Daily Archives: 26. Februar 2015

Buenos Aires – La Boca und San Telmo

In den frühen Morgenstunden Abflug von El Calafate.

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Leider gibt es keinen Direktflug nach Buenos Aires – wir fliegen zunächst nach Ushuaia auf Feuerland und dann in die Hauptstadt. Schön mal dagewesen zu sein – sonst völliger Blödsinn. Der Flug nach Buenos Aires wird nahezu zur Tagesreise.

In Buenos Aires angekommen “gute” Stadtluft und eine erste Rundfahrt mit dem Bus durch die Stadt im Schnelldurchlauf. Vor allem für die lieben Mitreisenden, die am nächsten Tag weiterreisen bzw. nach Hause fliegen müssen.

Noch mal kurz zur Luft und zum Namen der Stadt: Ihre Gründer benannten sie nach der Heiligen Santa María del Buen Ayre (spanisch für Heilige Maria der Guten Luft). Die „guten Lüfte“ beziehen sich dabei auf die Lage der Stadt, unmittelbar jenseits der südlichen Grenze des Verbreitungsgebiets der Malaria. Damals glaubte man, diese Krankheit werde von der Luft verursacht (mal aria „schlechte Luft“).

Buenos Aires ist Argentiniens „Wasserkopf“, eine Metropole, die in jeder Hinsicht das Zentrum des Landes ist. Mehr als ein Viertel der Einwohner des Landes wohnen in ihrem Einzugsgebiet (13 Millionen). Doch trotz ihrer monströsen Größe ist das Zentrum, in dem alle Sehenswürdigkeiten liegen, überschaubar und bietet auch beschauliche Ecken, in denen das Leben einen Schritt langsamer von sich geht.

Die Stadt wirkt auf den ersten Blick sehr europäisch, was am Einfluss der Einwanderer aus Italien, Spanien, Deutschland und Frankreich liegt, von denen ein Großteil der Bevölkerung abstammt. Insbesondere fühlt man sich durch die protzige Neobarockarchitektur und die schachbrettartig angelegten Straßen oft an Paris erinnert.

Die Einwohner der Stadt werden „porteños“ – Hafenbewohner – genannt. 

Buenos Aires verdankt ihre Bedeutung ihrer Lage am Río de la Plata, die sie zum besten Exporthafen Argentiniens machte.

Gegründet wurde sie 1535 als spanische Militärfestung gegen die ebenfalls in dieses Gebiet vordringenden Portugiesen, die jedoch bald wegen Angriffen der Indianer und Lebensmittelknappheit wieder aufgegeben werden musste. Die definitive Gründung erfolgte schließlich im Jahr 1580.

Lange Zeit blieb die Stadt ein bedeutungsloser Militärposten des Vizekönigreiches von Lima, der nicht einmal das Recht auf Außenhandel besaß. Das änderte sich 1776, als das Vizekönigreich des Río de la Plata gegründet und Buenos Aires seine Hauptstadt wurde. Von da an wuchs die Bevölkerungszahl schnell an, was sich nach der Erringung der Unabhängigkeit von Spanien 1816 noch verstärkte.

Erst 1880 wurde die Stadt zur Hauptstadt Argentiniens gekürt. Liberale Einwanderungsgesetze verschafften ihr zwischen 1880 und 1920 einen schnellen Boom, die „Gran Aldea“ (großes Dorf), wie sie bis 1900 genannt wurde, wurde zur Millionenstadt und verdrängte die anderen wichtigen Städte Argentiniens in ihrer Bedeutung. Ab 1950 wuchs sie über das eigentliche Stadtgebiet hinaus, so dass heute der Großteil ihrer Einwohner in Vororten wohnen, die politisch strikt von Buenos Aires getrennt sind und stattdessen zur Provinz Buenos Aires gehören. Heute zeigt sich die Einwohnerzahl relativ konstant, auch wenn sich die Stadt durch hippe „Country Clubs“ und „Privatviertel“ seit den 80er Jahren weiter spinnenförmig in die Pampa ausdehnt. Nach der schweren Wirtschaftskrise und der folgenden Abwanderungswelle vieler Argentinier zurück zu ihren Wurzeln nach Europa, zeigen sich die Einwohnerzahlen dennoch relativ konstant; auch bedingt durch die von der links-peronistischen Regierung unter Präsident Kirchner vereinfachten und somit zunehmenden Zuwanderung, vor allem aus Bolivien und Peru.

 

Die Stadt liegt am riesigen Río de la Plata, einer trichterförmigen Mündung der Flüsse Río Paraná und Río Uruguay in den Atlantik. Die Trichtermündung ist etwa 290 km lang und 220 km breit. Das Wasser des Río de la Plata in Buenos Aires ist durch einen hohen Anteil von lehmigem Schlamm trüb. Auf dem Luftbild schön zu sehen. Links unterhalb des Wölkchens die Stadt Montevideo in Uruguay, rechts die Krake – das ist Buenos Aires.

Rio de la Plata

 

Meine Unterkunft liegt sehr zentral, ganz in der Nähe der Av. Santa Fe, Av. 9 de Julio und dem weltberühmten Teatro Colón. Ich unternehme viel zu Fuß. Aber auch mit dem Bus, der Metro und dem Taxi kann man sich gut bewegen. Taxi fahren macht Spaß, da es keine Diskussionen über Fahrpreise gibt – immer wird sofort der Taxameter angeschaltet.

 

Ich beginne meine Stadtbesichtigung am 26.2. in La Boca.

La Boca ist ein Stadtteil weit im Osten der Stadt gelegen und eines der bekanntesten der 48 Viertel der Stadt. Ich fahre mit der Metro bis nach San Telmo, dann geht es weiter mit dem Bus, da die Metro so weit nicht durchgebaut ist.

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La Boca liegt an der Einmündung des Riachuelo-Flusses in den Río de la Plata und hat daher auch seinen Namen (Boca = spanisch für “Mund”).

La Boca entstand Ende des 19. Jahrhunderts als Viertel italienischer Einwanderer, die meist als Industriearbeiter tätig waren. Viele der ersten Einwohner stammten aus der italienischen Hafenstadt Genua.

Heute ist La Boca populär bei den Touristen, vor allem auch wegen seiner originellen Häuser. Sie wurden aus dem Blech abgewrackter Schiffe gebaut und mit Schiffslack bunt bemalt.

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Viele Künstler preisen ihre Werke auf den Gehsteigen der Straße El Caminito (Der kleine Weg) an. 

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Im Hintergrund die Puente Transbordador “Nicolás Avellaneda” (auch Transbordador del Riachuelo), eine Schwebefähre, die zwischen Buenos Aires und Avellaneda den Fluss Riachuelo überquert. Bis 1960 in Betrieb konnte die 8 mal 12 Meter große Gondel der Schwebefähre Fußgänger, Fuhrwerke, Kraftfahrzeuge, angeblich sogar Straßenbahnen befördern.

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Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten des Viertels gehören die Tangosäle und die italienischen Restaurants. Auch im alltäglichen Leben ist der italienische Einfluss bis heute zu spüren. Schade nur, dass einem sowohl Reiseführer als auch Einheimische anrate, das Viertel nur zwischen 10:00 Uhr und 17:00 Uhr zu betreten, sonst sei es zu gefährlich. Beurteilen kann ich es nicht.

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Buenos Aires gilt als die Welthauptstadt des Tangos. Sowohl Uruguay als auch Argentinien nehmen jedoch für sich in Anspruch, Geburtsort des Tangos zu sein. In Buenos Aires entwickelte er sich in den Vororten der Stadt, ganz ursprünglich wohl vor allem in den Bordellen in den ärmeren Vororten wie La Boca. Tangoshows werden heute in Buenos Aires überall angeboten, allerdings nicht ganz billig – € 100 und mehr muss man schon hinlegen. Da ich auch keine Musicals mag, verzichte ich auf solch einen Abend. Überdies wird auch tagsüber in Cafés und sogenannten Tangoschulen schon mal ein Tänzchen zum Anschauen geboten.

“Wir sind Papst” auf argentinisch. Man begegnet Franziskus auf Schritt und Tritt in der argentinischen Hauptstadt. War er doch vor seinem “neuen Job” Erzbischof der Stadt.

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Hier fahren tatsächlich mehrfach täglich noch Güterzüge hindurch.

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Links Maradona … die weiteren Personen kann ich nicht identifizieren.

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Geschickte Überleitung zu einer weiteren Attraktion des Viertels, vielleicht der wichtigsten. La Boca ist auch für das Fußballstadion La Bombonera (spanisch: „Pralinenschachtel“) des Fußballclubs Boca Juniors bekannt. Seine Farben (gelb und blau) soll es einem bei Gründung des Clubs vorbeifahrenden schwedischen Schiff verdanken. 

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Im Fußball residieren in der Stadt die zwei erfolgreichsten Erstligavereine Argentiniens: Rekordmeister CA River Plate und CA Boca Juniors, der Erzrivale von River. Das Derby zwischen beiden Vereinen wird Superclásico genannt.

Im Februar 1981 bezahlten die Boca Juniors Buenos Aires 3 Millionen DM Ablöse für Maradona, der sich daraufhin dem wohl bekanntesten Club Argentiniens anschloss. Gleich in seinem ersten Pflichtspiel gelangen ihm zwei Tore beim 4:2-Sieg über Talleres de Cordoba; der Anfang einer wunderbaren Zeit in „La Bombonera.“ Maradona dominierte wie eh und je, führte Boca zur Meisterschaft 1982 (Metropolitano) und wurde zum dritten Mal hintereinander Torschützenkönig und Argentiniens Fußballer des Jahres.

 

Von La Boca geht es zu Fuß wieder Richtung Innenstadt – ein Abstecher in das Viertel San Telmo. San Telmo wird dem „Sur“, dem Süden der Stadt, zugeordnet, der als Gründungskern von Buenos Aires angesehen wird. Das Viertel liegt auf der Verbindungslinie zwischen dem ehemaligen Hafen in La Boca und dem historischen Stadtzentrum, dem Bereich des heutigen Microcentro, und entstand durch die Niederlassung zahlreicher Händler an dieser wichtigen Route.

San Telmo ist architektonisch stark geprägt durch Altbauten aus dem 19. Jahrhundert. Neubauten vor allem aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die andere Stadtteile wie z. B. Palermo stark prägen, finden sich hier seltener, da ein großer Teil des Stadtteils unter Denkmalschutz steht.

Nach einer Zeit wirtschaftlichen Niederganges hat sich San Telmo seit Mitte der 1990er-Jahre zunehmend zu einem touristisch geprägten Stadtteil entwickelt, in dem sich u. a. zahlreiche Restaurants mit täglichen Tangoshows speziell für touristisches Publikum befinden. Auf der zentral im Stadtteil gelegenen Plaza Dorrego findet jeden Sonntag ein großer Antiquitätenmarkt, die Feria de San Pedro Telmo, statt.

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Kein Reichenviertel. So ist San Telmo auch eher mit kleinen Wohnhäusern bebaut.

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Trotzdem gilt es heute durchaus als hip, hier zu wohnen – wohl eher ein Kreuzberg der 80er-Jahre.

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… aber auch das gibt es, schick sanierte Stadtvilla an der Plaza Dorrego.

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… rund um die Plaza Dorrego, wo sonntags die Feria de San Pedro Telmo, der Flohmarkt stattfindet.

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Viele Touristencafés und Antiquitätenläden.

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Ein durchaus lebendiges Viertel – zurück zum Hotel mit der U-Bahn. Ein kleines Abenteuer – 35 Grad C und sehr viele Fahrgäste.

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Von der Station Tribunales habe ich nur einen kurzen Heimweg zum Hotel. Vorbei am weltberühmten Teatro Colon, das ich die nächsten Tage noch besichtigen möchte …

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… einem der  der für Buenos Aires so typischen gigantischen Gummibäume …

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… einer jüdischen Synagoge …

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… und dem Teatro Cervantes …

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… lande ich wieder an meiner Heimatadresse, dem Hotel Las Americas in der Libertad 1020.

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Abends geht es zum Italiener um die Ecke.

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