Zwischen Ob, Enisej und Angara

Aufbruch in Novosibirsk (10.06.2018) am Fluss Ob. Wir machen unsere Wassertanks noch mal voll und gehen einkaufen. Für die nächsten Tage sind teilweise wieder lange Fahrstrecken mit wenig Sightseeing vorgesehen – technische Strecken/Übernachtungsplätze. Zunächst geht es in die Nähe von Mariinsk. Kurz vor Mariinsk Besichtigung einer Gedenkstätte an den stalinistischen Gulag.

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Stellplatz Mariinks auf einem Freizeitgelände mit Banja.

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Banja – schon angeheizt.

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WC – brauchen wir nicht, unseres ist viel schöner.

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Wir verbringen den Abend notgedrungen im Wohnmobil. Ausgefuchste Mitreisende haben da eine andere sehr fortgeschrittene Outdoor-Technik entwickelt.

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Die Nacht regnet es durch – mir schwant nachts schon, dass das mit der Abfahrt vom Stellplatz so für den ein oder anderen schwierig werden könnte. So kommt es auch. Der sibirische Boden verwandelt sich in Null-Komma-Nix in eine tiefe Schlammwüste.

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Wir haben da keine Probleme.

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Heute (11.06.2018) geht es in die Geburtsstadt Helene Fischers (Elena Petrovna Fischer); umgesiedelt 1988 nach Deutschland (Aaaatemlooos durch die Nacht …!). Die Stadt Krasnojarsk soll schön zwischen Hügeln gelegen sein, mal was anderes als immer nur Taiga sehen. Und sie liegt wieder an einem dieser sibirischen Riesenflüsse, dem Enisej, – und all dies Wasser fließt dann ins Polarmeer.

Bei Einfahrt in die Stadt schüttet es aus Eimern, sofort laufen die Straßen voll, teilweise mit durchaus einer Wassertiefe von bis zu 60 cm. Ich habe ja den Sportbootführerschein binnen und wir haben da mit unserem hochbeinigen Mobil grundsätzlich keine Schwierigkeiten bzw. nasse Füße zu erwarten. Allerdings bergen solch überflutete Straßen in Sibirien noch ganz andere Gefahren, die bis zu 25 bis 30cm tiefen, dann nicht mehr erkennbaren bzw. vorhersehbaren Löcher in der Straße! Wir überstehen es glücklich ohne eines der Löcher zu treffen. Stellplatz auf dem Grundstück eines Hotels (Safari Club) auf einer Insel der Stadt gegenüber gelegen. Wir stehen eng, haben aber einen Super-Blick über den Fluss.

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Nachmitttags Frisörbesuch im benachbarten Wohnviertel. War dringend mal notwendig, wachse langsam zu.

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12.06.2018 Besichtigungstour Krasnojarsk. Krasnojarsk, eine der älteren sibirischen Städte, gegründet 1628 durch Kosaken ist trotz seiner schönen Lage zwischen sanften Hügeln am fast zwei Kilometer breiten Fluss Enisej mehr oder minder reine Industriestadt mit etwa einer Million Einwohnern und wenig Sehenswürdigkeiten. In der Stadt befindet sich die weltgrößte Aluminiumhütte sowie weitere stark umweltbelastende Fabriken. Die ökologische Situation der Stadt ist soll problematisch sein. Das Stadtzentrum befindet sich auf der linken Seite des Enisej, der die Grenze zwischen West- und Ost-Sibirien bildet.

Uferpromenade und Oper.

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1869 gebautes, 1949 ausgemustertes, heutiges Museumsschiff St. Nikolai – Schaufelraddampfer auf dem schon der gleichnamige Zar wie auch Lenin gefahren sein sollen.

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Enisej mit Hafenkränen im Hintergrund.

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Aussichtspunkt mit Paraskeva-Kapelle oberhalb der Stadt. Die Kapelle ist das um 1845 errichtete Wahrzeichen der Stadt und auf dem russischen 10-Rubel-Schein verewigt.

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Blick über die weitläufige Stadt.

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Auch in Russland werden offensichtlich die kleinen Vorhängeschlösser der Verliebten gerne an Geländern angebracht.

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Opernplatz mit Anton-Tschechow-Denkmal, welches der Begeisterung des Dichters für den Fluss Enisej Ausdruck verleihen soll, schrieb er doch: “Ohne die eifersüchtigen Anhänger der Wolga beleidigen zu wollen, doch habe ich in meinem Leben keinen großartigeren Strom als den Enisej gesehen. …”.

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Stadttor zum Prospekt Mira.

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… weitere Sehenswürdigkeiten der Stadt.

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Hotel Krasnojarsk.

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Rathaus.

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Opernplatz.

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Blick vom Opernplatz auf die andere Seite des Flusses.

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Kaskaden vom Opernplatz zum Flussufer.

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Rückfahrt zum Stellplatz auf der Insel im Enisej. Gigantische Wohnneubauten.

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Ein letzter Blick auf den Enisej – Abreise am 13.06.2018 Richtung Irkutsk bzw., um bei den Flüssen zu bleiben Richtung “Angara”.

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Noch fast 1.000 km bis Irkutsk, heutige Fahretappe bis in die Nähe von Kansk. Birkenwäldchen folgt auf Birkenwäldchen, selbst abends stehen wir in einem solchen. Man muss allerdings schon sagen, der Stellplatz ist recht idyllisch.

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14.06.2018 Weiterfahrt mit Übernachtung auf einem Stellplatz nahe Kamenka-Kurjati am Fluss.

Unterwegs kreuzen wir mehrfach die Strecke der transsibirischen Eisenbahn. Hier werden schon leicht martialische Vorkehrungen getroffen, um den hier gewöhnlicherweise entlangfahrenden Russen vom Überqueren der Bahnstrecke trotz herabgelassener Schranke abzuhalten. Mal genau hinschauen, da fahren solche Barrieren aus dem Boden.

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… wohl nicht ganz zu unrecht, denn schwupp haben wir mal wieder einen dieser rastlosen russischen Drängler vor uns stehen. Konnte sich nicht hinten einreihen, dauert zu lange!

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Stellplatz am Fluss.

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Baden, Quatschen und Seele baumeln lassen. Der Fluss ist erstaunlich warm, hat aber auch eine unglaubliche Strömung.

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Besuch eines russischen Badegastes.

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Am Morgen des nächsten Tages (15.06.2018) regnet es mal wieder. Wir entscheiden daher uns den nächsten Zwischenstopp auf dem Weg nach Irkutsk zu sparen, um nicht die Hälfte des Tages im Regen auf irgendeiner Wiese verbringen zu müssen, d.h. wir fahren durch nach Irkutsk. Das wird allerdings ein leichter Höllentrip, da, über 600 Kilometer zu bewältigen sind und wie sich leider zu spät herausstellt, die Straße eine einzige Baustelle bzw. Katastrophe ist. Mit den Baustellen in Russland ist das u.a. neben anderen Widrigkeiten nämlich so eine Sache: der Verkehr wird mit Baustellenampeln oder per Hand immer so geregelt, dass nur eine Fahrtrichtung fahrberechtigt ist. Das per se wäre ja noch nicht so schlimm – das Problem sind die Wechselintervalle, die i.d.R. 10-15 Minuten betragen können. Danach kommt dann die andere Fahrtrichtung dran und es haben sich so etwa 30 Lkw`s eng aufgestaut, die sich sofort untereinander versuchen möglichst häufig zu überholen während man versucht sie selbst zu überholen. Anstrengend und nervig!

Na, 10 Stunden waren wir am Ende dann locker unterwegs. Dafür haben wir einen zusätzlichen Tag in Irkutsk gewonnen. Stellplatz am Hotel Irkutsk.

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Die ca. 620 Tsd. Einwohner zählende Stadt, an der Angara, gelegen gehört sicherlich zu den interessantesten und schönsten Städten Sibiriens – eigentlich unser deutlicher Favorit im Ranking. U.a. dank der Nähe des einzigartigen Baikalsees ist sie im Vergleich zu anderen sibirischen Metropolen schon immer touristisch gut erschlossen gewesen. Schon zu Sowjetzeiten gehörte sie zu den wenigen für Besucher nicht geschlossenen Städten Sibiriens. Bereits 1686 wurde ihr das Stadtrecht verliehen, Irkutsk war wichtiger Handelsplatz für sibirische Pelze, chinesischen Tee und Seide. Die Handelsgüter mehrten den Reichtum der ortsansässigen Kaufleute. Im 19. Jhdt. war Irkutsk die mit Abstand größte Stadt Sibiriens und wurde nebenbei auch zu einem wichtigen Umschlagplatz in der zaristischen Verbannung. Zu den bekanntesten Verbannten zählen die sogenannten Dekabristen (aufgeklärte Bürger und Offiziere), die nach Aufbegehren gegen den Zaren von diesem zur Zwangsarbeit in Bergwerken hinter dem Baikalsee verbannt wurden und denen lebenslang die Rückkehr in den europäischen Teil Russlands verboten war. Diese ließen sich sodann nach Verbüßen ihrer Strafe in Irkutsk nieder und beeinflussten die geistig-kulturelle Entwicklung der Stadt nachhaltig.

Zarendenkmal – im Hintergrund Heimatkundemuseum, erbaut als Museum bereits 1782.

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Blick über die Angara, die im Baikalsee entspringt, also keine Quelle im klassischen Sinn hat. Das im Baikalsee sich sammelnde Wasser unzähliger Flüsse und Bäche entleert sich über die Angara, die dann nach etwa 1.800km in den Jenissei mündet.

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Weißes Haus – 1804 fertiggestellt als Wohnhaus des reichen Kaufmanns Sibirjakov; seit 1837 dann Sitz des Gouverneurs von Sibirien. Der Begriff Weißes Haus wurde und wird in Russland in Anlehnung an die Washingtoner Machtzentrale für viele Gebäude mit örtlichen Machtzentren verwendet.

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ul. Marksa – Marxstraße.

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Das 1897 eröffnete Schauspielhaus.

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Gebäude der ehemaligen Russisch-Asiatischen Bank in der Marxstraße. Die Bank war um die Jahrhundertwende mit Abstand die bedeutendste Bank Sibiriens.

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Naturkundemuseum.

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Weitere Gebäude in der Marx Straße mit Nebenstraßen, an denen der ehemalige Reichtum der Stadt abzulesen ist.

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Fußgängerzone.

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Festes Zirkusgebäude am Platz der Arbeit, Irkutsk. Hier gastieren nur ortsfremde Kompanien.

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Erlöserkirche.

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Gotteserscheinungskathedrale.

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Kosakendenkmal mit Uferpromenade.

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Gouverneurssitz.

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Industriebrache am Angara-Ufer.

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Irkutsker Holzhausarchitektur. Neben Tomsk weist Irkutsk die größte Ansammlung reich verzierter Holzhäuser in Sibirien auf.

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Die flussaufwärts Irkutsks aufgestaute Angara verfügt neben dem Stausee, auf dem Wassersport betrieben wird,  über eine weitere Sehenswürdigkeit.

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Das gleichnamige Passagierschiff “Angara” – heute ein kleines Museum. Ende des 19. Jhdts. in Newcastle, England gebaut, in Einzelteilen an den Baikalsee transportiert und dort in einer Werft in Listvjanka wieder zusammengefügt.

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Mit seinem wohl gesunkenen/verschollenen Schwesterschiff Bajkal diente es Anfang des 20. Jhdts. (1899 bis 1904) dazu die Verbindung der transsibirischen Eisenbahn zwischen dem einen Ufer des Baikalsees und dem anderen Ufer trotz dort zu dieser Zeit noch fehlender durchgehender Bahnstrecke am Ufer des Baikalsees aufrecht zu erhalten. Die Angara nahm in Port Baikal die Passagiere der Züge auf. Das Schwesterschiff nahm sogar ganze Wagons mit Fracht in seinen Schiffslaib auf und transportierte sie gut 40km ans Südufer des Baikalsees. Beide Schiffe waren als Eisbrecher konzipiert und konnten so teilweise auch im Winter ihren Dienst verrichten. Nach soviel Kirchen mal eine kleine “Technikkathedrale”!

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Nur ungern verlassen wir am 18.06.2018 Irkutsk – hier hat es uns richtig gut gefallen.

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