Unsere Überlebensstrategie für Java lautete, man wagt es kaum zu sagen, Augen auf (nicht zu) wegen der gefährlichen Mopedschwärme und möglichst schnell durch.
Zunächst verbringen wir zwei Nächte im Hotel in Jakarta (16. u. 17.07.), einem eher nicht erwähnenswerten Slum- und Hochhausmoloch. Wir müssen dorthin, da die e-Mail-Rückmeldung zu unserem Australienvisumsantrag uns dazu verdonnert hat, eine X-Ray Brustuntersuchung (TBC) vornehmen zu lassen. Diese ist nur in bestimmten, von den Australiern diktierten Kliniken möglich, die über ein medizinisches Internetsystem mit der Visabehörde verbunden sind. Letzte Möglichkeit Privatklinik Jakarta. Also da hin.
Dann Weiterfahrt möglichst schnell Richtung Süden.
Mit nur wenigen Zwischenstopps versuchen wir Bali zu erreichen, wo wir vermuten uns wohler zu fühlen. Kein Ramadan, da hinduistisch, weniger Mopeds und Verkehr wegen geringerer Bevölkerungsdichte, schöne Strände etc. Java hat eine im weltweiten Durchschnitt sehr hoch angesiedelte Bevölkerungsdichte von ca. 1.000 Einwohnern/km² (zum Vergleich Deutschland mit nur 225 Einwohnern/km²).
Auch auf Java gibt es wunderschöne Landschaften, Teeplantagen, Reisfelder zu bewundern, trotzdem kann es uns nicht wirklich fesseln, wir sind meistenteils vom Verkehr, dem Muezzin, den Menschenmassen genervt. Wahrscheinlich stellt sich bei uns nun nach fast einem Jahr eine gewisse Asienmüdigkeit ein.
Verkehrsverhältnisse Java:
https://dl.dropboxusercontent.com/u/68801596/Verkehrsverh%C3%A4ltnisse%20Java.MP4
Hinzu kommt die Angst, einen schweren Unfall mit einem Moped zu bauen. In Indonesien geht man für Totschlag glatt 9 Jahre in den Knast und Recht bekommt man auch bei einem unverschuldeten Unfall als Tourist in Indonesien garantiert nicht.
Sehr weit kommen wir mit unserer Schnelldurchfahrt durch Java allerdings nicht. Bereits 200km hinter Jakarta werden wir, wie auch fast alle unserer Mitreisenden, in Garut von der Polizei zunächst recht rüde und ohne Angabe von Gründen aus dem Verkehr gezogen und mit unseren Fahrzeugen auf eine Polizeidienststelle verbracht. Dort stoßen wir auf eine Gruppe von 45 Iranern – illegale Einwanderer, die über Indonesien versuchen nach Australien zu kommen. Na, da wollen wir eigentlich auch hin. Diese werden im Gegensatz zu uns allerdings noch am gleichen Abend bereits mit Bussen abgeholt und wohl abgeschoben, während wir ganze drei Tage auf dem Polizeihof campieren dürfen, bis sich die Situation klärt.
Wie sich nach und nach `rausstellt behauptet die Polizei, wir hätten nicht alle notwendigen Papiere, um Java zu bereisen. In Wahrheit stimmt das nicht, da wir mit den richtigen Zollpapieren, internationalem Führerschein, internationaler Zulassung und Visum im Reisepass ausgestattet sind. Mehr braucht man nicht. Aber man meint hier irgendeine Sonderlocke fahren zu müssen. Mal abgesehen davon, dass wir natürlich zunächst einmal einen Schrecken bekommen haben und das Ganze weitenteils recht langweilig war, hatten wir aber durchaus auch unseren Spaß mit den lokal netten Polizisten. Man beachte die totschicken Reitstiefel für die 125er.
Abends gab es auf Kosten der Polizei Pizza von Pizza-Hut; sogar Bier und Zigaretten wurden auf Staatskosten geliefert. Und das in einem muslimischen Land!
Zum Abschluss habe ich unsere letzten Kappen an zwei nette Polizisten verschenkt. Das Foto ist natürlich Christian gewidmet!
Nach drei vollen Tagen, einem unterwürfigen Besuch von Guide Kostya bei irgendeinem General in Jakarta, diversen Presseartikeln über uns in den Zeitungen Jakartas, dem Internet, sogar in Singapur, durften wir dann endlich weiterreisen.
Genau wird sich die Geschichte nie klären lassen, aber ungefähr so ist sie abgelaufen. Irgendeinem mittelwichtigen Polizeifürsten der Region Garut kommt die Idee, ein kleines Nebengeschäft mit uns zu machen. Er versucht über unsere indonesische Reiseagentur für unsere störungsfreie Durchfahrt ein Schutzgeld von € 10.000 abzukassieren. Diese lehnt unter Hinweis auf alle auch nur vorsichtshalber vorgenommen Meldungen unseres Reisevorhabens an die indonesische Zentralregierung in Jakarta ab. Wir werden zur Strafe vom Provinzfürsten gekascht, als die Sache dann aber zu hohe Wellen schlägt, zieht er den Schwanz ein. Um der gesamten indonesischen Polizei gesichtswahrend die Möglichkeit zu geben, aus der Geschichte herauszukommen, muss unser Guide nach Jakarta reisen und so tun, als hätten wir versehentlich eine Genehmigung nicht eingeholt. Die indonesische Polizei wehrt sich vehement gegen den durch die Presse immer wieder erhobenen Vorwurf, sie sei korrupt. Noch Fragen?
Weiter geht es Richtung Borobudur einem der touristischen Höhepunkte Javas. Hati Hati. Hati ist das indonesische Wort für Herz – wobei es eher die spirituelle und symbolische Bedeutung als das tatsächliche Organ beschreibt. Hati-Hati heißt soviel wie “achte auf dein Herz”, “pass auf” oder “sei vorsichtig” und wird gern und oft in potentiell gefährlichen Situationen – wie dem chaotischen Verkehr in Indonesien – benutzt. So heißt zum Beispiel “Achtung Kühe!” Hati Hati Memandu!
Und auch diese beiden Süßen müssen unbedingt in den Blog. Zwei Transen am Ortseingang zu Borobudur. Sie sind ganz verzückt, als ich an der Ampel anhalte, das Fenster herunterkurbele und frage, ob ich sie fotografieren darf!
Borobudur ist eine der größten buddhistischen Tempelanlagen Südostasiens.
Die riesige Pyramide befindet sich rund 25 Kilometer nordwestlich der Stadt Yogyakarta. Borobudur wurde 1991 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Sie gilt als das bedeutendste buddhistische Bauwerk auf Java.
Gebaut wurde die Stupa vermutlich zwischen 750 und 850 während der Herrschaft der Sailendra-Dynastie. Als sich das Machtzentrum Javas im 10. und 11. Jahrhundert nach Osten verlagerte (vielleicht auch in Verbindung mit dem Ausbruch des Vulkans Merapi um 1006), geriet die Anlage in Vergessenheit und wurde von vulkanischer Asche und wuchernder Vegetation begraben. 1814 wurde sie von Sir Thomas Stamford Raffles (schon wieder der!) wiederentdeckt, aber erst im Jahr 1835 brachten Europäer sie bei Ausgrabungen wirklich wieder ans Tageslicht.
Insgesamt neun Stockwerke türmen sich auf der quadratischen Basis von 123 m Länge. An den Wänden der vier sich stufenartig verjüngenden Galerien befinden sich Flachreliefs in der Gesamtlänge von über fünf Kilometern, welche das Leben und Wirken Buddhas beschreiben. Darüber liegen drei sich konzentrisch verjüngende Terrassen mit insgesamt 72 Stupas, welche die Hauptstupa von fast 11 m Durchmesser umrahmen.
Sehr schöne gepflegte Anlage in einem großen Park. Wenn man das mit Ayutthaya vergleicht – eine Müllhalde dagegen.
Lange keine Buddhas gesehen – unsere Allergie hatte wohl nachgelassen und wir konnten es mal wieder genießen.
Noch drei Tage fahren wir, bis wir am Abend des 25.7. die Fähre nach Bali erreichen. Java ist verdammt lang und mehr als 250 km am Tag sind beim besten Willen nicht zu schaffen.
GoPro Film Auffahrt Fähre nach Bali:
https://dl.dropboxusercontent.com/u/68801596/F%C3%A4hre%20nach%20Bali.MP4
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