Nach der heiligabendlichen Horrorvorstellung setzen wir uns mit Manfred und Viola am ersten Weihnachtsfeiertag von der Gruppe ab – wir wollen Weihnachten nachfeiern und fahren nach Jaipur, der Hauptstadt Rajasthans, die grob auf unserem Weg nach Agra und zum Taj Mahal liegt. Dort hatten wir bei unserem ersten Besuch (Stichwort “Palast der Winde”) einige Wochen zuvor einen schönen Stellplatz auf einem Hotelparkplatz. Die Küche des Hotels war auch akzeptabel. Wir haben keine Lust auch noch den ersten Weihnachtsfeiertag in der indischen Pampa zu verbringen. Die Landschaft ändert sich sukzessive, wird wieder trockener, man merkt, dass man wieder nach Rajasthan kommt.
Aber wie man hier sehen kann – mal wieder eine Stalker-Attacke an einer Autobahn-Mautstelle. Ok, ich gebe zu, wir sind dann jetzt schon auch überempfindlich!
Mit der Strecke bzw. Entfernung nach Jaipur haben wir uns dann aber ein Wenig verschätzt; es dauerte wesentlich länger, als wir dachten. Und wir müssen noch einmal durch das ganze abendliche Jaipur durch – Millionenstadt mit mal wieder extrem viel Verkehr, Stau, es ist dunkel, Chaos ist angesagt. Wir kommen erst gegen 20:00 Uhr im Hotel an. Sind fertig mit den Nerven. Man nimmt uns dort gerne wieder auf. Wir schalten runter und gehen lecker essen, trinken leckeren Wein – nachgeholtes Weihnachtsessen – gelungen!
In großen Schritten nähern wir uns Agra und dem Taj Mahal, wo wir am 26.12. einlaufen.
Für den 27.12. ist die Besichtigung dieses sicherlich absoluten Indien-Highlights angesetzt. Eigentlich soll es wegen des Sonnenaufgangs schon morgens um 5:00 Uhr losgehen, aber das Wetter macht uns einen Strich durch die Rechnung. In der ganzen Region, die klimatisch schon stark Ganges-beeinflusst ist herrscht in den letzten Tagen dichter Nebel und es ist bitterkalt. Zumindest bis um die Mittagszeit.
Am 27.12. treffen wir dann auch um die Mittagszeit in der Stadt Agra im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh ein.
Nach dem Kauf von Eintrittskarten werden wir mit Elektroautos (zum Schutz der Umwelt und des Baudenkmals!) an den Müll (wahrscheinlich auch Plastikflaschen) zum Aufwärmen verbrennenden Touristenjägern und ihren Ständen vorbei, zum Haupteingang des Taj Mahal gefahren.
Für Nichtkenner der Materie: beim Taj Mahal handelt es sich um ein 58 m hohes und 56 m breites Mausoleum, das auf einer 100 m × 100 m großen Marmorplattform errichtet wurde. Davor liegt ein 18 Hektar großer Garten mit einem länglichen Wasserbecken im Zentrum.
Der Großmogul Shah Jahan ließ das Taj Mahal zum Gedenken an seine im Jahre 1631 verstorbene Hauptfrau Mumtaz Mahal – seine große Liebe – erbauen.
Der Bau des Taj Mahal wurde kurz nach dem Tode Mumtaz Mahals im Jahr 1631 begonnen und bis 1648 fertiggestellt. Beteiligt waren über 20.000 Handwerker aus vielen Teilen Süd- und Zentralasiens und verschiedene Architekten, unter anderem Ahmad Lahori und der aus Badakhshan (heute Afghanistan) stammende Perser Abu Fazel. Er verschmolz persische Architektur mit indischen Elementen zu einem Werk der indo-islamischen Baukunst.
Die Baumaterialien wurden aus vielen Teilen Indiens und Asiens herbeigeschafft. Über 1.000 Elefanten wurden zum Transport herangezogen. 28 verschiedene Edelsteine und Halbedelsteine wurden in den Marmor eingefügt.
Die Grabmäler im Zentralraum sind Kenotaphe (Scheingräber), die eigentlichen, schlichteren Gräber befinden sich in der darunterliegenden Krypta.
Die vier um das Hauptgebäude herum angeordneten Minarette sind leicht geneigt, damit sie bei einem Erdbeben nicht auf das Hauptgebäude stürzen. Im Westen, in der Richtung von Mekka steht eine Moschee. Symmetrisch dazu liegt mit gleichem Grundriss im Osten ein Gästehaus.
Das Taj Mahal wurde unter dem 1904 erlassenen “Ancient Monuments Preservation Act” von der britischen Regierung unter Denkmalschutz gestellt.
So, nun will ich die Leser nicht weiter auf die Folter spannen … Fotos von einem Spazier- bzw. Rundgang durch dieses fantastische Monument einer wirklich großen Liebe! Es haut einen wirklich um, wenn man davor steht.
Langsame Annäherung.
… zunächst durch`s Haupttor
und, … da isses – im Nebel
Details
Deutsche Touristen in typisch indogermanischer Kleidung!
… und noch mal von der anderen Seite.
Und nachmittags nach der Mittagspause kam doch wirklich noch die Sonne `raus. Zwar immer noch ein Wenig diesig, aber doch mehr Farbe drin.
Weiter geht es am nächsten Tag über die Stationen Aligarh, Rudrapur und Mahedranagar Richtung Norden und nepalesische Grenze.
Nebel und Kälte verfolgen uns. Nachts gehen die Temperaturen nun bis um die 0° C herunter – nicht schlimm, unsere Heizung im Wohnmobil funktioniert prima.
Nach einem langen Fahrtag treffen wir uns in unserem Wohnmobil mit Manfred und Viola – Petra hat gekocht, es gibt Rotwein, die Stimmung ist spitze.
Einzig der morgendliche Nebel macht uns ein Wenig zu schaffen. Wir können erst später morgens losfahren.
Den indischen Lkw`s und nicht nur diesen ist erst recht in dichtem Nebel nicht zu trauen. Bei Dämmerung und Dunkelheit wird ohne Licht gefahren – Lkw`s haben häufig nur einen Fernstrahler, der so eingestellt ist, dass er einen total blendet, einem direkt ins Gesicht strahlt. Da hilft bei Dunkelheit meist nur Eines: alles an machen was man hat – Gegenwehr. Fährt man selbst mit Abblendlicht in der Dämmerung wird man angeblinkt .. so nach dem Motto, was soll das denn jetzt! Hier einfach mit Licht rumfahren? Ähnlich ist es bei Nebel – keiner macht das Licht an, maximal fährt der Inder bei Nebel mit laufendem Warnblinklicht in der Gegend rum. Blink, blink …
Die Menschen sitzen morgens vor ihren Häusern an kleinen Feuern, die sie wärmen sollen. In den Häusern ist es mangels Öfen zu kalt und klamm.
Immer wieder fahren wir über Seitenarme des Ganges – riesige Brücken.
Einmal folgen wir einer Umleitung wegen angeblicher Straßensperrung und landen hier – kleine Landpartie.
Jörn und Guido haben sich auch verfahren – wir treffen sie auf unserer Landpartie.
Petra meint nicht ganz zu unrecht, es sehe aus wie im Oderbruch.
Später stellt sich heraus, dass die Straßensperrung nur ein Missverständnis war. Es war zwar eine Brücke “zugemauert”, nee wirklich ne Mauer quer vor der Brücke, aber man konnte neben der Brücke unten rum durch den kleinen ausgetrockneten Fluss gut fahren. Weiter geht`s. An dieser Tankstelle mal wieder das Übliche – UFO (amtl. Kennzeichen WI-ND 179) zum Tanken gelandet, alles ist neugierig.
Noch ein paar Impressionen indischen Lebens von unterwegs – Richtung Nepal. Aber es wird sukzessive ruhiger Richtung Grenze. Die Grenzregion scheint dünner besiedelt zu sein.
Am 31.12.2012 gegen 9:30 Uhr kommen wir dann auf der anderen Seite dieser Brücke an. Sie ist – dieses Mal nicht zugemauert – aber mit einem großen Tor und Vorhängeschloss abgeschlossen. Der Grenzfluss zu Nepal. Ich gehe fragen, was es damit auf sich hat. Antwort der indischen Beamten, die Nepalesen würden die Brücke nur stundenweise öffnen. Nächste Öffnung um 12:00 Uhr. Ich habe keine Lust zu warten und sehe, dass der kleine Grenzverkehr mit Fahrrädern und zu Fuß trotz abgeschlossenen Tores an einem Nebeneingang stattfindet, frage erneut nach. Man teilt mir mit, ich könne ja zu Fuß über die Brücke gehen und auf der anderen Seite bei den Nepalesen nachfragen – was ich dann auch tue. Dort angekommen werde ich freundlich begrüßt, ich frage, ob man nicht das Tor schon vor Mittag öffnen könne. Dies wird nicht verneint und ich werde gefragt, ob ich mein 30 Rupees (für Irgendetwas) schon bezahlt hätte. Muß ich verneinen, bekomme aber trotzdem vorsorglich schon mal ein Quittung ausgehändigt und ein Beamter geht mit mir wieder über die Brücke, schließt auf, wir fahren `rüber nach Nepal und dann stehen wir bis zur Abfertigung der Grenzformalitäten erst einmal hier. Das geht alles ganz flott – die 30 Rupees habe ich natürlich noch bezahlt.
Dann geht`s weiter nach Nepal herein – hier die Hauptstraße! Wirklich, Ehrenwort.
Und da steht`s dann auch noch mal offiziell. “Wir sind drin!”
Noch etwa 60 km zu fahren über die typischen breiten, zu Nicht-Monsun-Zeiten ausgetrockneten, Himalaya-Flussläufe bis zum Bardya Nationalpark – dort soll Silvester gefeiert werden. Es geht ruhig und beschaulich zu in Nepal – sehr erholsam für die so strapazierten Sinne der Indienreisenden.
Ab und an eine Militär- bzw. Polizeikontrolle – angekündigt durch diese putzigen Straßensperren. Wovor die Nepalesen eigentlich Angst haben, habe ich noch nicht herausfinden können (Inder, Chinesen, Terroristen, eigene Leute – Anti-Maoisten?). Muss ich mal Madhu unseren nepalesischen Guide fragen, wenn wir wieder in Kathmandu sind.
Und dann unser Stellplatz zu Silvester im Bardya Nationalpark – sehr schön, harmonisch und mit nur wenigen neugierigen Nepalesen, die allerdings nach ursprünglicher Scheu doch am Neujahrstag durchaus schon zutraulicher, um nicht zu sagen aufdringlicher wurden. Aber kein Vergleich zu Indien. Es bleibt alles weitgehend harmonisch.
Petra kocht am Silvesterabend ein super-leckeres Huhn im Backofen, das wir unterwegs gekauft haben. Wir speisen mit Viola und Manfred, trinken Schampus (Marke Sula aus Indien!), Weißwein, Rotwein etc. und begießen Silvester um 00:00 Uhr ausgiebig mit den anderen der Gruppe an einem großen Lagerfeuer.
Der Neujahrestag wird in Ruhe begangen – ich bestelle via Satellitenreceiver (Inmarsat) über das Internet unsere Flugtickets von Kathmandu nach Frankfurt. Petra unternimmt mit Viola und anderen einen Ausflug ins Innere des Nationalparks u.a. in ein kleines nepalesisches Dorf. Impressionen.
Und zu dem an Heiligabend so herbeigesehnten gemütlichen Kaffeetrinken vor dem Wohnmobil kommt es auch noch. Na, wenn das Jahr nicht super beginnt!