Daily Archives: 4. November 2012

Tabriz–Soltaniyeh–Hamadan

Es geht weiter durch`s iranisch-aserbaidschanische Grenzgebiet. In der wüstig kargen Landschaft verstecken sich mit Tarnfarben angemalte iranische Grenzposten mit Luftabwehrkanonen, Maschinengewehren etc. – bin da nicht mehr so up to date mit dem Zeugs. Wir sind aber froh, als wir bei dem Ort Jolfa das vom Militär überwachte Grenzgebiet endlich verlassen könnennicht weil es eine Bedrohung gegeben hätte, aber diese Art Grenze sind wir, wenn auch noch gar nicht so lange Zeit, nicht mehr gewohnt – irgendwie macht einen das doch nervös – Stacheldraht etc.

In Jolfa starten wir einen ersten Versuch, ohne die bereits erwähnte Tankkarte zu Sprit zu kommen; wir steuern die nächstbeste Tanke an. Wir werden freundlich empfangen und bekommen auch gleich Diesel, so viel wir wollen zum Preis von 0,08 €/Liter. Einmal Volltanken bitte auf Deutsch – das funktioniert mit den entsprechenden Gesten. Da ich mich mit dem Packen Geld, den wir für € 50 an der Grenze bekommen haben noch nicht so genau auskenne (ungefähr 3-5 cm dick), entnimmt der freundliche Tankwart das Geld gleich meinem Packen – ich bin nicht misstrauisch, war auch nicht notwendig. Mal abgesehen davon, dass ich da ein paar Millionen (Rial!) drin hatte.

Verwirrend eh diese Geldgeschichten. Wenn man in einem Laden einkauft, nennen sie einem häufig nur 1/10 des Preises oder zeigen einem diesen auf einem Taschenrechner. Legt man dann beispielsweise 6.000 Rial hin, stellt sich heraus, dass 60.000 Rial gemeint waren. Na ja man gewöhnt sich sukzessive auch daran.

Von Jolfa geht`s über vierspurige Straßen direkt nach Tabriz.

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Überhaupt die  Verkehrsinfrastruktur ist ziemlich bis sehr gut. Überall werden wir angehupt, es wird gewunken – wir sind mehr als willkommen im Iran. Auf der Straße werden wir angesprochen, woher wir kommen – das Interesse an uns ist extrem groß. Wir werden mit Kuchen beschenkt, wie z.B. von dieser Dame hier …

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In Tabriz richtig angekommen, machen wir uns auf den Weg in die Stadt und besichtigen Museum, die blaue Moschee und dann ab in den Bazar. Letzte Fotos mit der guten alten Canon G9. Buhuuuu, die war schon mit in Wladiwostok und in Ulan Bator und … und …

Blaue Moschee

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Basar Tabris

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Es fängt an zu schütten, meine Canon G9 gibt plötzlich ihren Geist auf – für immer, wie sich später herausstellen sollte – und wir lernen Nasser Khan auf der Suche nach einer Flasche Wasser für Petra kennen. Der lädt uns erst einmal zu einem Tee ein. Es stellt sich heraus, dass er Leiter der Tourist-Information von Tabriz ist. Er ist gelinde gesagt sehr gesprächig. Er lädt uns in sein Büro ein. Er zeigt uns im Lonely Planet, dass er dort auf Seite 150 erwähnt wird. Ich kaufe den Lonely Planet; wir konnten ja nicht für alle Länder Reiseführer mitnehmen (wohin mit der Bibliothek?) und ohne ist man doch nicht so wirklich gut informiert. Er (Nasser Khan) ist schwer wieder los zu werden; wir schaffen es schließlich doch, als ein paar Deutsche, die mit dem Fahrrad aus dem Allgäu da sind, plötzlich in seinem Büro auftauchen. Zurück mit dem Taxi zum Stellplatz unseres Heims. Es regnet die Nacht durch. Und es ist alles andere als warm im Iran. Brrrr, nachts so um die 7 Grad C. Aber die Sonne hat Power.

Am nächsten Morgen geht es weiter Richtung Zanjan bzw. noch ein Stückchen weiter bis Soltaniyeh.

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In Soltaniyeh gibt es eine weitere schöne Moschee (13. Jhdt.) zu besichtigen, mit einer gigantischen Kuppel (ca. 50 Meter im Durchmesser). Wie die das in der Zeit gebaut haben, schon beeindruckend. Von Innen (eingerüstet wg. Restaurierung) werden die Größenverhältnisse klarer. Und überall Bilder der Ayatollas.

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Vorher noch ein Foto beim Bäcker beim Brot kaufen geschossen (jeder will mit uns fotografiert werden + es gibt den obligatorischen Tee) und dann zurück zum Stellplatz. Die Welt ist noch in Ordnung.

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Petra will Haare waschen, d.h. größtmögliche Action im Wohnmobil kündigt sich an.

Sie steht gerade voll eingeseift unter der Dusche – ihr werdet es nicht erraten, was passiert – die Duschpumpe tritt mal wieder in den Streik – und ich werde für die allgemein bekannte “männliche Grundschuld” an so ziemlich allen Dingen die quer kommen sofort belangt: alle anderen Wohnmobile der Welt sind besser, schöner, größer, zuverlässiger, komfortabler, länger, wärmer, kälter, heller, dunkler … und überhaupt.

Mir langt`s auch – jetzt habe ich dann doch die Nase voll mit dem Wasser-Kram. Ich verfluche Alfred und Marco Achermann (AlphaCab), die sich nicht ordentlich um die Wasseranlage nach unserem Norwegen-Urlaub gekümmert haben, trotzdem wir es moniert hatten. Will nun doch alle Filter auswechseln, was ich sofort in Angriff nehme. Petra steht mit eingeseiften Haaren wütend unter der trockenen Duschbrause und ich versuche zwischenzeitlich, eine große Schublade auszubauen, um an das Staufach mit den Ersatzteilen (darunter) zu kommen. Dabei verkanntet sich die Schublade unglücklich und springt zunächst dachte ich, irreparabel aus der Führungsschiene mit diversen Kugellagern die da so unkontrolliert und freigelassen im Wohnmobil herum kullern! Meine Laune erreicht erste ungeahnte Höhepunkte – ich denke “nur die Ruhe bewahren” und mache wütend weiter. Echt daily soap! Nach einer halben Stunde habe ich das konstruktive Rätsel der Schubladenkugellagerung weitgehend verstanden und gelöst – meine Finger und anderes sind fettig vom Kugellagerfett und … puuhh die Schublade geht wieder in die Schiene.

Petra`s Laune ist immer noch polarkreismäßig. Ich hole die Filter aus dem Staufach und tausche die Filter – Gott sei dank, das Wasser läuft wieder. Die Geschichte wird uns wohl noch weiter begleiten – ich traue dem Frieden jetzt nicht mehr. Wahrscheinlich haben wir unser Algenproblem nun erst mal gelöst. Aber da sind immer noch die kleinen Bohrreste, die ich am Tankausgang vermute (AlphaCab sei Dank!). Die machen zwar im Moment keinen Ärger mehr – aber wer weiß schon wie lange. Ansonsten verläuft der Abend normal. Wir schauen eine Serie Startrek Voyager (Captain Janeway begleitet uns auf der Reise durch “unseren” Delta-Quadranten) und gehen kurz nach 9 ins Bett.

Nach dem Frühstück Abfahrt Richtung Hammadan – nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach Isfahan und unserer großen Iran-Rundfahrt.

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In Hammadan angekommen schüttet es mal wieder aus Eimern – ein feuchtes Land, man würde es gar nicht glauben, wenn man die Landschaft so sieht. Wir verbringen den Nachmittag im Wohnmobil – ein Nachmittag wie auf dem Sofa (nur weniger Platz), Blog schreiben, Kaffee trinken mit Kuchen und einen kurzen Besuch bei Captain Janeway machen, dann ist es schon Abend. Wir gehen kurz unspektakulär essen und gegen 9:00 h zu Bett. Es wird immer früher, abends, wie auch morgens. Wir stehen so um 5:30 h bis 6:00 h auf!