… wir sind wieder in Bhutan

Darauf haben wir uns wirklich seit Langem gefreut. Raus aus dem völlig übervölkerten, lauten und so unglaublich dreckigen Indien und wieder im so stimmungsvollen, gemütlichen, langsamen und ruhigen Bhutan – ich finde, der Schweiz Asiens. Schwer zu beschreiben, aber einfach Klasse das kleine Königreich.

Gestern noch sind wir in West-Bengalen bis kurz vor Jaigaon – Grenzort Indien gefahren. Dort übernachtet, mit dem Ziel, so früh wie möglich über die Grenze nach Phuentscholing, Grenzort Bhutan, zu kommen, um die ca. 170 km bis nach Paro und die Grenzformalitäten gut zu schaffen (geplante Durchschnittsgeschwindigkeit bei 10 bis 15 km/h). Vor allem keinen von den mitreisenden “Joghurtbechern” oder der “Weißen Ware” (wie wir sie nennen) vor sich zu haben auf dieser total engen kurvigen Strecke hinein in den Himalaya. Die kommen nicht voran in ihren überlangen Wohnzimmer-röhrender-Hirsch-Ferien-in-Holland-Wohnmobilen und man schleicht mit Blick auf eine weiße Wand hinterher.

Also 4:30 Uhr aufgestanden und um 6:00 Uhr an der indischen Grenze in Jaigaon gewesen.

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Inklusive Zoll (carnet de passage) und der Überfahrt zur/den Formalitäten auf der bhutanischen Seite, hat uns das vier Stunden gekostet. Durch dieses Tor kommt man `rein.

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Um etwa 10:00 Uhr starten wir nach einem bhutanischen Frühstück mit Fladen und irgendeiner Pampe (etwa indischer Dal?), Milchtee – trotzdem alles in allem sehr lecker, durch.

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Immer schön bergauf – hinein in den Himalaya. Innerhalb sehr kurzer Zeit von geschätzten 200 Metern auf eine Höhe von an diesem Tag max. ca. 2.500 Metern. Kurven ohne Ende. Atemnot – ein Wenig. Kein Wunder, die Höhe und die Abgründe links und rechts der Straße tun ihr Übriges.

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Die Landschaft wird immer schöner, wilder. Erste Stupas tauchen auf – sie werden brav im Uhrzeigersinn umkreist, alles Andere würde Unglück bringen.

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Zuletzt dann überall auch die schönen, teilweise bunt bemalten, dunklen alten Holzhäuser …

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… sieht von Ferne eben wirklich ein Wenig aus wie in der Schweiz, nur, dass von der Nähe betrachtet, es die eine oder andere Überraschung geben kann – große Penisse mit haarigen Säckchen sind auf die Häuser gemalt. Das soll die bösen Himalaya-Geister “mächtig” vom Haus fern halten.

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Einschub – ich zieh das thematisch mal vor: Im weiter östlichen Bhutan gibt es dann noch die Variante mit den mindestens 20cm langen Holzpenissen mit Flügeln, die an allen vier Ecken des Daches der Häuser an Kordeln herabhängen. Einfach zum Fürchten ihr Geister!

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Diesmal kauf ich ganz sicher so ein Teil. Wollte ich schon letztes Mal, als wir in Bhutan waren. Ihr könnt es Euch dann in der Eichenwaldstraße 24 zu gegebener Zeit anschauen; ob ich`s ans Dach hänge und in Richtung welchen Nachbargrundstückes weiß ich noch nicht – keine Angst, Bernd L.!

Apropos letztes Mal in Bhutan, da hatten wir vier oder fünf Ansichtskarten mit auf Häuser gemalten Penissen gekauft – nicht nachgedacht – und uns dann nicht getraut sie zu verschicken.

Wir folgen weiter dem GPS-Trek, das Paro-Tal hinauf. Von Ferne kann man schon den mächtigen Paro Dzong erkennen. Dzongs gibt es an jedem größeren Ort, jedem Tal in Bhutan. Es handelt sich dabei um eine Art Burg, die seinerzeit sowohl Fürstensitz,  Sitz der fürstlichen lokalen Verwaltung, als auch die geistliche Seite, in Form eines bhudistischen Klosters mit Tempel etc. umfassten.  Bis heute hat sich da Wenig geändert, es sitzt anstelle der fürstlichen Verwaltung z.B. das Einwohnermeldeamt, das Wahlamt etc. in den Dzongs; die Klöster leben weiter.

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Kurz vor Paro sollen wir laut Garmin-Navi über eine Brücke über den Fluß fahren. Geht aber nicht, da maximale Höhe der Brücke stahlkonstruktiv ca. 2,30 Meter sind. Wir fahren wieder zwei Kilometer zurück und finden eine größere Brücke in der Nähe des Flughafens. Dieser wird nur von DrukAir, der nationalen Fluggesellschaft Bhutans mit zwei eigenen Airbus-Flugzeugen überhaupt angeflogen.

In Paro eingetroffen machen wir einen Spaziergang durch den Ort. Viele Geschäfte sind geschlossen, da Feiertag “Lossar” ist. Wir werden von einem Paar aus New York angesprochen, die sich für unsere Reise und unser Auto interessieren. Sie wollen unbedingt ein Foto von uns und dem Auto – sollen sie haben. Erzähle ihnen, dass ich Paul fest versprochen habe, zu gegebener Zeit bei ihm in Brooklyn mit dem Wohnmobil vorzufahren.

Wir fahren weiter das Paro-Tal hinauf, zu dem Hotel, in dem wir seinerzeit übernachtet hatten. Wir wollen die Eigentümer des Hotels auf einen Tee besuchen; evtl. sogar vor dem Hotel im Auto übernachten und dort zu Abend essen.

Das Eigentümer-Ehepaar hatten wir seinerzeit bei unserer ersten Bhutan-Reise 2010 kennengelernt. Wir waren damals die ersten Gäste des neu eröffneten Hotels und wurden aus diesem Anlass von den Eigentümern zum gemeinsamen Abendessen eingeladen. Leider treffen wir die Eigentümer nicht an, aber – nachdem wir unsere Geschichte erzählt haben – lädt uns der anwesende Hotel-Manager zur Übernachtung ein. Total nett, wir nehmen gerne an und speisen vor dem Kaminfeuer zu Abend.

Ansonsten Zimmer saukalt, Matratze schlecht, Duschstrahl dünn wie im Wohnmobil, …  aber wir bekommen ernsthaft Gummi-Wärmflaschen für die Nacht (kuschelig) und der Blick aus dem Fenster ist hervorragend.

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Eigentlich wollten wir am nächsten Morgen mit Manfred, Viola, Marc und Eva den Aufstieg zum Tigernest – dem wohl berühmtesten Kloster Bhutans in Angriff nehmen. Da waren wir natürlich auch schon mal, und als wir hören, dass der Aufstieg bereits um 6:30 Uhr beginnen soll, entscheiden wir uns “einstimmig” für Ausschlafen und Frühstück vor dem Kaminfeuer im Hotel. Gemütlich, keine Reise-Hetze. Danach ein Wenig surfen im WLAN das Hotels. Wir genießen es.

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Gegen 11:00 Uhr brechen wir auf, besichtigen noch einen Tempel aus dem 7. Jhdt., den Kyichu Lhakhang im Paro-Tal. Erbaut von dem tibetischen König Songtsen Gampo. Besonders bemerkenswert die alten Wandmalereien.

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Dann machen wir uns auf den Weg Richtung Thimphu, der Hauptstadt des kleinen Landes.

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Dort am Stellplatz angekommen, lege ich mich unters Auto und fülle mal wieder alle Schmiernippelchen mit der neuen aus Deutschland mitgebrachten HAZET-Fettpresse. Klappt perfekt und musste unbedingt mal wieder sein – Petra ist zwar sauer! “Wie kann man nur, bei dem Wetter” … etc.. Aber irgendwann muss es halt sein – und in Thimphu waren wir ja schließlich auch schon mal. Nach Abschluss der Arbeiten unter dem Auto, folge ich Petra – sie ist mit Gabi und Franz schon vorgegangen – in die Stadt – Ziel Swiss Bakery, treffe sie aber nicht. Mache dann eben alleine einen Spaziergang durch die Stadt. Und trinke einen tee in der Lama-Bakery – soll jetzt besser sein als die Swiss-Bakery. Auch schön.

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Abends sind wir, d.h. die Gruppe, zum gemeinsamen Abendessen mit dem bhutanischen Außen- und Wirtschaftsminister eingeladen. Anlass, wir sind die ersten Wohnmobilreisenden “ever” in dem kleine Land!

Dieser hält, bevor es richtig losgeht eine aus meiner Sicht sensationelle freie Rede in Englisch über die Entwicklung Bhutans in den letzten 50 Jahren als im Mittelalter stehen gebliebenes Land bis zum heutigen Datum. Hohes intellektuelles Niveau – bin schwer beeindruckt. Als Beispiel für die vergangene sehr zurückhaltende Entwicklung des Landes: Fernsehen und Internet gibt es erst seit 1999. Statt das Bruttosozialprodukt des Landes in den Vordergrund zu stellen, legt die Verfassung des mittlerweile demokratischen Staates (konstitutionelle Monarchie) als oberstes Staatsziel das Glück des Volkes (Cross-Happiness), das Bruttosozialglück, fest. Dies wird in Umfragen regelmäßig ermittelt und die Politik hat sich daran zu messen. Gute Regierungstätigkeit, Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Ressourcenerhaltung für weitere Genrationen stehen dabei ganz oben auf der Prioritätenliste. Überzeugend.

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Ich kann eine Visitenkarte des Herren ergattern, da ich beim Podiumsgespräch kurz mit ihm über die Auswirkungen von Internet und TV auf den kleinen Staat und seine Bevölkerung zu sprechen kommen kann.

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Danach gibt`s lecker zu futtern – inkl. dem bhutanischen Nationalgericht Chilli Cheese. Das sind Chillischoten in Käsesoße, lecker aber ein Paar Schweißperlen auf der Kopfhaut gibt`s schon auch gratis. Alles in allem ein schöner Abend.

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