Am frühen Morgen des 15. August kommen wir gut ausgeschlafen in Kupang, der Hauptstadt des indonesischen Teiles der Insel Timor an. Die Autos werden schnell entladen. Wir haben einen Tag Zeit, bevor wir Richtung Dili, Timor Leste, dem Endpunkt unserer Asienreise aufbrechen werden.
Wir verabschieden uns von den Vespafahrern und dem Motorradfahrer, die mit uns an Bord waren. Das Pärchen auf der Vespa stammt aus Kanada, er mit italienischer Abstammung. Die beiden waren eigentlich nach Italien geflogen, um die Vespa direkt nach Kanada zu holen. Dort haben sie dann aber überlegt, dies mit einer kleinen Schleife “quasi” auf dem Landweg zu tun und sind wie wir von Europa aus bis nach Timor mit der Vespa gefahren. Respekt!
Von hier aus soll es dann über Australien nach Kanada gehen. Der Motorradfahrer stammt aus Tasmanien, hat in England gearbeitet und sich dort das Motorrad gekauft, das er nun – ebenfalls auf dem Landweg – nach Tasmanien bringt. Crazy People.
Timor – Geschichte.
Die langwierigen Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft auf Timor zwischen den Niederländern im Westen und den Portugiesen im Osten konnte auch ein Grenzvertrag 1859 nicht schlichten. Erst 1916 wurde die heute noch bzw. wieder bestehende Grenze festgelegt. Im Westteil der Insel verblieb die Exklave Oecusse an der Nordwestküste bei Portugal.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die gesamte Insel von den Japanern besetzt. Es kam zur Schlacht um Timor, in der australische Einheiten in Guerillataktik gegen die japanischen Besatzer kämpften. Auf beiden Seiten waren auch Timoresen an den Kämpfen beteiligt. Nach dem Krieg wurde Westtimor 1949 ein Teil Indonesiens, Osttimor aber blieb portugiesisch, bis sich die Kolonie 1975 für unabhängig erklärte. Indonesien besetzte es jedoch nur neun Tage nach der Unabhängigkeitserklärung. Erst nach 24 Jahren Krieg und drei weiteren Jahren Verwaltung durch die UNO wurde Osttimor (offizieller Name: Timor Leste) 2002 unabhängig.
Auf geht es Richtung Osten – auf die letzten Kilometer auf asiatischem Boden.
Im indonesischen Westteil der Insel sind die Straßen noch verhältnismäßig gut. Im wesentlich “ärmeren” und unabhängigen Timor Leste wird`s noch mal heftig. Piste mit nicht sofort erkennbaren riesigen Löchern.
Weitenteils dann auch nur noch “wirkliche” Bambushütten. Nicht mal mehr Wellblechdächer. Ländlicher Supermarkt.
Es ist spät geworden – die schlechten Straßenverhältnisse erfordern viel Zeit. Bis nach Dili, der Hauptstadt Timor Leste`s schaffen wir es wohl nicht mehr bzw. nur im Stress. So übernachten wir noch einmal wenige Kilometer vor dem Ziel – ganz in der Nähe des Strandes.
Hier sollte wohl mal ein Ressort entstehen – daher die Strandhütten; jedoch nicht zu Ende gebaut. Timor Leste ist ein armes Land, von Bürgerkriegswirren, Guerilla, Besatzung gebeutelt.
Aber die Strände sind sehenswert.
Am nächsten Morgen noch ein Stück an der Küste entlang – die Straßen werden nicht besser.
… und dann sind wir in Dili.
Wir mieten uns im Hotel Ramelau ein – die Autos müssen von Grund auf und allerpenibelst geputzt werden; bereits am 26.8. soll unser Container-Schiff von Dili nach Darwin gehen. Hintergrund: die Australier (bzw. deren sogenannte “Bio-Security) wollen vermeiden, dass via Biomasse (Erd-, Staubreste, Insektenlarven etc.) weitere Fremdlinge (ob groß oder klein) ins Land eingeführt werden, die sich dann dort mangels natürlicher Feinde zur Landplage entwickeln können (historische Bsp.: wilde Kamele, wilde Pferde, ausgewilderte Hausschweine, Frösche, Kaninchen etc.). Dies gilt natürlich auch für Pflanzen und Kleinstlebewesen.
Hotel Ramelau. Sieht erst mal gut aus und kostet auch soviel. Wenn man dann jedoch drei Wochen hier wohnt, kennt man jeden Baumangel etc. Aber was besseres bekommt man in Dili auch nicht. Hauptsache sauber.
Insgesamt müssen wir am Ende, wie bereits erwähnt, ganze drei Wochen in Dili ausharren – das Containerschiff, das unsere Autos `rüber nach Darwin bringen soll hat eine fette Verspätung. Täglich neue Gerüchte (http://www.marinetraffic.com/ais/de/) darüber, wo das Schiff sich gerade “noch” aufhalten könnte … und Putzen, Putzen, Putzen. Wir haben allen Ernstes mit der Zahnbürste schwer zugängliche Stellen auch unter dem Auto geschrubbt.
Ansonsten Langeweile, Blog schreiben, Fotos sortieren, abspeichern …
Blick aus dem Hotelfenster.
Ausflug zum Wahrzeichen von Dili, Christo Rei. Eine große Jesusstatue überblickt Dili vom östlichen Ende der Bucht, oberhalb des Strandes Areia Branca. Sie hat auf den ersten Blick eine große Ähnlichkeit mit jenen in Lissabon und Rio, wurde aber nicht von den Portugiesen errichtet, sondern 1988 von den indonesischen Besatzern. Diese wollten sich so beim Volk beliebt machen. Ihre Höhe von 27 Metern soll darauf anspielen, dass Osttimor als 27. Provinz in Indonesien eingegliedert wurde. Die Einwohner Dilis sehen in den ausgebreiteten Armen der Statue auch weniger eine beschützende Geste, als einen Ausdruck von Resignation. Im Volksmund wird die Statue denn auch “Jesus – was kann ich tun?“ genannt. Da die Jesusstatue nach Westen ausgerichtet ist, gibt es auch die Interpretation, dass sie nicht über Dili, sondern über die indonesische Hauptstadt Jakarta die Arme ausbreitet. Auf jeden Fall aber ein schöner Aussichtspunkt über die Bucht.
Zunächst muss man jedoch von der Bucht 20 Minuten den Berg erklimmen.
Areia Branca.
Christo Rei.
Bucht von Dili.
Beim Abstieg.
Der einzige Mülleimer, den ich in drei Wochen Dili gesehen habe – sozusagen ein echtes Unikat.
Unten am Parkplatz angekommen befinden wir uns plötzlich wieder mitten im lauten “indonesischen” Knallpott-Wahnsinn. Es ist Freitag und die pubertierende Jugend fährt auf ihren Knallpötten Korso. Eigentlich hatten wir bereits gedacht, diese Geräuschkulisse hinter uns gelassen zu haben. Aber es ist Freitag in Dili und was soll man als Pubertierender auch anderes an so einem Tag in Dili tun? Da gibt`s nicht viel!
Mit dem Mini-Bus fahren wir zum gemeinsamen Abschiedsabendessen von Kostya.
Typischer Fahrgäste-Einsammler-Kassierer bei Minibussen in Südostasien.
Dili-Strand im Gegenlicht.
Abschieds-Restaurant am Strand.
Iiiiiiihh, mal wieder so ein Kitsch-Sonnenuntergang.
Kostya hält eine in Teilen selbstkritische Abschiedsrede. Beeindruckend mal wieder sein Schuhwerk. Und ruhig halten kann er die Füße beim Reden auch nicht.
Indonesisch – das sprechen die Timoresen auch, ist gar nicht so schwer. Das Wort Knallpott kennt ihr ja schon. Aber Stroberi ist doch auch schön. Schmeckt übrigens ekelhaft die Erdbeer-Fanta.
Petra im Kreise einiger junger Verehrer (Roma + Ali).
… Ali: „ach jetzt kommt der Roman auch noch mit der Technik“.
Tagsüber treiben wir uns, soweit es die Hitze erlaubt, auf den Straßen Dilis nur herum, um Ersatzteile, Putzmittel (Motorreiniger, Teerentferner, Bürsten, Pinsel …) zu kaufen.
Zwei Ausnahmen; die erste ist die Mittagspause. Da nehmen wir uns ein Taxi, um ins Shopping-Center Timor Plaza in die Kantine zum Mittagessen (Wan Tan Suppe) mit anschließendem Kaffeetrinken zu fahren.
Zweite Ausnahme: unsere fast täglichen Besuche in der Sportsbar des Dili-Beach-Hotels. Auch hier hin geht es mit dem Taxi. Wir lieben es (nicht das Taxifahren) sondern das Dili-Beach. Es gibt dort eine wirklich sehr leckere Pizza. Die Atmosphäre ist cool, der Wind weht kühl – im Hintergrund wirklich gute 80er Jahre Musik. Das Highlight des Tages!
Blick vom Dili Beach auf die Esplanade.
… den Strand.
Mit dem Taxifahren werden wir nicht so wirklich glücklich. Jedes mal neu den Preis verhandeln – und dann sind die Dinger so fertig, das kann man sich gar nicht vorstellen. Der Höhepunkt war ein Taxi ohne Seitenverkleidungen in den Türen, komplett ausgebautes Armaturenbrett, kein Rückspiegel, keine Stoßdämpfer … mal ist das ja ganz witzig, aber täglich mehrfach über drei Wochen – nervt!
Auf dem nachfolgenden Foto zu sehen “Luxus-Taxis”.
Und dann ist es auch “schon” so weit (mittlerweile 6.9.13), es geht in den Hafen zur Verladung der Autos auf so genannte Flats – das sind quasi Container ohne Seitenwände und Dach.
Es ist extrem windig an dem Tag. Während der Verladung unserer Autos auf die Flats kentert im Yachthafen nebenan eine große Segelyacht.
Das lange erwartete Schiff.
Endlich mal ein Foto von mir hier im Blog.
Baba, der Chef der Toll-Group in Dili, die den Transport vornimmt.
Baba`s coole Jungs.
Kostyas einsamer Anhänger.
Unser Auto wird “seefest” gemacht …
… und abgeschoben.
Erst nachts dann beginnt die eigentliche Verladung auf`s Schiff, die Kathryn Bay.
Am 8. September endlich schiffen auch wir uns ein. Dili International Airport. Flug nach Darwin mit airnorth.
Unser Gepäck entschwindet.
Bye, bye Asia.
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