Daily Archives: 20. Januar 2013

Kurzabriss

 

… aktuelle Situation Nepals

Nepal ist das ärmste Land Süd­asiens. Das jährliche Brutto­national­einkommen pro Kopf beträgt weniger als 500 US-Dollar. Fast jedes zweite Kind leidet an Mangel- oder Unter­ernährung. Nur rund 60 Prozent der Erwachsenen können lesen und schreiben. Auf dem Index der mensch­lichen Entwicklung (HDI) von 2011 liegt Nepal auf Platz 157 der 187 aufgeführten Länder.

Der langjährige bewaffnete Konflikt mit auf­ständischen Maoisten hat die Entwicklung des Landes massiv behindert. Zwar wurde 2006 ein Friedens­prozess eingeleitet, doch die Rahmen­be­din­gun­gen für die Wirtschaft haben sich kaum verbessert. Die Wachs­tums­raten sind zu niedrig, um die Armut, die sich durch steigende Lebensmittel- und Benzin­preise (ca. € 1,10/Ltr.) noch verschärft hat, zu redu­zie­ren. Besonders betroffen sind Frauen, Kinder und Angehörige von Minder­heiten sowie traditionell be­nach­teiligten Kasten wie den Dalits. Diese sogenannten „Unberührbaren“ machen rund zehn Prozent der Bevölkerung aus.

Kon­fron­tiert mit einer Viel­zahl von wilden Streiks und Stö­run­gen des öffent­lichen Le­bens sind die staat­lichen Ak­teu­re bis­lang nicht in der Lage, landes­weit für Recht und Ord­nung zu sor­gen. Ins­be­son­dere im Terai, dem süd­lichen Tief­land an der Gren­ze zu Indien, kommt es häufig zu gewalt­tätigen Aus­ein­ander­setzungen zwischen ver­schie­denen politischen und ethnischen Gruppierungen, der lokalen Bevölkerung und staat­lichen Sicher­heits­kräften. Das Mandat der Mission der Vereinten Nationen in Nepal (United Nations Mission in Nepal, UNMIN) wurde an­ge­sichts der instabilen Situation wieder­holt verlängert, endete jedoch end­gültig im Januar 2011.

Nach dem Ende des Bürger­kriegs wurde im Jahr 2007 zunächst eine vor­läufige Verfassung ver­ab­schiedet. Seitdem ist es nicht gelungen, eine end­gültige Verfassung zu erarbeiten. Eine Reihe von Kern­punkten ist noch ungelöst. Differenzen bestehen zum Beispiel in Fragen der Regierungs­form, des Wahl­systems und der künftigen föderalen Struktur Nepals.

Die rechtliche Aufarbeitung des Bürger­kriegs hat noch nicht begonnen: Viele Menschen­rechts­verletzungen, die durch die Armee und die Maoisten begangen wurden, sind noch nicht auf­ge­klärt. Im November 2011 ver­ein­barten die vier wichtig­sten nepale­sischen Parteien zu diesem Zweck die Einrichtung einer Wahrheits- und Versöhnungs­kommission.

Gebremstes Wirtschaftswachstum

Alle Regierungen der vergangenen Jahre verfolgten eine ent­wick­lungs­orientierte und markt­wirt­schaft­liche Politik. Auch die vom Volk ungeliebte aktuelle Regierung unter maoistischer Führung bemüht sich um eine Libe­ra­li­sie­rung der Wirt­schaft, ein armuts­orientiertes Wachstum, die Abmilderung des starken Stadt-Land-Gefälles sowie den Wieder­aufbau zerstörter Infra­struktur. Doch die politische Instabilität, mangelnde Rechts­staat­lich­keit, eine schwer­fällige Büro­kratie, erhebliche Energie­engpässe (tägliche Stromausfälle über mehrere Stunden), ein unzu­reichendes Bildungs­system und der Mangel an Fach­kräften behindern die Entwicklung und schrecken Investoren ab. Nepal steht wirt­schaft­lich zudem in starker Konkurrenz zu seinen über­mächtigen Nachbarn Indien und China.

Ein weiteres Hemmnis ist die weit verbreitete Korruption. Auf dem Korruptions­wahr­nehmungs­index der Nicht­regierungs­organisation (NRO) Transparency Inter­national von 2011 steht Nepal auf Platz 154 von 182 Staaten und hat sich damit inner­halb von drei Jahren um mehr als 30 Plätze verschlechtert.

Etwa 90 Prozent aller nepa­le­si­schen Unter­neh­men sind Klein­betriebe. Sie leisten zwar einen wich­ti­gen Bei­trag zur Be­schäf­ti­gung, tragen aber nur vier Pro­zent zum Brutto­inlands­pro­dukt bei. Ein Drittel des Staats­haus­halts wird von der inter­na­tio­nalen Geber­gemein­schaft im Rahmen der Ent­wick­lungs­zu­sam­men­arbeit finanziert. Einen weiteren ent­schei­den­den Posten stellen die Rück­über­weisungen der 2,5 bis 3 Millionen Nepalesen dar, die im Ausland arbeiten. Nach Schätzungen machen die Finanz­transfers der Arbeits­migranten bis zu 25 Prozent des ne­pa­lesischen Brutto­inlands­produkts aus. Mit diesem Geld decken die Familien der Migranten jedoch in erster Linie ihre Lebens­haltungs­kosten – die Mittel fließen kaum in entwicklungs­för­der­liche Investitionen.

Nepal ist ein von Subsistenz­wirtschaft geprägter Agrar­staat. Obwohl sich nur etwa 17 Prozent der Landes­fläche für die land­wirt­schaft­liche Nutzung eignen und eine große Ab­hängig­keit vom Monsun besteht, arbeiten knapp 70 Pro­zent der Erwerbs­tätigen in diesem Wirtschafts­zweig. Weil immer häufiger Flächen genutzt werden, die eigentlich nicht für die Land­wirt­schaft geeignet sind, kommt es zu Erosions­schäden. Dadurch steigt das Risiko von Erd­rutschen und Flut­katastrophen.

Verschärft wird die Situation durch den globalen Klima­wandel. Nach einer 2010 ver­öffent­lichten Studie gehört Nepal zu den Ländern in Asien, die besonders von den Folgen des Klima­wandels betroffen sein werden – etwa in Form von häufigeren Unwettern, Dürren und Über­schwem­mungen.

 

Quelle: BMZ Bundesminsiterium für wirtschaftliche Zusammenarbeit