Daily Archives: 6. November 2012

Vom Salzsee in Runiz bis zur Grenze nach Mirjaveh / Taftan

Nachdem wir den Salzsee bei Runiz verlassen haben geht es weiter Richtung Grenze Pakistan über Kerman, Bam, Zahedan nach Mirjaveh.

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Zusammengefasst gibt es diese Tage viel Gegend zu sehen – das soll nicht abwertend klingen, wir genießen die Landschaft. Nur gibt es nicht so sehr viel zu berichten. Menschen sieht man außer in den von uns zum Schlafen angelaufenen Städten nur wenige – das Land ist dünn bzw. von unsichtbaren Nomaden besiedelt.

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Je weiter man in den Osten des Iran bzw. die iranische Seite von Belutschistan vordringt, desto besser wird man bewacht. Auch den Iranern ist das Machtvakuum in Afghanistan bzw. im pakistanischen Teil von Belutschistan nicht geheuer. Hinzu kommt das Problem des Opium-Schmuggels über die Grenzen in den Iran. Angeblich sollen es 30% des Welthandels sein. Und der Iran versucht jegliche schlechte Nachrichten in der Weltpresse zu vermeiden – er ist sowieso einer der Bad Guys der Weltpresse. Zu recht oder unrecht, man weiß es nicht so richtig. Die Bevölkerung des Iran will jedenfalls nach unserem Eindruck keinen neuen Krieg. Schon eher eine neue Regierung in Tehran.

 

Wachturm

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Weiter geht`s … wohl meistens rechts `rum!

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Drogenkurier oder einsames Dromedar?

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Weitere Bewacher – wirkt schon ein Wenig einschüchternd …

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… obwohl diese Herren hier eigentlich ganz freundlich wirken.

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Unsere innere Spannung steigt zwangsläufig mit der näher rückenden pakistanischen Grenze. Was wird uns dort erwarten – sind wir doch zu blau-äugig. Die Anzahl der Police-Checkpoints steigt stetig. An einem Checkpoint werden wir sogar kurz freundlich aufgehalten. Man meint, wir dürften nur im Konvoi weiter fahren. Das stellt sich jedoch nach einem Telefonat als falsch heraus. Die Nervosität der Iraner mit uns Touristen, denen ja Nichts passieren soll, ist gewaltig.

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Wir nähern uns der Grenze. Hinter dem Zaun ist bereits Pakistan.

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Auch diese Herren warten auf den Grenzübertritt nach Pakistan.

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Die Grenzformalitäten auf iranischer Seite dauern dann unerwarteter Weise wesentlich länger, als bei der Einreise. Logisch ist das nicht. Wir verbringen den Tag bis zum Nachmittag damit.

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Dann dürfen wir `rüber nach Pakistan. Nach der iranischen Grenz-Tortur erscheinen uns die Pakistani geradezu locker. Trotzdem schaffen wir an diesem Tag nicht mehr das gesamte Prozedere; das Carnet de Passage (Zoll-Dokument für die Einfuhr des Autos) bekommen wir erst am nächsten Tag ausgehändigt. Aber der Abend wird spannend. Wir übernachten mit den Lkw-Fahrern auf dem Zollhof von Taftan. “Alles so schön bunt hier …” (Nina Hagen – Zitat).

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Teilweise erscheinen die Könige der Landstraße nicht ganz nüchtern … auch die Luft um den Zoll-Hof riecht nach bekannten Rauschdrogen. Alkohol ist hier wohl nicht im Spiel.

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… und bunt geht es weiter.

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Man meint ihn irgendwie zu kennen, tut ihm aber sicher unrecht – der Mann ist bereits tot.

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Wir gehen trotz der guten Show früh ins Bett, denn am nächsten Morgen geht es mal wieder zeitig los – hinein nach Pakistan.

Über Yazd nach Shiraz

Wir verlassen Esfahan am Morgen des 28.10.2012. Es geht zunächst wieder Richtung Berge und hinauf. Das, obwohl Esfahan bereits auf ca. 1.600 m NN liegt.

Überhaupt liegen große Teile Irans in etwa auf dieser Höhe – aber trotzdem geht es ständig rauf und runter – ein bergiges Land. Pässe mit Höhen um die 2.500 Meter sind nichts Ungewöhnliches. In den Alpen gibt es davon nicht viele, z.B. den Furka-Pass.

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Später im Verlauf der Fahrt, lassen wir die Berge wieder hinter uns, es wird immer wüstiger. Wir durchqueren Teile der Wüste Dasht-e Kavir. Immer geradeaus – über viele Kilometer. Bis wir den Ort Na`in, mitten in der Wüste gelegen, erreichen, wo wir einen kleinen Bummel machen.

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Wir sind hier auf dem Land – es wird sich streng vermummt – zumindest seitens der Einheimischen.

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Auf der eigentlich recht unspektakulären Hauptstraße des Ortes entdecken wir dann einen Supermarkt. So etwas hatten wir im Iran überhaupt noch nicht zu Gesicht bekommen. Es gibt dort viele deutsche Lidl-Produkte und … welch große Freude alkoholfreies Jever Fun. Bunkere gleich mal 12 große Dosen – vorrausschauend! Dann wird noch eine iranische Keks-Bäckerei leergekauft – die haben leckere Süßigkeiten – und weiter geht`s Richtung Yazd unserem Tagesziel. Yazd liegt zwischen den beiden großen iranischen Wüsten Dasht-e Kavir und Dasht-e Lut.

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Am Folgetag besichtigen wir in Yazd zunächst die “Towers of Silence” der Zarathustrier. Zarathustra (… also sprach …), der Religionsstifter soll um 1.000 vor Christus gelebt haben. Die Religion der Zarthustrier soll eine der ersten Religionen mit einem nicht körperlichen, omnipotenten Gott gewesen sein, aber Nichts ist da so ganz klar. Jedenfalls gibt es weltweit noch etwa 150.000 Menschen, die dieser Religionsgemeinschaft angehören; in Yazd sollen es aktuell noch etwa 5.000 sein.

Zurück zu den “Towers of Silence”. Um die Erde, das Wasser und die Luft nicht zu verschmutzen, haben die Zarathustrier ihre Toten in auf Hügeln gelegenen großen Türmen, eben jenen “Towers of Silence” aufgebahrt; dort wurden die Leichname bis auf die Knochen von Raubvögeln verzehrt bzw. ausgeweidet. Die restlichen Knochen wurden dann in einem großen Loch auf dem Turm verbrannt. Diesem Ritus gingen die Zarthustrier in Yazd bis in die 1960er nach – dann wurde er eingestellt. Wir besteigen einen solchen großen Turm auf einem Hügel außerhalb von Yazd.

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Dabei kommen wir zunächst noch an in die Wüste gebauten Zisternen vorbei – davon gibt es hier viele. Unser Guide Hossein erklärt uns, wie es seine Art ist, sehr lebhaft, deren Funktionsweise.

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Dann geht es aber wirklich hinauf auf den Hügel und den Turm. Der Blick von oben auf Yazd und das dahinter liegende Gebirge ist nicht schlecht.

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Im Turm selbst ist nicht viel zu sehen, außer dem Loch in der Mitte – für die Knochen.

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Wieder im Zentrum der Stadt angekommen besuchen wir zunächst eine – angeblich typisch iranische Parkanlage. Reiseführer – gäääähn?

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… eher langweilig! Aber plötzlich taucht eine Schulklasse auf, will Autogramme haben (Poesie-Album) und sich – hauptsächlich mit Petra – fotografieren lassen. Langeweile sofort ade!

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Petra`s Lieblingsschülerin, wegen der süßen Sommersprossen, ist die dritte, besser die vierte von links. Wir schaffen es kaum, den Park zu verlassen. Es wird gewunken und gekreischt!

Schließlich gelingt es doch und es geht weiter Richtung Moschee. Auch das Moschee-Thema nutzt sich ab; vor allem, wenn man vorher in Isfahan war. Wir können hier keine Besonderheiten erkennen …

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… außer vielleicht dem grimmig dreinblickenden Herren mit den schwarzen Füßen – aber auch davon gibt es hier einige; gemeint sind in erster Linie die Füße.

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Und vielleicht der im Untergrund der Moschee befindlichen Bar mit gegenüber gelegener Chillout-Lounge; das war wirklich mal was Neues.

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Aus der Moschee heraus kommend sehen wir die ersten Lüftungstürme (sog. Badgirs) – dafür ist Yazd berühmt.

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Aufgrund seiner Wüstenlage gibt es in Yazd einige Besonderheiten. Fast alle alten Häuser sind aus sonnengebranntem Lehm gebaut. Das Innere der Häuser liegt immer unter Bodenniveau – das macht es im Sommer kühler, in den sehr strengen Wüsten-Wintern wärmer. Die Öffnungen der Häuser sind abgesehen von den straßenseitigen Eingängen immer nur nach innen zum Hof gerichtet; einen solchen haben alle traditionellen Häuser.

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Hier treffen sich die Genrationen, die das Haus bewohnen, wenn sie die Türen ihrer Gemächer verlassen.

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Zurück zu den Badgirs, den Lüftungstürmen. Diese funktionieren tatsächlich wie große Klimaanlagen und halten die Häuser kühl. Die warme Luft aus den Häusern wird oben rausgepustet – kühle Luft bleibt bzw. wird durch Wasserbecken unter den Türmen erzeugt.

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Wir machen noch einen Spaziergang durch den zwischen 13 und 16 Uhr geschlossenen Bazar bzw. die Altstadt und entdecken noch dies und das.

Hier wird etwa eine spezielle Süßigkeit hergestellt; sieht aus wie Spagetti, schmeckt wie Zuckerwatte.

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Muss wohl mal ein Fahrrad- bzw. Mopedladen im Basar gewesen sein. Kunst im Staub?

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Und das Schild vom Fahrradladen erst – die Schrift ist einfach sehr schön!

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Weiter durch die komplett aus Lehm gebaute Altstadt.

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Noch einmal Moschee von Ferne. Doch sauschön!

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Und zum Finale in Yazd noch ein paar Fotos aus einem über die Mittagszeit geschlossenen Bazar – sieht man auch nicht so oft.

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Bankfiliale im Bazar.

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Mode für kleine Mädchen – 100% inflamable, for sure!

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Am nächsten Tag sind wir in Shiraz, der mit 1,75 Mio. Einwohnern wohl drittgrößten Stadt des Iran.

Seit etwa 2.000 Jahren der Stadt der Universitäten, der Poesie und zumindest bis zur Revolution auch der des Weines. Die Sache mit dem Wein fällt für uns natürlich aus, obwohl Hossein uns erzählt, dass sehr viele Iraner mittlerweile in ihren eigenen vier Wänden wieder Alkohol trinken; dort soll es auch nicht mehr offiziell geahndet werden. Als Junger Mann sei er noch verurteilt worden, da er außerhalb des Hauses mit Bier erwischt worden sei. Die Strafe, 20 Stockschläge auf den Hintern. Er habe zwei Wochen nicht sitzen oder liegen können.

Wir haben mitten in der Stadt einen schönen Stellplatz an einem Hotel gefunden – alles sehr sauber!

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Aber bevor es los geht mit einer Stadtbesichtigung, bringen wir das Auto noch in eine empfohlene Werkstatt. Ich hatte es noch nicht erwähnt, aber bereits in Armenien haben wir auf unbekannte Weise unser Druckluft-Horn (Zusatz-Hupe) verloren, nur die Original Toyota-Hupe verblieb uns. In Europa natürlich voll ausreichend!

Das Druckluft-Horn wurde dann in Isfahan komplett ersetzt. Das neue Horn machte aber außer Piep keinen großen Mucks, ein absolutes Muss für die Weiterfahrt in Indien – dort bemisst sich die Vorfahrt nach der Lautstärke der Hupen und Hörner.

In der Werkstatt angekommen lautet der Auftrag: Horn in Ordnung bringen und/oder die Toyota-Hupe durch eine Monsterhupe ersetzen, die alles weg pustet. Hmmmm, schönes Männerthema, Petra war begeistert von meinem Plan einen halben Tag damit in der Werkstatt zuzubringen. Ich habe sie dann um die Mittagszeit mit Viola und Christine in die Stadt zum Shoppen geschickt. Sie haben dort Angabe gemäß einen Laden für Damenunterwäsche und sonstiges “anderes” Männerspielzeug aufgesucht. Die dortigen Gespräche müssen sehr interessant gewesen sein. Details sind mir nicht bekannt, aber unter dem Schador scheint es interessanter zu zu gehen, als man gemeinhin annehmen würde.

Zurück zu Hupen und Hörnern. Die Herrschaften in der Werkstatt haben das Horn überprüft und fanden heraus, dass eine in den Luftkanal eingedrehte Schraube den Ton verhinderte – manchmal ist es so einfach. Trotzdem haben sie mir dann noch zwei superlaute Hupen von Bosch dazu gebaut. Seitdem fahren wir hupenmäßig schon im oberen Drittel mit. Natürlich sind die Überlandbusse in Pakistan oder Indien lauter und auch viele Lkw`s.

Bei unserer am nächsten Tag anstehenden Stadtbesichtigung geht es zunächst in den botanischen Garten von Shiraz mit seinen wunderschönen Gebäuden. Eine wirklich sehr schöne und vor allem auch gepflegte Anlage. Kein Vergleich zum iranischen Garten in Yazd.

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Danach zu einer iranischen Kultstätte, dem Grab des neben Sa`di wohl bekanntesten iranischen Dichters Hafez; gestorben 1389. Das Grab stammt aus dem 18. Jhdt.

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Hier trifft sich Jung und Alt und huldigt dem Dichter; Iraner – ebenfalls Jung und Alt können noch heute viele seiner doppeldeutigen Verse auswendig aufsagen. Sie werden auch für moderne Liedtexte noch immer verwandt.

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Zurück in der Innenstadt schauen wir uns das Fort an und ich mache noch einen Solo-Spaziergang über den Basar.

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Der Basar ist deutlich touristischer ausgerichtet, als etwa z.B. der in Täbris. Verkauft werden Stoffe, Teppiche und Schmuck. Man trifft auf andere fremde deutsch sprechende Menschen – was mir fast schon komisch vorkommt.

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Hier so etwas wie eine Drogerie.

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Schöne Karawanserai mitten im Basar – heute werden die Räumlichkeiten als Geschäfte genutzt.

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