Etwa 100 Kilometer fahren wir bis Katherine. Nach einem kurzen Frühstücksstop bei Mc Donalds geht es weiter Richtung Westen auf dem Victoria Hwy. Etwa 50 km vor Kununurra kommen wir an die Grenze zu Westaustralien. Hier schlagen mal wieder die australischen Quarantänevorschriften zu. Es gibt tatsächlich eine Art Grenzstation. Nur muss man hier nicht die Pässe vorzeigen, sondern es wird gecheckt, ob man nicht irgendetwas Verbotenes vom Northern Territory nach Westaustralien einführt. Wir hatten in Vorbereitung darauf schon alles Frischobst, Gemüse, Frischfleisch etc. entsorgt bzw. aufgegessen. Es hielt sich im Internet hartnäckig die die Mär, auch Honig und Erdnüsse dürften nicht eingeführt werden. Da wir in Darwin beim Coles Supermarkt erst leckeren Honig und Erdnüsse gekauft hatten, wollten wir diese natürlich nicht gleich wieder wegwerfen. Also fragt Petra mal ganz freundlich. Klare Antwort: der Honig und die Erdnüsse kommen in die Tonne dort drüben.
In der Bezirksstadt Kununurra (letzte größere Ansiedlung vor den Kimberleys) suchen wir dann, um uns auf den doch längeren Aufenthalt im Outback vorzubereiten, erneut einen Coles Supermarkt auf, um einen Großeinkauf zu tätigen. Und ratet, was da im Regal steht – unser Honig. Gleiche Verpackung, gleicher Hersteller. Schwupp, in den Einkaufswagen damit. Die spinnen die … .
Hinter Kununurra biegen wir Richtung Norden auf den Great Northern Hwy ab und übernachten nach heutigen 750 km Fahrt weitestgehend idyllisch auf der Parry Creek Farm. Weitestgehend? Um nicht im Auto duschen zu müssen, geht Petra in die sehr sauberen Duschen des Campgrounds. Wir sind so ziemlich die einzigen Gäste. Nicht aber in Petras Dusche. Gerade abgetrocknet, sieht Petra einen Schatten an der Decke und dann genauer was es ist. Eine zwei Meter lange Schlange, die langsam in einem Deckenrohr verschwindet. Sofort verlässt sie den Duschraum und informiert die Besitzer der Farm, die danach einigermaßen beunruhigt die Duschanlage schließen und näher untersuchen. Am nächsten Morgen erzählen sie mir, sie hätten das Tierchen gefunden. Eine Python. Zwar nicht giftig aber … .
Wir fahren weiter, zunächst vorbei am Abzweig zur Gibb River Rd, nach Wyndham.
Wyndham wurde 1886 nach im Vorjahr getätigten Goldfunden in Halls Creek als wichtiger Hafen und als Handelsstation in East Kimberley gegründet. Schiffe brachten bis zum Ende des Booms im Jahr 1888 mindestens 5.000 Goldgräber in die Stadt. Doch nach Verlagerung des Goldrausches in die gemäßigten Klimazonen Südaustraliens reduzierte sich die Einwohnerzahl auf nur noch wenige Rinderfarmer.
1913 begann die Regierung Western Australiens mit dem Bau einer Anlage zur Fleischverarbeitung, den so genannten Wyndham Meatworks, um Wyndhams Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Trotz einer durch den Ersten Weltkrieg verursachten Unterbrechung wurden die Meatworks im Jahr 1919 fertiggestellt. Sie waren bis zu ihrer Schließung 1985 die Hauptstütze der städtischen Wirtschaft.
Seit Schließung des Schlachthofs, der die wirtschaftliche Bedeutung des Hafens für den Fleischexport schmälerte, setzt die Stadt alternativ auf Tourismus. Wyndham hat heute sage und schreibe noch 1.200 Einwohner – letztlich ein verschlafenes Nest. Berühmt unter Touristen das Krokodil am Ortseingang. Face-Book-Like.
Mit einem Cyclone müssen wir wohl nicht rechnen.
Alte Schlachthof- und Hafenanlagen.
Dann wieder zurück bis zum Abzweig der Gibb River Rd.
… auf nur bescheidenen 670km! Eigentlich die ganze Strecke der Gibb River Rd bis Derby. Viele haben wir lebend nicht gesehen – meistens tot, road-kill.
Die Gibb River Rd präsentiert sich zunächst noch asphaltiert, was sich jedoch bald ändert – dann die typische Outback-Wellblechpiste. “Eigentlich” relativ gut zu befahren, weil Trockenzeit ist. Trotzdem eine Materialschlacht. Teile des Jahres in der Regenzeit ist die Straße komplett gesperrt – man kommt nicht mehr durch die zahlreichen kreuzenden Flussläufe (Creeks). Kommentar von Petra nach einer halben Stunde: “… warum müssen wir unbedingt diese Männerstraße fahren?”
Nach ca. 2 Stunden Fahrt biegen wir ab.
Erste Kaffeepause an diesem Tag auf einer der am Verlauf der Gibb River Rd gelegenen Farmen, hier der Home Valley Station. Man scheint auf Touristen eingestellt zu sein, aber wir sind trotzdem nahezu alleine.
Weiter geht`s. Nur selten kommt einem mal ein Auto entgegen … Liegenbleiben wäre doof, kein Handyempfang und warten aufs nächste Auto. Durchaus mal 2-3 Stunden – oder auch länger - nix.
Videoausschnitt:
https://dl.dropboxusercontent.com/u/68801596/Australien/GOPR0112%20OB%20Toyo%20entgegen.MP4
… oder es geht durch einen der vielen Creeks – aber keine Probleme bei der Durchfahrt, alle nahezu ausgetrocknet.
Videoausschnitt:
https://dl.dropboxusercontent.com/u/68801596/Australien/GOPR0108%20Wasser.MP4
Die Beifahrerin zeigt sich trotzdem amüsiert. Ist ja auch langweilig, immer daneben sitzen und Wüste gucken! Ein echter Hingucker sind allerdings die australischen Baobabs von denen es hier Unmengen gibt.
Am späten Nachmittag biegen wir von der Gibb River Rd ab Richtung Kalumburu und Mitchell NP. Noch 59 km. Übernachtung auf der wirklich authentischen Drysdale River Station.
So beschreibt sich die Farm selbst:
We are not a hotel, not a motel, not a farm stay, not a bed and breakfast, not a roadhouse, but we ARE an Australian outback mixture of all these things.
While we are a general service center, even more important to your fun & comfort is our Beer Garden, "Kimberley North". Offering shaded tables, cold beer, good food and on cold nights a log fire all combine to ensure it is the hub of the North Kimberley.
Auf dem Campground kommen wir mit einer Australierin ins Gespräch, die uns von den Mitchell Falls vorschwärmt. Hatte nach Lektüre der einschlägigen Literatur gar nicht gewagt dort hin fahren zu können. Das Ganze hörte sich dort, was den Streckenverlauf und die Straßenverhältnisse angeht, sehr sehr abenteuerlich an. Die Australierin nimmt uns die Angst und wir entscheiden am nächsten Tag das Abenteuer in Angriff zu nehmen. Der Toyota sollte das schaffen.
Abendstimmung auf der Drysdale River Station. Australische Lammbratwürste.
Gemäß den Empfehlungen starten wir am nächsten Morgen zunächst weiter Richtung Kalumburu, biegen dann jedoch nordwestlich Richtung Mitchell NP und die Falls ab. Die Straße wird deutlich schlechter. Zusätzlich zum Wellblech gibt es hier riesige Löcher abwechselnd mit großen herumliegenden Felsen. Landschaftlich wird`s durchaus abwechslungsreicher.
Gott sei Dank – dry season!
Kein Felsen, Termitenhügel. Wohl nicht magnetisch.
Um Die Mittagszeit treffen wir am King Edward River ein. Welch ein Badegenuss bei 45 C im Schatten. Keine Schilder, keine Krokos.
Nach einer ausgedehnten Mittagspause – Klimaanlage mit Generator angeworfen – einem kurzen Nickerchen geht es weiter über Stock und Stein. Es wird immer abenteuerlicher, bis wir vor Sonnenuntergang unseren Stellplatz nahe der Ausgangsstation zum Besteigen der Mitchell Falls erreichen. Kurz bekommen wir noch ein Schweizer Paar mit Landrover zu Gesicht, dann senkt sich die Dunkelheit – wir sind allein. Wir kochen und gehen ins Bett. Interessante Geräuschkulisse – was es wohl sein mag. Hört sich an wie Hundegebell, Gejaule. Dingos.