Wir wählen Fremantle als Standort für die nächsten Tage, da sich dort besser ein Stellplatz finden lässt, als downtown in Perth und hier auch unser Auto im Hafen verladen werden wird. Bevor wir den Stellplatz am Strand (leider “no swimming!”) anlaufen, steuern wir eine von mir im Internet ausfindig gemachte Lkw-Waschanlage an. Dort wird unser Auto für knapp € 100 zumindest teilweise von der roten Erde des Outback befreit. Australien ist teuer!
Fremantle, von den Einheimischen auch kurz „Freo“ genannt, liegt an der Mündung des Swan River, 19 Kilometer südwestlich des Central Business District von Perth. Die Stadt ist nach dem britischen Admiral Charles Fremantle benannt, der im Mai 1829 die Gegend für die britische Krone in Besitz nahm.
Fremantles Klima ähnelt dem mediterranen Klima Europas, heiße, trockene Sommer mit nur wenigen Regentagen und Temperaturen von bis zu 43 °C stehen im Gegensatz zu kühlen, feuchten Wintern. Es ist Frühling, also klimatisch optimale Verhältnisse.
Der kühle Wind, der während des heißen Sommers aus Süden kommt und „von Fremantle nach Perth weht“, wird umgangssprachlich „Fremantle Doctor“ genannt. Hintergrund: er vertreibt die allgegenwärtigen und wirklich lästigen australischen Fliegen, die einem nicht nur hier in Mund, Nase und Ohren fliegen.
Fremantle wurde als Teil der Swan River Kolonie 1829 von britischen Siedlern gegründet. 1929 wurde es zur Stadt erklärt und hatte damals etwa 25.000 Einwohner.
Fremantle gilt als eines der kulturellen Zentren von Perth. Von Gefangenen errichtete Gebäude aus der Kolonialzeit, der alte Landungssteg und der Hafen, das Maritime Museum und viele andere Gebäude von allgemeinen historischen Interesse findet man hier.
1891 vertiefte der aus Irland stammende Ingenieur Charles O’Connor den Hafen. Er entfernte den Streifen aus Kalkstein und die sandigen Untiefen am Eingang des Swan River und machte Fremantle damit zu einem brauchbaren Hafen für die kommerzielle Schifffahrt. Die Stadt ist immer noch der wichtigste Hafen für Western Australia. Während des Zweiten Weltkriegs war es die zweitgrößte Basis für die U-Boote der Alliierten, die im Pazifik aktiv waren
Ich versuche immer wieder verzweifelt telefonisch und per Mail Kontakt mit den lokalen Stellen der Reederei Wallenius Wilhelmsen wegen der Verladung des Autos vor kommendem Dienstag aufzunehmen. Gar nicht so einfach. Die Zentrale von Wallenius Wilhelmsen Australien ist in Melbourne, mehrere Stunden Zeitverschiebung zu Fremantle, angesiedelt, meine direkte Ansprechpartnerin sitzt in Bremerhaven. Die eigentliche Ansprechpartnerin in Melbourne ist, wie sich montags dann herausstellt dauerkrank. Vertretung wohl Fehlanzeige. Das führt dazu, dass bei jedem Versuch einen lokalen Ansprechpartner in Fremantle aufzutun etwa ein Tag vergeht bzw. man in der mit einem ausgeprägten australischen Slang versehenen sehr unergiebigen Kundenhotline landet. Wir bereiten trotzdem alles soweit möglich für die Verladung vor, kaufen Reisetaschen, packen die Sachen, die wir auf dem Flug über Sydney direkt mitnehmen wollen. Aber es bleiben viele Dinge, die man nicht vorbereiten kann, Kasettentoilette säubern, Wasser und Gas ablassen etc., etc.. Die verbleibende Zeit treiben wir uns in dem wirklich wunderschönen Fremantle rum.
Bei unserer ersten Erkundung parken wir am Yachthafen, beginnen unseren Stadtrundgang dort. Hier wurde 1987 der America`s Cup ausgetragen, nachdem eine Segelcrew aus Perth/Fremantle 4 Jahre zuvor 1983 den Amerikanern nach 132 Jahren ununterbrochener Siege den Cup abgejagt hatte. Darauf sind die Australier zu Recht enorm stolz. Heiliger Segler-Boden!
Der Yachthafen heute ein modernes Vergnügungsviertel mit Restaurants etc. Es ist Sonntag und einiges los.
Mittagszeit, es gibt Fish & Chips mit einem leckeren australischen Weißwein aus der Umgegend von Perth (Swan Valley).
Rundgang durch die Altstadt von Fremantle.
Erinnert mit den Laubengängen fast schon ein Wenig an New Orleans.
Local Beer.
Town Hall.
Shopping kommt auch nicht zu kurz, Petra kauft ein paar knallebunte Doc Martens.
Die Fremantle Markets sind eine bekannte Touristenattraktion. Sie liegen im Stadtzentrum am „Cappuccino Strip“ (so genannt wegen der Vielzahl an Restaurants und Cafés). Der Ministerpräsident von Western Australia, Sir John Forrest legte den Grundstein für den Markt am 6. November 1897. Mehr als 150 Stände befinden sich heute in dem viktorianischen Gebäude, das 1980 in die Liste des National Trust and Heritage Council aufgenommen wurde.
Galerie für Aborigine-Kunst. Wir schauen ja immer noch nach einem Kunst-Mitbringsel, finden aber so recht nichts. Überdies sind die Gemälde sauteuer.
Frühling.
Das Round House, das älteste erhaltene Gebäude in Western Australia, das 1830/1831 als Gefängnis errichtet wurde. Es umfasste acht Zellen und eine Gefangenen-Residenz, die sich alle um einen zentralen Hof herum angeordnet waren. In den 1800er Jahren wurden in der Bucht von Bathers Beach unterhalb des Round House Wale gejagt. Dazu wurde ein Tunnel unter dem Round House konstruiert, durch den die Waljäger in die Stadt gelangen konnten. Als die ersten 75 Gefangenen aus Großbritannien 1850 ankommen, um die schwindende Bevölkerung der Kolonie zu verstärken, erwies sich das Round House als zu klein, um sie aufzunehmen. Die Sträflinge bauten ein neues Gefängnis, das in den 1850er-Jahren fertiggestellt wurde und bis 1991 als Gefängnis von Fremantle benutzt wurde.
Von hier hat man einen schönen Blick über die Stadt, Hafen und Strand.
Wir beenden unseren Spaziergang am Yachthafen. Eine Band spielt Stücke von Men at Work, u.a. “Down Under”. Super Stimmung. Ein schöner Abschied von Fremantle? Erst mal, … es kommt noch ganz Dicke!
Was bleibt in Erinnerung. Neben Sydney, die schönste und vor allem auch lebendigste Stadt, die wir in Australien gesehen haben.
Und “… same procedure as every night”, der Grill wird angeworfen … allerdings wirklich das letzte Mal auf unserer Reise!
Am nächsten Morgen geht alles “ratfatz”. Melbourne ruft um 7:15 h an. Klar bei denen ist es auch schon später Vormittag. Es meldet sich der Forwarder von Wallenius Wilhelmsen. Ein sehr emsiger, wohltuend organisierter Mensch, der uns mitteilt, dass unser Auto bis 14:00 h im Hafen sein muss. Stress.
Zuvor zum lokalen Fowarder (mit Namen Trevor) in der Nähe von Perth. Dann gemeinsam mit dem zum Zoll am Flughafen in Perth, um im Carnet de Passage die Ausreise unseres Autos zollmäßig bestätigt zu bekommen.
Petra kommt gerade aus der Dusche. Ich sage es geht los. Wir wissen gar nicht, was wir zuerst tun sollen, haben nur eine Stunden Zeit für alles. Wasser ablassen, Gasflasche entsorgen, die darf nämlich nach neuesten Erkenntnissen nicht mit an Bord, u.s.w. Vom Zoll aus mit Trevor direkt zum Hafen in Fremantle. Trevor will das Auto, fertig gepackt, in den Hafen fahren – wir dürfen da nicht `rein. Wir warten neben seinem riesigen amerikanischen Pickup auf dem Parkplatz vor dem Hafen. Es dauert ewig, bis er wieder kommt – allerdings nicht wie erwartet zu Fuß, sondern mit unsrem Auto. Was ist los?
Die lokalen Agenten von Wallenius Wilhelmsen nehmen das Auto so nicht an. Es dürfen keine sogenannten “personal effects” im Fahrzeug verbleiben, will heißen “persönliche Gegenstände”. Schock!
Das steht zwar im Vertrag und war uns auch vorher bekannt, aber das wurde – wir haben uns da im Vorfeld erkundigt – (stillschweigende Übereinkunft mit den Reedereien) noch nie so gehandhabt. Es darf nichts im Auto herumliegen, alles muss (nicht sichtbar) in Schränke verpackt sein, hieß es immer wieder. Wie soll das auch gehen, mit einem gesamten Hausstand im Wohnmobil. Da könnten die Reedereien grundsätzlich keine Wohnmobile mehr transportieren. Fazit: es schlägt mal wieder gnadenlos der pingelige australische Hang zur Bürokratie zu. Nix zu machen, vor allem nicht in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit. Das nächste Schiff geht erst in zwei Wochen.
Wir schnappen uns alle Müllsäcke, die wir haben und räumen unsere persönliche Habe aus dem Auto. Zunächst noch in der Absicht (fast) alles weg zu werfen.
Trevor steht daneben wie ein begossener Pudel, ist selbst wirklich sehr betroffen über seine Landsleute. Das ist ihm sehr peinlich. Erniedrigend seinen Hausstand inkl. Klamotten etc. auf einem Hafenparkplatz in Müllsäcke zu verpacken. Als wir über die Entsorgung der Müllsäcke nachdenken – die gehen nicht in den Mülleimer am Hafen, bietet Trevor dann an, diese für uns in seinem Büro alle in eine Kiste zu verpacken und gesondert nach Deutschland zu verschiffen. Partielle Entspannung – aber wirklich nur ein Wenig. Wir packen die Müllsäcke auf den Pickup.
Der freundliche Trevor fährt uns direkt nach Perth ins gebuchte Ibis-Hotel. Wir sind erschlagen, stockesauer auf alle Australier mit Ausnahme von Trevor. Checken im Hotel ein und gehen gegenüber erst mal zwei Bier trinken. Wir erwägen ernsthaft, den geplanten Sydney-Besuch abzublasen, wir haben die Schnauze echt voll. Ich schaue nach Flügen von Perth direkt nach Hause. Am Ende siegt die Vernunft. Entscheidung: zwei Tage Perth besichtigen, danach Flug für drei Nächte nach Sydney. Wer weiß, ob wir je wieder Lust auf Australien haben werden?
Das Schiff, die Salome, das unser Auto nach Hause bringen wird – vor der Oper in Sydney.
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