Aus der Ebene schrauben wir uns über Serpentinen – meist im zweiten Gang – langsam in die Berge hinauf.
Die Cameron Highlands sind Teil der Bergkette, die die malaysische Halbinsel in Nord-Süd-Richtung durchzieht. Sie sind von Kuala Lumpur nur 200 km entfernt und gut mit dem Auto von dort aus zu erreichen. Alle Orte der Cameron Highlands liegen an einer einzigen Straße; bedeutendenster Ort ist Tanah Rata.
Sowohl für Touristen als auch für Einheimische sind die Cameron Highlands ein beliebtes Ziel vor allem für Kurzreisen. Aufgrund ihrer Höhenlage (um 1.500 m) bieten sie ein für tropische Verhältnisse angenehm kühles Klima. Die Temperaturen erreichen tagsüber um 25 Grad, jedoch sinken die Temperaturen nachts auf 10 bis 15 Grad. Daher waren die Cameron Highlands bereits in der Kolonialzeit für die Briten ein beliebtes Ziel, so dass die Cameron Highlands noch über viele traditionelle Gästehäuser im Tudor-Stil und selbst einen Golfplatz verfügen.
Neben dem Tourismus ist das Gebiet auch landwirtschaftlich von großer Bedeutung. Aufgrund der relativ kühlen Witterung gedeihen in den Cameron Highlands andere Pflanzen als in der malaysischen Ebene. Neben Erdbeeren, (grünem) Spargel, weiteren Blattgemüsen, Salat und Rosen wird vor allem Tee angebaut.
Je weiter wir uns den Cameron Highlands nähern, desto größer ist unsere Enttäuschung. Wir hatten uns bei dem klingenden Namen etwas Idyllisches vorgestellt. Aber man sieht nur vom Tourismus kaputt gemachte schmutzige Ortschaften mit Souvenirläden und Quadratkilometer unter Cellophan verpackte Anbauflächen landwirtschaftlicher Nutzung. Und alte Landrover (Serie III) en Masse, die hier noch als “das” landwirtschaftliche Fahrzeug dienen.
Wir stehen für zwei Nächte auf einem Parkplatz mitten in einem dieser Orte. Sogar der Starbucks, den wir wg. des offenen WIFI besuchen ist versifft.
Ich pflege eine Erkältung – Petra unternimmt mit der Gruppe (u.a. Marc und Eva) einen Besuch in die Berge und den Regenwald. Nichts Spektakuläres. Daher stammen nachfolgende Fotos. Teeplantagen + Regenwald; abseits der Straße dann doch schöne Landschaft. Fotos von den Häßlichkeiten habe ich nicht gemacht.
Am nächsten Tag steuern wir nach dem Frühstück als Zwischenziel auf dem Weg in die Region von Kuantang an der Ostküste Malaysias den Taman Negara NP an.
Zum Frühstück gibt es u.a. Wurst vom Metzger Wüst aus Hohenstein im Taunus. Lecker – muss auch mal erwähnt werden. Angeblich soll sogar Feinkost Feikert auf der Wilhelmstraße diese Konserven (wahrscheinlich mit geringfügigem Preisaufschlag) verkaufen.
Zurück zum Taman Negara NP. Der Name Taman Negara ist malaiisch und heißt übersetzt auch einfach "National-Park".
Mit seinem 130 Millionen Jahren alten tropischen Dschungel beheimatet der Taman Negara das älteste Waldgebiet der Erde. Unter dem Einfluss von Eiszeiten, Klimaschwankungen oder Veränderungen des Meeresspiegels haben sich viele Teile der Welt verändert, aber auf der Malaiischen Halbinsel sind die Verhältnisse relativ stabil geblieben und die Tier– und Pflanzenwelt konnte sich ohne größere Störungen entwickeln und fortbestehen.
Auf dem Weg dort hin durchfahren wir quadratkilometerweise Palmölplantagen – wie überhaupt Malaysia in weiten Teilen mit dieser Monokultur bedeckt zu sein scheint.
Lkw beladen mit den schweren Dolden (ca. 20-25kg pro Stück).
Palmöldolde.
Vor allem wegen der Nachfrage als Rohprodukt für die kostengünstige Herstellung von Biokraftstoffen, Kerzen und Waschmitteln, der deswegen einhergehenden Abholzung großer Regenwaldflächen zur Anlage von Plantagen in den Wachstumsgebieten der Ölpalme steht der Anbau von Ölpalmen international sowohl bei Umweltschutzorganisationen als auch politisch in der Kritik. Der Anbau der Ölpalmen erfolgt zudem nach gängiger Einschätzung gegenwärtig in ökologisch nicht nachhaltiger Weise. Verschiedene Umweltschutzorganisationen, in Deutschland insbesondere Greenpeace und Rettet den Regenwald, weisen darauf hin, dass für die Errichtung von neuen Ölpalmplantagen in großem Umfang Regenwälder zerstört werden. Diese Aussagen wurden durch Forschungsergebnisse auf der Basis von Daten der FAO bestätigt, nach denen etwa zwischen 1990 und 2005 1,87 Millionen Hektar Palmölplantagen in Malaysia und mehr als 3 Millionen Hektar in Indonesien neu angelegt wurden, von denen mehr als die Hälfte durch Abholzung von Wäldern entstand. Diese Thema wird uns auf der weiteren Reise noch häufiger beschäftigen.
Hier wird gerade kräftig Regenwald abgeholzt. Und das schamlos keine 20km außerhalb des berühmten Nationalparks.
Rechts im unteren Bild bei genauerem Hinschauen zu sehen die bereits neu gepflanzten Ölpalmen-Setzlinge.
Wir fahren in das Herz des Nationalparks, verbringen dort eine Nacht “im ältesten Wald der Erde” und machen uns auf weiter gen Küste. Alles so schön grün hier!
An der Ostküste, in der Nähe von Kuantan angekommen fahren wir nördlich Richtung Cherating und wollen uns für 2-3 Tage einen Strand-Stellplatz in einem Ressort suchen. Dort sollen zur Zeit gerade Meeresschildkröten zur Eiablage “anlanden”.
Zunächst bekommen wir jedoch einen Anruf von Marc und Eva, ob wir nicht Lust hätten, uns übermorgen mit ihnen in Kuala Lumpur zu treffen. Wir entscheiden, drei Nächte zu bleiben und dann nach Kuala Lumpur zu fahren. Die Suche nach einem geeigneten Ressort gestaltet sich schwierig, bis wir entdecken, dass es hier einen Club Med gibt. Den steuern wir an und fragen, ob noch Platz für uns ist.
Wir checken im sehr teuren Club Med Cherating ein. Wunderschöne Anlage. Aber, wie sich herausstellen sollte nur, was die Lage und das Grundstück angeht. Ansonsten ist der 39 Jahre Club ziemlich heruntergekommen, die Zimmer erinnern an Jugendherbergen vor 30 Jahren. Wir beschließen uns über das herausgeworfene Geld nicht zu ärgern und unseren Aufenthalt zu genießen.
Den Strand direkt vor der Anlage soll man wegen gefährlicher Strömungen und Quallen nicht nutzen. Schade!
Aber es gibt auf dem Clubgelände einen weiteren Strand 1km entfernt – man wird vom Club aus hingefahren. Der gefällt. Man darf baden und es ist nichts los.
Bei einem Gang zum Auto auf dem Parkplatz des Clubs entdecke ich, dass wir erneut einen Platten haben. Offensichtlich hat bei unserem Reifenplatzer kurz vor der Grenze nach Malaysia das Ventil einen Schlag bekommen und ist eingerissen. Trotzdem Rad wechseln.
Am Abend vor der Abreise nach KL essen wir à la carte im Strandrestaurant. Dabei kommen wir mit einer dort servierenden Iranerin ins Gespräch, die verspricht uns nach dem Abendessen den Weg zu den das Meer zur Eiablage verlassenden Schildkröten zu zeigen.
Und tatsächlich müssen wir keine 100 Meter am dunklen Strand laufen, hier war es (Foto tagsüber) …
… um zunächst planierraupenartige Spuren im Sand und dann auch noch eine riesige Schildkröte auf ihrem Weg zum “Nest” zu entdecken. Sehr eindrucksvoll. Fotografiert haben wir nicht, um das Tier nicht noch weiter zu erschrecken (es ist stockdunkel – Blitz!).
Am nächsten Tag auf nach Kuala Lumpur.