädchen. So entdecke ich einen Shop, der nur chinesische Sonnenschirme für die Dame verkauft. Ich gehe hinein und wühle mich durch die reiche Auswahl – die chinesische Damenwelt ist mir dabei sehr behilflich, ein wunderschönes Exemplar (Knirps-Größe) in rosa mit Pailetten etc. zu finden, das ich Petra abends mitbringe. Hat riesigen Spaß gemacht. Fotos von Petra`s Sonnenschirm werden nachgereicht.
Das Thema Elektromobilität wird in Asien – speziell in China – ganz groß geschrieben. Ein Großteil der Roller ist elektrisch betrieben. Hier wird gerade einer geladen.
Die nach dem Erdbeben von 1996 wieder aufgebaute Neustadt ist großzügig mit Fußgängerzonen und Grünbereichen angelegt.
Auch ein “China-Thema” – der große Bruder beobachtet einen überall. Hier ein Polizeibus mit vielen Kameras auf dem Dach und Polizeibeamten im Inneren vor diversen Monitoren. Überall wird man in China gefilmt, fotografiert. Selbst auf den Straßen und Autobahnen stehen Blitzer, die einen nicht etwa fotografieren, weil man zu schnell gefahren ist, sondern einfach mal so – Blitz!
Nach einer leckeren Pizza sowie chinesischem Bierchen bei Pizza Hut geht es zum Rundgang in die Altstadt Lijiangs.
Die Altstadt von Lijiang, Dayan genannt, ist von engen Kopfsteinpflastergassen und einem Netz an Kanälen durchzogen. Sie soll eine der am besten erhaltenen Altstädte Chinas sein. Der Name Dayan rührt daher, dass die Altstadt aus der Ferne wie ein großer chinesischer Tuschestein aussieht.
Die alten Häuser ruhen meist auf einem Steinfundament und Mauern aus weiß getünchten Lehmziegeln, haben Türen, Balkone und Fensterläden aus rotem Holz und die typisch geschwungene Ziegeldächer.
Viele der Steinbrücken sind jahrhundertealt und haben sowohl einige Kriege wie das Erdbeben überstanden.
Dayan ist das Zentrum der Naxi-Minderheit, welche von tibetischen Nomaden abstammt, die seit dem 10. Jahrhundert in dieser Gegend siedeln.
Die Häuser der Naxi sind in der Regel um einen Innenhof gebaut und üppig mit mythologischen Figuren verziert.
Auch in dieser Altstadt wimmelt es – wie bereits in Dali – von chinesischen Touristen.
Es werden mal wieder Facebook-Fotos geschossen.
Blumenverkäuferinnen mit Magnum; die haben jedenfalls viel Spaß!
Diese Lady lässt sich von einem professionellen Fotografen im alten Kostüm ablichten.
Und zum Abschluss auf dem Weg “nach Hause” sozusagen, entdecke ich noch diese chinesische Rentnertruppe beim Tanzen im Park. Erscheint für uns ein Wenig ungewöhnlich, ist aber in China sehr beliebt – einfach Rekorder aufstellen und mit anderen zusammen Lostanzen.
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