Quetta–Multan-Lahore

Am nächsten Morgen geht es wieder früh los – nicht ganz so früh wie am Vortag. Wir wollen über Multan nach Lahore. Wir dürfen allerdings den direkten Weg von Quetta nach (Nord-)Osten nicht fahren. Mal wieder die Paschtunen! Es ist Paschtunen-Gebiet und nun wohl mal wirklich saugefährlich. Also geht es Richtung Süden und auf Umwegen nach Multan. Heute zunächst in etwa bis Sukkur. Das morgendliche Quetta präsentiert sich um einiges freundlicher, als in der Nacht zuvor. Aber es ist saustaubig auf den Straßen – sieht man auf den Fotos gar nicht so richtig.

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Die britische Highschool in Quetta hätte man sich in der Theorie wohl auch anders vorgestellt – anscheinend schon eine der besseren Gegenden Quettas.

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Am Stadtrand wohnen in Slums in der Wüste Flüchtlinge aus Afghanistan.

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Die Gegend zunächst wieder richtig wüstig. Liebe Ulla, siehst Du den kleinen Gaston am Spiegel. Der is` immer dabei und hat die beste Aussicht. Übrigens noch herzlichen Glückwunsch zum Jahrestag nachträglich!

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Wir tanken unter der Aufsicht unserer Bewacher; hier gibt es vernünftigen Sprit. Aber zu € 1,00/Ltr. Unser Verhältnis zueinander (Bewacher) entkrampft sich zunehmend. Aber die Knarre bleibt durchgeladen.

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Ein schönes Foto vom Oldie geparkt an der Tanke.

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Ziegeleien in der Wüstenei. Die vielen Schornsteine rühren daher, dass die Ziegeleien immer, wenn der Lehm ausgeht, verlassen werden und man einfach ein paar Meter weiter zieht und einen neuen Schornstein zum Brennen baut.

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Drahtkamel

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Hochkonzentriert! Der schlechteste Beifahrer der Welt sitzt allzeit “meckerbereit” auf dem Beifahrersitz und überwacht die ganze Chose.

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Heraus aus der offenen Wüste geht es in die Berge, einer von den Briten 1873 gebauten Bahnstrecke folgend.

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Direkt vor uns auch eine Art Wohnmobil – Afghanistanflüchtlinge oder andere Wohnsitzlose. Gezogen von einem Traktor, mit Ziege, Hund, Fahrrad und gesamter Familie an Bord. Sehen wir auf dieser Strecke häufiger. Entgegen kommen mal wieder so einige Kunstwerk.

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Tunnel der britischen Eisenbahnlinie – jeder Tunnel hat seinen eigenen klingenden Namen, wie etwa “Windy Corner”  oder ähnliches. Irgendwie musste ich bei dem Streckenabschnitt an den “Schut” von Karl May denken.

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Es geht richtig ins Gebirge, immer müssen wir mal wieder zurücksetzen, da uns Sattelschlepper entgegen kommen und man nicht aneinander vorbeikäme.

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Am Spätnachmittag eine kleine Pause in einem Dorf – wir kommen viel zu langsam voran; eine weitere Nachtfahrt deutet sich an. Wir werden begafft bzw. freundlicher gesagt neugierig begutachtet.

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… teilweise auch ignoriert!

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… oder freundlich angelächelt!

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Ein paar Kilometer weiter stoßen wir auf riesige Zeltlager mit UN HCR-Zelten. Eine Flutkatastrophe im August diesen, des letzten und des vorletzten Jahres hat die Menschen obdachlos gemacht. 5.000 Menschen sollen gestorben sein, mehrere 100-tausend Menschen sind obdachlos. Unendlich viel Leid! Von Wasser ist bis dahin aber noch nichts zu sehen.

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Das Wasser kommt auch für uns dann aber überraschend und erst bei Einbruch der Dunkelheit. Plötzlich fahren wir auf einem Damm – gerade mal so breit, dass zwei Autos bzw. Lkw`s knapp aneinander vorbei können. Der Weg ist total ausgefahren mit tiefen Löchern, Kuhlen, Buckeln – man sieht nicht viel bis gar nichts bzw. das blendende Licht der Entgegenkommenden. Gott sei Dank fahren wir ein geländegängiges Auto. Mit Ausweichen ist da nämlich nix mehr, zu dunkel, zu viel Verkehr, zu viele Fußgänger. Rein in die Löcher, raus aus den Löchern. Wie ein Dampfer in tiefer See. Bug hoch, Bug runter. Nicht ganz ungefährlich – absolutes Verkehrschaos – links und rechts Wasser, soweit man in der Dämmerung bzw. später Dunkelheit sehen kann. Auch Betten und Stände befinden sich noch am Wegesrand und müssen umschifft werden. Dazwischen Vieh, Kühe, Ziegen und flatternde Hühner. Kinder, Hunde … Holzkohlefeuer und zeitweise penetranter Müllgestank. Das geht so mal locker zwei Stunden – dann kommen wir langsam aus dem Wasser wieder raus bzw. der Damm endet. Dieser kann auch nur eine Notbehelfsstraße gewesen sein. Wir landen in einem Ort namens Jacobabad und es wird entschieden, dass wir dort bleiben. Weiter fahren bei Nacht eher gefährlich und wir sind ja auch schon wieder seit früh morgens unterwegs. Wir übernachten (7.11.2012) auf einer Tankstelle – rund um uns tobt das Leben.

 

Nach ein paar Stunden Schlaf fahren wir morgens weiter über die Stadt Sukkur – wir überqueren den sehr breiten Strom des Indus-Flusses.

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Nun orientieren wir uns wieder nördlich bzw. nordöstlich Richtung Bahalwalpur. Auch am heutigen Tag können wir unser Fahrziel nicht einhalten. Die Konvoi-Fahrerei mit Militär ist extrem nervig im pakistanischen Verkehr. Trotzdem sehen wir viele spannende Dinge um uns herum bzw. von der Straße aus. Terminus technicus: “Overload”. Wahrscheinlich handelt es sich um Baumwolle … macht es irgendwie schon eher vorstellbar.

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Mini-Overload!

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Gegen Abend dann überschreiten wir die Grenze zum Punjab, einer der liberaleren Ecken Pakistans – die Lady`s dürfen ihre Kopftücher abnehmen – welch große Erleichterung. Für die Lady`s.

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Wir übernachten auf einer Art pakistanischer Raststätte. Es gibt ein Restaurant, in dem wir essen gehen, ganz lecker und mal wieder draußen sitzen. Nicht fahren, fahren und direkt schlafen gehen, wie die letzten beiden Tage.

 

Und als Highlight des Abends treffen einige ältere Modelle der bunten kunstvoll geschmückten Lkw-Kunstwerke ein. Max entdeckt sie als erster und holt mich dazu. Wir fragen, ob wir uns einmal hineinsetzen dürfen – und wir dürfen! Ist wie Weihnachten als 6-Jähriger. Hier die Show im Bild.

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… von innen

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Gut geschlafen und von bunten Lkw`s geträumt wacht der Autor auf, nimmt immer noch beglückt von so viel mobiler Schönheit sein Frühstück zu sich und fährt weiter über Bahalwalpur und Multan bis nach Sahiwal.

Lahore schaffen wir wieder nicht. Übernachtung in der Polizeischule von Sahiwal. Es ist Samstag und man sieht schon unterwegs die riesigen Festzelte der Pakistani beim Hochzeit feiern und die mit Blumen geschmückten Pkw`s. Wir schlafen an sich wohlbehütet und ruhig. Gut, den Ruf des Muezzin kennen wir ja nun schon. Aber nachts wache ich von Maschinengewehr-Geratter auf. Was ist das? Und zwar nicht zu knapp. Wir sind zwar in Gewahrsam – schlafe doch weiter. Am nächsten Morgen frage ich den nächstbesten Bewacher. Der erzählt, dass es so Sitte bei den Hochzeiten ist. Richtige Kerle lassen da schon mal einen Gürtel durch die Schnellfeuerwaffe laufen – klar, natürlich nur mit Schüssen in die Luft. Puuuuuh!

 

Weiter geht`s Richtung Lahore. Nur noch 100 km. Wir haben einen Standplatz an einem Hotel direkt an der Grenze zu Indien “Wagha Border”.

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Vorher müssen wir aber noch im Konvoi mit Militär die wuselige Millionenstadt Lahore durchqueren. Wird echt spannend – eigentlich ganz einfach, immer nur am Kanal entlang. Aber … die Unterführungen von kreuzenden Straßen sind nur knapp 4 Meter hoch. Für uns mit 3,20 Meter kein Problem, aber die Dickschiffe, wie das Auto von Max merken es erst zu spät und müssen im mehrspurigen Verkehr wieder rückwärts aus den Unterführungen raus, um die Bypässe zu fahren. Kurz gesagt totales Chaos im Konvoi und überhaupt. Ich biege noch falsch ab und alle folgen mir. Muss wenden, das klappt … und dann kommt der Funkspruch, wir möchten doch auf unsere Hinterleute achten, damit diese nicht verloren gehen. Bin schon mit geradeausscheuen überlastet. Irgendwie kommen wir in Wagha Border an und finden unsren Stellplatz – mal wieder auf einem Zollhof.

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Bekannt dort ein Schauspiel des Wachwechsels und des Fahnen-Einholens auf beiden Seiten der Grenze, Pakistans und Indiens. Voll die aufgepeitschte nationalistische Show, zumindest auf pakistanischer Seite. Männer und Frauen getrennt auf verschiedenen Bühnen. Ein Einpeitscher bringt die Herr- und Frauschaften in Stimmung – nix für Deutsche mit sensiblen Seelen. Als Höhepunkt werden die Fahnen eingeholt und die Tore zum Nachbarland geschlossen. Danach alle ziemlich aggro drauf beim Verlassen der Tribünen.

Tribünen an der Grenze

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Einpeitscher

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Wachwechsel

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Am übernächsten Tag verlassen wir genau auf diesem Wege das Land. Wir brauchen dafür mal wieder einen ganzen Tag – die Pakistani sind noch ganz entspannt, wobei man sich auch hier fragt, was soll der ganze Quatsch bei der Ausreise. Aber die Inder bringen es auf den Punkt. Die Fahrzeuge werden u.a. mit Hunden untersucht, einer für Sprengstoff, einer für Drogen etc. … na, es geht den ganzen Tag, bis wir alle Stempel zusammen haben und Richtung Amritsar fahren dürfen.

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