Von Tifnite am kühlen Atlantik geht es heute ins heiße (ca. 35° C) und wüstige Gebirge, genauer den Anti-Atlas nach Tafraoute. Das Navi hat schon genau erfasst wo wir hinwollen.
Zunächst aber noch einmal volltanken und Geld am Automaten ziehen in Biougra; dann geht es auf kleinen mehr oder minder gut ausgebauten Straßen in die Bergwelt.
Petra hat die deutlich schlechtere Seite erwischt, meistens geht es auf der Beifahrerseite steil bergab – das nächste Mal sollten wir evtl. die Strecke in umgekehrter Richtung fahren.
Die großen Teils aus Lehm gebauten Dörfer kleben in den Berghängen. Leider setzt sich auch hier immer mehr der Bau in Beton durch – die bei den hohen Temperaturen gut klimatisierten Lehmhäuser werden verlassen und verfallen. Die klimatisch weniger angepassten Betonburgen werden dann wahrscheinlich mittels Klimaanlage gekühlt?
Bergdorf Ksar Tizourgane.
Der nur aus etwa 50 Häusern bestehende Ort liegt in knapp 1150 Metern Höhe etwa auf halber Strecke zwischen Aït Baha und Tafraoute. Wie bei fast allen von Berbern bewohnten Orten gibt es zur Geschichte von Tizourgane keinerlei schriftliche Aufzeichnungen. Die Bewohner des Ortes waren überwiegend sesshaft, lebten also im Wesentlichen von den immer schon kargen Erträgen ihrer (Terrassen-)Felder und ihrer Haustiere nach dem Prinzip der Selbstversorgung und waren gezwungen, ihren Besitz gegen Übergriffe von umherziehenden Nomaden oder verfeindeten Nachbardörfern bzw. -stämmen zu schützen. Nach ausbleibenden Regenfällen in den 1970er und 1980er Jahren wurde der Ort − ähnlich wie das nur wenige Kilometer entfernte Tioulit − von seinen Bewohnern beinahe gänzlich verlassen. Mit öffentlichen und privaten Geldern ist Tizourgane nach der Jahrtausendwende weitgehend restauriert worden; einige wenige Häuser befinden sich jedoch immer noch in sehr schlechtem Zustand.
Wir sind früh dran und zweigen kurz vor der Ankunft in Tafraoute noch in das als besonders schön beschriebene Ammeln-Tal ab; machen quaisi noch eine kleine Rundfahrt rund um Tafraoute.
Am Ende der kleinen Rundfahrt und einem Stück Pistenfahrt erreichen wir die “Roches Paint” des belgischen Künstlers Jean Verame. Der nahm 1984 mehrere Tonnen Farbe sowie einige marokkanische Feuerwehrleute, ein paar Löschfahrzeuge und -schläuche und zog hinaus in die Granitwüste, einige Kilometer außerhalb Tafraoutes, um Felsen dort mit Farbe einzusprühen.
Wir sind nicht ganz sicher, ob uns das Kunstwerk wirklich gefällt, ungewöhnlich ist es auf jeden Fall.
In Tafraoute steuern wir einen empfohlenen Campingplatz an, müssen allerdings außerhalb der Umgrenzungsmauern stehen, da unser Gefährt zu hoch für das Eingangstor zum Campingplatz ist. Genauer betrachtet stehen wir da aber viel schöner als innerhalb der Umgrenzungsmauern.
Der Akzent frei deutsch sprechende Inhaber der Anlage nutzt die Zeit in der ich uns an den Strom anschließe, Petra von dem Besuch seines Geschäftes (Teppiche?) und einem nahegelegenen “hervorragenden” Restaurant mit “echter” Berberküche zu überzeugen. Also spazieren wir gegen 18:00 Uhr los um die Berberküche mal in Augenschein zu nehmen.
Es ist noch Vorsaison und das etwa 6.000 Einwohner zählende Tafraoute präsentiert sich (noch) entspannt. Trotzdem merkt man, dass der Tourismus nicht weit ist (Agadir). Es werden Trekking-Touren mit Quad und zu Fuß und so alles mögliche andere angeboten.
Das empfohlene Restaurant stellt sich als nicht ganz so empfehlenswert heraus – wir beschließen doch lieber den heimischen Herd anzuwerfen …
… besuchen vor unserer Rückkehr allerdings noch einen nun wirklich sehr schönen Markt – ohne jegliche Angebote für Touristen.
Eines bleibt noch anzumerken: wir hatten mal wieder Probleme mit unserem Auto. Beim Volltanken unseres Wassertanks in Tafraoute fing plötzlich der Überlauf an, das Wasser wieder aus dem Tank heraus zu befördern. Grds. ist das ja so auch richtig, denn, wenn der Tank voll ist, muss das überflüssige Wasser durch den Überlauf wieder heraus. Was jedoch nicht so ganz unseren Vorstellungen entsprach, war, dass dann gleich der halbe Tank (200Ltr.) unten wieder herausläuft. Ein Telefonat mit Fa. Woelcke blieb ergebnislos; das Problem ließ sich auf der restlichen Reise nur dadurch umgehen, dass der Tank nicht mehr komplett gefüllt wurde!