Von Malakka aus bringen wir unsere Autos nach Port Klang; von dort aus sollen sie mit einem Lastkahn, eigentlich für den Transport von Kies oder Ähnlichem gedacht, in 36 Stunden mit einem Schlepper über die Straße von Malakka nach Java gezogen werden. Andere Verschiffungsmöglichkeiten nach Indonesien, wie etwa Fähren, gibt es seit einigen Jahren nicht mehr. Ein echtes Nadelöhr. Netter geruchsintensiver Verschiffungshafen. Im Hintergrund so ein Lastkahn.
In Persona werden wir am 01.07.2013 mit dem Schnellboot auf die andere Seite nach Sumatra gebracht. Sehr authentisch das Ganze.
Gefährt.
Gepäckverladung.
2. Klasse.
1. Klasse.
Meckern wohl erlaubt.
Petras feine Nase lässt uns die 3 1/2 stündige Überfahrt weitenteils an Deck verbringen.
Petra mit neuem Look. Im Hintergrund riesiges Containerschiff. Die Straße von Malakka ist von großer Bedeutung für den Welthandel, da sie eine der am stärksten befahrenen Wasserstraßen der Welt ist. Zwischen 20 und 25 % des Welthandels der Seeschifffahrt passieren diese Meerenge. Täglich wird sie von ungefähr 2.000 Schiffen befahren. Piraterie gab es bis nicht vor all zu langer Zeit auch noch. Und wir mit unserem Schnellboot mittendurch.
Sumatra bildet den äußersten Westen des bevölkerungsreichen Staates Indonesien (knapp 240 Mio. Einwohner), der mit seinen Hauptinseln in einer 5.000 km langen Kette von Sumatra über Java, Bali und West-Flores bis Timor reicht. Die Insel Sumatra erstreckt sich 1.700 km in Nordwest-Südost-Richtung und ist bis zu 370 km breit, der Äquator überquert die Mitte der Insel. Sumatra ist mit 473.481 km² immerhin die sechstgrößte Insel der Welt.
In Dumai auf Sumatra angekommen, wenden wir uns zur Sumatra-Rundfahrt zunächst nach Nordwesten. Über Bandar, Tebing Tinggi, Pematang geht es zum Toba-See. Unterwegs sehen wir riesige brandgerodete Flächen – Ursache der Brandwolken über Malaysia. Die Feuer sind aber nun aus.
Nach den Luxus-Straßen Malaysias treffen uns die Pisten in Indonesien hart. Es rumpelt und staubt wieder.
Alles noch ein Wenig neu hier, Diesel heißt “Solar”, Benzin “Premium”. Ich passe beim Tanken nicht auf und schwupp ist es passiert. Der Toyota verliert an Leistung spotzt, spuckt und ruckelt – was ist los?
Die Dame an der Tanke hat uns Premium statt Solar in den zweiten Tank gefüllt. Ich schalte schnell auf den ersten Tank um und das Toyoten-Kätzchen schnurrt wieder. Auf der Weiterfahrt Überlegungen wir, wie wir 90 Liter Benzin los werden können – einfach Ablassen. Umweltsünde. Außerdem dauert das, bis 90 Liter `rausgelaufen sind. Und man ist in Indonesien nie alleine – innerhalb von Minuten ist man wie in Indien umringt von Menschen. In Tebing Tinggi entdecke ich eine zunächst unscheinbare Werkstatt, die sich aber bei näherer Betrachtung als ein riesen Laden herausstellt. Sie erklären sich bereit, das Benzin abzulassen. Puuuhhh!
Wir übernachten in den kühlen Bergen in der Nähe des Tobasee. Die Gegend ist im Gegensatz zu großen Teilen Rest-Indonesiens christlich. Also eine Übernachtung mit angenehmen Rahmenbedingungen (Temperaturen, kein morgendliches Muezzin-Gejaule). Am nächsten Morgen starten wir gut ausgeschlafen zur Besichtigung zunächst einer katholischen Kirche.
Weiter geht es über ein recht abenteuerliche Abfahrt zu einem Fischerdorf, die wir jedoch auf 3/4 der Strecke abbrechen, als man von uns allen ernstes Wegezoll verlangt. Dann eben direkt zum Sipisopiso Waterfall.
Die Toten werden hier in Badewannen ähnlichen Gräbern beerdigt.
Die Geschichte mit dem Wegezoll erleben wir nun täglich. Uns lässt man zwar künftig in Ruhe, aber in fast jedem Dorf steht ein Polizist, der tatsächlich die Hand aufhält. Lkw-Fahrer und Busse legen Scheine hinein. Im Gegenzug gibt es keine Gewichtskontrollen (Überladung etc.). Auch an Baustellen wird von selbsternannten “Verkehrsreglern” versucht zu kassieren – auch bei uns. Wir rasen meist einfach durch. So offen haben wir Korruption etc. auf der ganzen Reise noch nicht erlebt.
Abstieg zum Aussichtspunkt auf den Wasserfall.
Eigentlich ist aber der Blick auf den See von hier oben fast noch beeindruckender.
Wir setzen unsere Fahrt fort Richtung Parapat, der größten und wichtigsten Stadt am Tobasee. Dort haben wir einen Stellplatz auf einem Hotelgrundstück, wo wir zwei Nächte bleiben wollen, um den See und die Insel mit dem Boot noch näher erkunden zu können.
Ruine eines ehemaligen Hotels in Fischform auf dem Weg nach Parapat.
Am nächsten Morgen startet aber dann nur Petra zur Exkursion auf dem See.
Ich muss mich um unsere Kassettentoilette kümmern, deren nunmehr fast einjähriger Einsatz das “Campingmaterial” wohl überfordert zu haben scheint. In anderen Worten, sie ist teilweise in den unerreichbaren Unterboden des Aufbaus ausgelaufen, und es riecht im Inneren des Mobils. Stinken noch nicht, aber trotzdem Alarmstufe rot!
Der Tobasee ist mit einer Gesamtfläche von 1776,5 km² (Bodensee “nur” 536 km²), einschließlich der 647 km² großen Insel Samosir, der größte und tiefste Kratersee der Erde. Samosir verdankt seine Existenz der wahrscheinlich größten Vulkanexplosionen in der geologischen Geschichte der Erde. Der Ausbruch, der Teile Asiens unter einer bis zu neun Meter dicken Ascheschicht begrub, ereignete sich vor etwa 75.000 Jahren. Den Supervulkanausbruchs sollen nach Ansicht des Wissenschaftlers Stanley H. Ambrose nur 1.000 bis 10.000 Menschen weltweit überlebt haben. Er hätte damit die Menschheit fast ausgelöscht.
Samosir (eigentlich eine Halbinsel, aber durch einen kurzen Kanal zur Insel gemacht) ist sozusagen die Vulkankuppe. Ein paar Dutzend Dörfer liegen am Seeufer, das knapp 800 Meter hohe Plateau ist fast unbewohnt.
Schon vom Boot aus sind die auffälligen Batak-Häuser mit ihren geschwungenen Dachgiebeln bei genauer Betrachtung zu erkennen.
Unten lebten in den typischen Batakhäusern früher die Wasserbüffel, oben die Familie. Zu besichtigen sind solche Häuser auf der Insel (leider nur in Wellblechvariante) in den Orten Tuk-Tuk und Ambarita.
Kannibalismus war früher bei den Batak üblich. Bereits Marco Polo und Sir Simon Raffles berichten davon. Gefangene wurden in einem Stall gehalten und angefettet, bevor sie hingerichtet und dann verspeist wurden.
Auf dem Hof sind noch die Steinstühle zu sehen, auf denen die Stammesführer über das Schicksal von Gefangenen entschieden. Kochtopf oder nicht!
Die Insel Samosir im Tobasee ist wie auch das Umland sehr christlich geprägt: Nur ein paar Prozent sind noch animistischen Glaubens. Im traditionellen Glauben spielt die Ahnenverehrung eine zentrale Rolle: Bei einer Zweitbestattung werden die Überreste (Fest der Knochenumbettung) von verstorbenen Familienangehörigen in die aufwendig gestalteten Tugu (Grabmale) umgebettet. Hier ein solches Tugu.
Nach einer Komplettzerlegung der Kassettentoilette, Reinigung derselben bis hin zum Mechanismus (mit der Zahnbürste), Einölen der Gummidichtungen mit Olivenöl (in der Bedienungsanleitung empfohlen), Aufwischen der dekontaminierten Bereiche (soweit erreichbar), kann es am nächsten Tag weiter gehen auf der Sumatra-Rundreise. Wir wenden uns nun Richtung Süden – viele Kilometer noch, Sumatra ist groß.
Da wir ein wenig “fotografierfaul” geworden sind (zu viel Gegend), zwischendurch mal zwei kleine GoPro-Filmchen zum Download:
https://dl.dropboxusercontent.com/u/68801596/Sumatra%203.MP4
https://dl.dropboxusercontent.com/u/68801596/Sumatra%201.MP4
Sumatra (wie gesamt Indonesien) ist mal abgesehen von der Gegend um den Tobasee sehr muslimisch. Der Ramadan beginnt. Es sind Schulferien. Wir haben das Gefühl alle drehen komplett durch. Es wird nicht mehr gearbeitet, den Tag über rumgelungert, dafür nachts nur noch gefeiert. In gesamt Indonesien bedeutet das nicht endende, schwarmartige Mopedkorsos mit speziell präparierten Auspuffanlagen, in indonesisch witzigerweise “Knallpott” genannt. Ein Überbleibsel wohl aus der niederländischen Kolonialzeit. Wir haben es schnell satt. Die Landschaft und speziell die alten sind zwar großenteils wunderschön, aber wir kommen einfach nicht mehr zur Ruhe! Sind schon jetzt genervt.
Solch ein Knallpott. Im Verkehr sind sie saugefährlich, da sie überall rund um das Auto sich bewegen. Zu hunderten. Es gibt so gut wie keinen aus der Gruppe, der in Indonesien nicht irgendwann einmal Feindberührung mit einem Moped gehabt hätte.
Ortsdurchfahrt mit Markt – nur langsam kann man sich vorantasten. Einkäufe für das abendliche Ramadan-Mahl. Diese sind so üppig, dass, um es sich leisten zu können, sich i.d.R. mehrere Familien zusammentun müssen.
Am 7.7.2013 überqueren wir den Äquator. Nun heißt es auf dem Navi nicht mehr soundsoviel Grad Nord, da steht jetzt ein “S” für Süd vor der Gradzahl. Und das Wasser läuft im Waschbecken andersherum ab.
Äquatorüberquerung mit der GoPro:
https://dl.dropboxusercontent.com/u/68801596/%C3%84quator%C3%BCberquerung.MP4
Auch in Indonesien gibt es gigantische Genrationssprünge und bestimmt auch Konflikte. Alte Menschen, dem einfachen Leben verhaftet einerseits …
… die junge Genration will mehr. I-Phone, Internet, Marken-Sneekers unter dem “Pinguin-Kostüm”, wie wir es taufen.
Aber häufig haben wir auch angenehmen Kontakt zur einheimischen Bevölkerung, wie hier mal wieder beim Wassertanken.
Über Bukittinggi und Padang geht es die Westküste weiter Richtung Süden. Ein Zwischenstopp am Meer mit zwei Übernachtungen. Sieht schöner aus, als es war. Tagsüber Hitze und Fliegen, nach Einbruch der Dunkelheit trotz bester auf dem Markt erhältlicher Mückenschutzgitter Invasion der Insekten in unserem Wohnmobil. Schlimmer kam`s bislang nimmer.
Je weiter wir in den Süden der Insel vordringen, desto präsenter werden auch wieder die riesigen Palmölplantagen. Die gab es im Norden Sumatras nicht. Laster mit Palmölfrüchten.
Kurz vor Bengkulu bekommen wir einen Übernachtungsplatz direkt unterhalb Fort Marlborough angeboten.
Die Britische Ostindien-Kompagnie gründete 1685 in Bengkulu eine Handelsniederlassung, nachdem sie 1682 aus Bantam auf der Insel Java vertrieben worden war. 1714 wurde dann dort Fort Marlborough erbaut, das bis heute steht.
Wir sind spät dran – damit wir nicht so lange an einem Stellplatz rumstehen und die uns umkreisenden Mopedschwärme bzw. Knallpötte ertragen müssen. Man legt sich eben so seine Überlebensstrategien zurecht. Heute war das aber mal wieder falsch. Stellplatz bereits bei Ankunft augenscheinlich totale “S….e”. Zu spät sich was besseres zu suchen. Es wird dunkel und im Dunkeln in Sumatra auf Stellplatzsuche … nicht unsere Sache.
Wir bleiben. Am Anfang ist auch alles noch halbwegs friedlich. Wir haben Spaß mit einem Mädel, das sich vor unser Auto setzt, um uns die ganze Zeit zu beobachten – so sind se halt. Ich zücke die Kamera um sie zu fotografieren. Das wiederum findet sie unangenehm und setzt den Mopedhelm auf. Ich mache Fotos mit Helm, sie muss lachen!
Nach Einbruch der Dunkelheit ziehen wir uns zum Kochen ins Wohnmobil zurück. Vor unserer Tür nimmt die Zahl der Mopeds und Schaulustigen ständig zu. Es werden immer mehr. Wir gehen schlafen, können jedoch kaum ein Auge zu machen. Es wird an unser Wohnmobil geklopft, hunderte von Knallpötten umkreisen unseren Stellplatz. An einem anderen Stellplatz unweit von unserem, gibt es Ärger mit Jugendbanden, es wird versucht die Polizei zu rufen. Die lehnt es schließlich ab zu kommen, zu gefährlich. Super! Gegen fünf Uhr in der Frühe, nachdem wir auch noch mit Feuerwerk vom Hang herunter beworfen werden, beschließen wir sofort loszufahren … nur weg hier. Wir frühstücken unausgeschlafen einige Kilometer entfernt an einer Tankstelle. Auf dem Weg dorthin sehen wir unterwegs hunderte von Jugendlichen, die umherziehen und Krawall machen. Angetrunken, bekifft, jedenfalls ziemlich in Fahrt. Später wird uns erklärt, das sei während des Ramadan so üblich. Die Jugendlichen haben unbegrenzten Ausgang und wecken die Erwachsenen mit Feuerwerk, damit diese nicht das Frühstück vor Sonnenaufgang verpassen. Fastenmonat!
Von Bengkulu geht es weiter in die Nähe von Bandarlampung. .
Stellplatz in einem ruhigen und abgeschiedenen Ressort (Grand Elty Krakatoa Ressort). Puuhh, das brauchen wir jetzt auch mal wieder. Wir mieten uns in einem Bungalow ein und lassen zwei Tage die Seele baumeln.
Teile der Gruppe machen eine, den Erzählungen nach, extrem unbequeme und unergiebige Bootstour zur Vulkaninsel Krakatau. Das nimmt mir das schlechte Gewissen, das ich bei der Entscheidung nicht mit zu fahren schon hatte.
Der Krakatau liegt in der Sunda-Straße zwischen den indonesischen Inseln Sumatra und Java. Der Vulkan brach im Laufe der letzten Jahrhunderte mehrfach aus. Die bekannteste Eruption, bei der die gesamte Vulkaninsel vollkommen zerstört wurde, ereignete sich am 27. August 1883. Die Insel gehörte damals zu Niederländisch-Indien.
Seit 1927 entsteht am Ort des damaligen Ausbruches eine neue Insel vulkanischen Ursprungs, die Anak Krakatau, Kind des Krakatau, genannt wird.
Die Explosionsgeräusche, die den Ausbruch 1883 begleiteten, gehörten zu den lautesten der Menschheitsgeschichte. Sie sollen sowohl im 3.100 Kilometer entfernten Perth als auch auf der etwa 4.800 Kilometer entfernt liegenden Insel Rodrigues nahe Mauritius noch zu hören gewesen sein.
Die beim Ausbruch entstandene Flutwelle wurde noch in Europa registriert. An Pegeln im Golf von Biskaya, 17.000 Kilometer von ihrem Ursprung entfernt, und entlang des Ärmelkanals wurde sie als Ausschlag von 2 cm aufgezeichnet.
Nach zwei Tagen der Entspannung verlassen wir mit gemischten Gefühlen Sumatra. Eigentlich eine landschaftlich sehr reizvolle Insel mit schönen Dörfern, Wäldern und Vulkanen. Vielleicht war`s mit dem Ramadan der falsche Zeitpunkt. Was wird uns auf der extrem dicht besiedelten indonesischen Hauptinsel Java erst erwarten? Überfahrt mit dem Fährschiff von Bakahumi nach Serang, Java.
Schwimmende Bettler rund um die ablegende Fähre.
.