China – Vorrede

Ich drücke mich ja schon die ganze Zeit darum, China “abzuarbeiten”! Habe lange darüber nachgedacht, warum eigentlich. Antwort: Die Faszination Chinas ist soooo schwer in Worte zu fassen.

Indien war bunt, chaotisch, nervig, deutlich zu viele Menschen, Armut, Reichtum, Müll, Gestank – eine völlig andere Welt. Oberflächlich betrachtet mit China vielleicht vergleichbar, aber dann doch auch ganz klar wieder nicht.

Der Vergleich wird ja oft herangezogen. Meines Erachtens aber im Ergebnis absolut falsch. Die beiden Länder haben außer der hohen Bevölkerungszahl so gut wie gar nichts gemeinsam. Selbst angesichts der Bevölkerungszahl hinkt der Vergleich, da zumindest die “gefühlte” Bevölkerungsdichte in China viel geringer ist.

Indien – schlichtweg bunt geruchsintensiv im Chaos schwelgend, unorganisiert, pseudo-demokratisch, geprägt durch eine ebensolche, chaotisch-strukturfreie Religion wie den Hinduismus – wirtschaftlich daher eher antriebslos und schwach, wenn auch in einigen wenigen bekannten Bereichen (z.B. Call-Center, Finanzen, Stahl oder Tata-Motors) durchaus erfolgreich.

China dagegen klar und messerscharf strukturiert, organisiert, fleißig, voller Tatkraft, unglaublich erfolgreich  – Konfuzius lässt grüßen! Jeder macht ständig irgend etwas – und wenn er mit einem Bauchladen sich anbietet, Folien auf Mobiltelefone zu kleben – und dies sicherlich erst abends im zweiten Nebenjob.

An China hatte ich wenig konkrete Erwartungen; ich bin völlig unvorbereitet “hineingeraten”. Stimmt nicht ganz, hatte ich doch vorher zwei Bücher über Chinas bzw. Asiens Aufstieg zur wirtschaftlichen Weltmacht gelesen. China hat mich trotzdem total überrascht, richtiger formuliert, China hat mich einfach umgehauen!

Seit gestern sind wir wieder in Laos – auf der Durchreise nach Vietnam. Kurz hinter den riesigen modernen chinesischen Grenzabfertigungsanlagen, den glatt asphaltierten Straßen beginnt wieder die dritte Welt – löchrige Pisten, löchrige Strohhütten, löchrige Klamotten, Müll, unzählige Kinder … Kulturschock!

Womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte, ist der irrsinnige Reichtum nicht nur weniger, sondern durchaus breit verteilt – vieler, natürlich nicht aller,  Chinesen. Der westliche, eigentlich nur als turbokapitalistisch zu bezeichnende Lebensstil. Porsche Cayennes, Panameras, Range Rover Sports, Rolls Royce, Mercedes S 500, Mercedes G-Klasse, Gucci, Hermes, Tiffanys, Dolce e Gabbana, Pizza Hut, KFC etc. prägen zumindest auf den ersten Blick das Zentrum eigentlich aller Städte ab einer Größe von 1 Mio. Einwohnern; und das sind in China sehr sehr viele. Selbst  eine “kleine” chinesiche Provinzhauptstadt wie Nanning (nördlich Vietnam) hat bereits 7,5 Mio. Einwohner und explodiert förmlich vor Shopping-Centern und zur Schau getragenem Reichtum.

Womit ich ebenfalls überhaupt nicht gerechnet hatte, ist die “ins Auge bzw. (heraus-)fallende” Attraktivität nahezu der gesamt städtischen Damenwelt Chinas in ihren extrem kurzen Röcken, Nylons und mindestens 10 cm hohen Heels. Wau, meine Herren, echte Hingucker.

Darüberhinaus zu berichten ist, dass die Chinesin, es einfach `raus hat, sich auf die unterschiedlichste Art und Weise stilvoll anzuziehen; es gibt da keine Einheitskleidungsstile. Im Gegenteil, es wird stilsicher alles drauf los kombiniert, was im Schrank hängt. Habe mich gefragt, wo die dieses Talent wohl her haben? Keine Antwort gefunden!

Die Shopping-Center und Supermärkte quellen in einer Produktbreite geradezu über von westlichen Waren aller Art – nicht ganz preiswert natürlich. Man kann im Supermarkt Schinken, französischen Brie oder Rotwein für € 2.000 die Flasche kaufen. Auch ein Rheingauer Riesling ist durchaus problemlos erhältlich.

Es gibt echte und unechte Gucci-Hermes-Bottega-Veneta-Taschen – voneinander nicht zu unterscheiden, da wahrscheinlich sogar aus derselben Fabrik. Die unechte werden hinter dem Geschäft im sogenannten secret-room verkauft.

Autobahnen gibt es überall – häufig ähneln sie allerdings von Ferne eher Achterbahnen. Brücken und Tunnel in wilden Kurven über- und untereinander über hunderte von Kilometern. Ganze Stadteile von Städten werden mit 20-geschossigen Wohnhochhäusern neu errichtet. Fußgängerzonen überall. Staudammprojekte wohin man schaut und … und … und – einfach Atem beraubend.

Ist ein Berg im Weg, wird er mal eben abgetragen. Ein Wenig “Gott spielen” ist schon auch dabei. Andererseits darf man nicht vergessen, dass die Chinesen die Natur sich schon immer Untertan gemacht haben – das hat Tradition. Man muss nur an die unzähligen auf Hängen angelegten Reisfelder und Teeplantagen denken – Terra-Forming!

So, jetzt habe ich soviel über das moderne China gesagt – es gibt das alte auch noch. Kleine Dörfer, Märkte mit allem was man “angeblich” essen kann, was sich bewegt, Wasserbüffel, die die Reisfelder umpflügen, knittrige alte kleine Chinesen, Chinesen in Mao-Klamotten, Teeplantagen, wunderschöne Natur, hohe Berge und Landschaften. Die chinesische Küche in ihrer Vielfalt.

Alles in allem ein “Hammer”-Land!

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