Monthly Archives: Februar 2015

Buenos Aires – Retiro, Recoleta und Palermo

Das bekannteste Theater der Stadt ist das Teatro Colón, eines der wohl berühmtesten Opernhäuser der Welt.

Fassadenansicht bzw. Haupteingang des Teatro Colón von der Plaza Lavalle aus.

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Dritter Tag in Buenos Aires. Hatte vorgestern schon einmal versucht an einer Führung durch das Theater teilzunehmen, aber nachmittags war die Schlange derartig lang, dass ich beschloss das auf die erste Führung eines Folgetags gleich morgens um 10:00 Uhr zu verlegen. Ich stelle mich an und kaufe ein Besichtigungsticket für die Kleinigkeit von umgerechnet etwa 25 Euro. Dann geht`s auch gleich los.

Das Colón, zwischen der Plaza Lavalle und der Avenida 9 de Julio gelegen, wurde von 1889 bis 1908 von den Architekten Francesco Tamburini, Angelo Ferrari, Victor Meano und Julio Dormal erbaut. Es wurde am 25. Mai 1908 mit der Oper Aida von Giuseppe Verdi eröffnet. Das Theater hat 2.500 Sitz- und 1.000 Stehplätze. Der Haupteingang des Theaters liegt an der Plaza Lavalle und nicht, wie man vermuten könnte, an der Avenida 9 de Julio. Dies liegt daran, dass zur Bauzeit des Teatro Colón die Avenida in ihrer heutigen Form noch gar nicht existierte. Das Theater wurde 2006 wegen umfangreicher Renovierungsarbeiten geschlossen und wurde schließlich 2010, zur 200-Jahr-Feier der argentinischen Unabhängigkeitsbewegung, wiedereröffnet. Für Wilhelm Furtwängler galt das Teatro Colón als das beste und schönste Opernhaus der Welt. Drinnen schlägt einem unglaublicher Prunk und Reichtum entgegen und man kann sich gut vorstellen, wie hier früher flaniert wurde – vor der Vorstellung bzw. in der Pause.

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Zum Abschluss der ungefähr einstündigen Führung dürfen wir für 10 Minuten sogar einmal in die große Loge. Wir haben Glück, das Orchester übt gerade – superschöne Stimmung!

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Pavarotti soll anlässlich der Wiedereröffnung einen Journalisten mit der Bemerkung, eigentlich trete er hier nicht so gerne auf, schwer in Erstaunen versetzt haben. Auf Nachfrage warum, soll er gesagt haben, die Akustik sei derartig gut, dass man jeden kleinen Sangesfehler aber auch noch auf jedem entferntesten Platz höre.

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Sehr beeindruckend und den Eintritt allemal wert. Auch neben dem Teatro Colón existiert in Buenos Aires eine große Theater- und Musical-Szene, insgesamt gibt es knapp unter 200 Theatersäle in der Stadt, darunter das Teatro Cervantes, das Nationaltheater des Landes, das über 100 Jahre alte Teatro Avenida oder das Teatro Coliseo.

Es wird sogar behauptet, dass Buenos Aires über mehr Theatersäle verfüge, als jede andere Stadt der Welt. Viele der Theater befinden sich an der Avenida Corrientes, die deshalb gerne auch als Broadway von Buenos Aires bezeichnet wird.

 

Mit der Metro will ich weiter in den Stadtteil Palermo. Fünf Minuten zu laufen bis zur Station Callao. Vorbei am Palacio Pizzurno, einem der architektonisch wichtigsten Gebäude im Stadtteil Recoleta, in dem sich heute das argentinische Bildungsministerium befindet.

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Ich verlasse die Metro an der Estación Palermo wieder und laufe vorbei am Islamischen Kulturzentrum mit seinen Minaretten Richtung Campo Argentino de Polo, wo jedes Jahr im November die Offene Argentinische Polo-Meisterschaft ausgetragen wird.

Das hatte ich mir freilich ein Wenig spektakulärer vorgestellt in einem Land, in dem Polo einen so hohen Stellenwert hat. Mehr gibt`s nicht zu sehen.

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Weiter durch Palermo. Der Name des Stadtteils soll von der noch existierenden Franziskaner-Abtei herrühren, die nach Benedikt von Palermo benannt wurde. Dieser lebte von 1526 bis 1589 und war ein Schutzheiliger von Palermo auf Sizilien. Alternativ wird erzählt, das Land des heutigen Stadtteils hätte im späten 16. Jahrhundert einem „Juan Domínguez Palermo“ gehört und nach diesem sei der Ort benannt. Palermo ist in verschiedene inoffizielle „Unterstadtteile“ gegliedert. Zunächst geht`s nach Palermo Hollywood.

Um 1995 herum zogen Fernseh- und Film-Produzenten in die Gegend um die Avenidas Córdoba, Santa Fe, Dorrego und Juan B. Justo in Palermo Viejo. Seitdem wird die Ecke als „Palermo Hollywood“ bezeichnet. Heute ist Hollywood bekannt für seine hohe Dichte an Restaurants, Clubs, Cafés und sein aktives Nachtleben. Es ist Samstag gegen 12 Uhr. Der Stadtteil ist noch nicht richtig erwacht.

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Ich ziehe weiter über die Avenida Juan B. Justo Richtung Palermo Soho. Palermo Soho ist ebenfalls ein  Teil von Viejo im Südwesten um die Plaza Serrano herum. Die traditionell niedrigen Häuser wurden in Boutiquen, Restaurants und Bars umgewandelt. Die Atmosphäre kann als „alternativ“ und „bohème“ beschrieben werden, was diese Gegend vor allem beliebt bei jüngeren Argentiniern der oberen Mittelschicht sowie Touristen macht. Samstäglicher Markt auf der Plaza Serrano.

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Zeit für einen Cortado.

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Palermo Soho Plaza Serrano

 

Auf Shoppen habe ich keine Lust – für Nachtleben ist es noch zu früh, also mache ich mich weiter Richtung Avenida Santa Fe.

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Dort noch ein Stippvisite in die Alto Palermo Shopping Mall. Rappelvoll und die üblichen Geschäfte.

Im Hebst sind Wahlen in Argentinien. Frau Präsidentin darf nach ihrer zweiten Amtsperiode zwar nicht wieder gewählt werden. Trotzdem … sind alle Christina!

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Zurück mit der Metro zur Station Calau. Von dort ist es nicht weit zur Buchhandlung El Ateneo. Untergebracht in einem ehemaligen Theater soll sie die größte Buchhandlung in Südamerika sein.

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Mit den spanischen Büchern kann ich ja nicht so viel anfangen, aber es gibt ein Café auf der ehemaligen Bühne des Theaters. Die Rettung, ich bin kurz vor dem Verhungern. Ein leckeres Sandwich.

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Ehemaliger Sicherungskasten hinter der Bühne.

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Gestärkt kann es weitergehen in Richtung des etwa eine Viertelstunde zu Fuß entfernten Cementerio de la Recoleta. Gelegen im gleichnamigen Stadtviertel.

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Recoleta ist eines der elegantesten und teuersten Wohn- und Geschäftsviertel der Stadt. Zusammen mit dem Stadtteil Retiro ist Recoleta auch bekannt als Barrio Norte.

Obwohl sich Recoleta heute nahe dem Zentrum von Buenos Aires befindet, war dieser Ort zur Mitte des 19. Jahrhunderts für die Bewohner relativ abgelegen. Als 1870 in Buenos Aires Cholera- und Gelbfieberepidemien wüteten, flüchtete sich die Bevölkerung in die umliegenden Orte, um sich vor einer Ansteckung zu schützen. Während die arme Bevölkerungsschicht sich eher im Süden und Südosten (San Telmo, La Boca) neu ansiedelte, kam nach Recoleta vor allem die Oberschicht, da die Anhöhe von Recoleta die Anwesenheit von Stechmücken verminderte und damit die Ansteckungsgefahr geringer war.

Diese Familien errichteten in Recoleta große Villen im französischen Stil und verhalfen so zum Spitznamen Recoletas, „das Paris Amerikas“. In den 1950er und 60er Jahren wurden viele der damaligen Herrschaftshäuser bei Unruhen zerstört, daher existieren heute in Recoleta auch moderne elegante Gebäude neben den traditionellen Villen von damals.

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Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Buenos Aires gehört der Friedhof von Recoleta. Hinter der Mauer bereits zu erkennen, die herrschaftlichen Gräber.

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Haupteingang.

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Der Friedhof wurde von dem französischen Ingenieur Próspero Catelin angelegt und 1881 von dem italienischen Architekten Juan Antonio Buschiazzo neoklassizistisch umgestaltet. Reiche Familien ließen prächtige Mausoleen unterschiedlichster Architektur bauen, die alle aber eins gemeinsam haben, sie sollten lange vom irdischen Ruhm und Reichtum der Verstorbenen künden.

Nicht alle der Mausoleen haben die Zeiten gut überstanden. Mindestens eines wird heute auch als Toilettenhaus genutzt, mit Lagen frischen Toilettenpapiers und Hygieneartikeln hochgestapelt auf den Sarkophagen.

Ungewöhnlich ist auch die Tradition des Friedhofs auf den Namenstafeln nur das Sterbedatum, nicht jedoch das Geburtsdatum zu vermerken.

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Der Friedhof wurde zur Ruhestätte zahlreicher wohlhabender und prominenter Einwohner der Stadt. Zu den bekanntesten zählt wohl die zweite Ehefrau des argentinischen Staatspräsidenten Juan Perón, Eva Perón.

Sie starb 1952 an Gebärmutterkrebs. Ihr Körper wurde einbalsamiert. Der Sarg wurde im Kongressgebäude aufgebahrt und zur Schau gestellt. Nach dem Sturz Juan Peróns 1955 verschwand die Leiche für 16 Jahre aus der Öffentlichkeit, da die neuen Machthaber die Erinnerung an sie und ihren Mann zu bekämpfen versuchten. So wurde Eva Peróns Leichnam heimlich 1956 nach Mailand ausgeflogen und unter dem Namen Maria Maggi de Magistris dort bestattet. Im September 1971 brachte man ihn vorrübergehend nach Madrid. 1974 ließ ihn Isabel Perón, die dritte Frau des Staatspräsidenten, nach Argentinien zurückbringen, und im Jahre 1976 erfolgte die Beisetzung im Familiengrab der Duartes (Familie des Vaters) auf dem Friedhof Recoleta. Eva Perón ist bis heute eine Legende. Noch immer pilgern viele Menschen, nicht nur Touristen, an den Ort ihrer Ruhestätte. Insbesondere am Muttertag kommen viele Menschen zur Grabstätte, beten und legen Blumen nieder.

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Der Name von Recoleta stammt vom Franziskanerorden „Convento de Recoletos Descalzos“, der Anfang des 18. Jahrhunderts die Kirche Nuestra Señora del Pilar an der Plazoleta Recoleta (heute neben dem Friedhof gelegen) errichtete. Sie wurde 1732 vom Architekten Giovanni Andrea Bianchi geschaffen, hat eine schlichte koloniale Fassade und ist wohl weitgehend original erhalten.

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Mein letzter Tag in Buenos Aires neigt sich dem Ende entgegen. Viel gesehen. Von der Kirche ist es durch die vorgelagerte Parkanlage nicht weit zu meiner Lieblingskneipe. Hier war ich fast jeden Abend auf ein Bier. Das Café “La Biela” mit angeschlossenem Biergarten. In den 1950er-Jahren war das Café die Stammkneipe von Juan Manuel Fangio, dem berühmten Formel 1 – Piloten.

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Zitat Reiseführer:

In-Lokal mit Tradition. Wer es nicht besucht hat, war nicht in Buenos Aires. Die gesamte Atmosphäre ist ältlich angehaucht, die Bilder an der Wand wirken irgendwie schräg, das Publikum allein ist den Besuch wert. Da verkehren alle sozialen Schichten, sozusagen Buenos Aires pur.

Nach meiner Beobachtung aber vor allem die wohlhabenden Bewohner Recoletas, was das Ganze für den Beobachter nicht minder spannend macht.

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… hasta la vista Buenos Aires, hier war ich bestimmt nicht das letzte Mal! Abflug Sonntag früh in Buenos Aires über Santiago de Chile und Madrid nach Frankfurt/M. Ganz schöne (Tor)Tour!

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Buenos Aires – Microcentro, Puerto Madero

An meinem zweiten (vollen) Tag in Buenos Aires mache ich mich früh wieder auf den Weg. Volles Programm ist angesagt. Ich will in die Innenstadt (Microcentro) inkl. Bankenviertel, zum Puerto Madero, einem neu entwickelten Hafengebiet und in ein stadtnah gelegenes Naturschutzgebiet – eine der wenigen Möglichkeiten mal ans Ufer des Rio de la Plata zu kommen.

Mal wieder am Teatro Colon vorbei geht`s auf die Avenida 9 de Julio, die Hauptverkehrsader Buenos Aires. Sie wird häufig als mit 20 Fahrstreifen auf 140 Metern breiteste Straße der Welt bezeichnet. Tatsächlich wartet  sie mit je Richtung jedoch “nur” sieben Fahrstreifen auf. Abgetrennt durch einen baumbestandenen Grünstreifen verlaufen allerdings auf beiden Seiten der Avenida noch 3-spurige Parallelstraßen unterschiedlichen Namens, die optisch durchaus zu Recht als Teil der Avenida 9 de Julio wahrgenommen werden können.

Wie auch immer – ganz schön breit die Schneise durch die Stadt. Die Überquerung kann einige Minuten dauern, da bei normaler Gehgeschwindigkeit man etwa zwei bis drei Ampelphasen benötigt, um auf die andere Seite zu gelangen.

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Mit ihrem Namen erinnert die Straße an den Tag der Unabhängigkeit Argentiniens, den 9. Juli 1816. Typische Bebauung entlang der Avenida.

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Nach etwa 10 Gehminuten nähere ich mich dem großen 67 Meter hohen Obelisken auf der Avenida.

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Er wurde im Mai 1936 anlässlich des 400-jährigen Stadtgründungsjubiläums errichtet. Der Platz rund um den Obelisken trägt den Namen Plaza de la República.

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Auf der anderen Straßenseite angekommen, geht`s ins so genannte Microcentro Richtung Calle Florida und weitere Fußgängerzonenstraßen.

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Man kann kaum 10 Meter laufen, ohne von irgendeinem Geldwechsler angesprochen zu werden. Nervig. Es müssen hunderte sein. Insbesondere der Tausch von Dollar in Pesos scheint ein lukratives Geschäft zu sein. Es werden wesentlich bessere Kurse als beim offiziellen Tausch geboten. Hintergrund wohl die galoppierende Inflation in Argentinien von über 30% im Jahr. Ich tausche nicht, suche aber einen bzw. mehrere Geldautomaten auf, die mir aber alle kein Geld geben wollen. Erst der Besuch einer Filiale der HSBC mit hilfsbereiter Angestellter führt zum Erfolg. Selbst hier nahm nur einer von etwa zehn Geldausgabeautomaten mein VISA-Kärtchen.

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Geschäfte wie überall auf der Welt.

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Über die Calle Florida erreiche ich die Galerias Pacifico mit dem Centro Cultural Borges. Ein Kulturzentrum in einer Shopping Mall, das sich dem bedeutendsten Autor Argentiniens widmet. Ursprünglich mal als Kaufhaus gebaut, beherbergte das Gebäude verschiedene Institutionen, u.a. auch zeitweise das Museo Nacional de Bellas Artes. 1991 saniert wurde es dann der heutigen Nutzung zugeführt.

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Das Kulturzentrum lasse ich mal aus, da mit meinen nicht vorhandenen Spanischkenntnissen ein Besuch wohl wenig sinnvoll gewesen wäre. Am südöstlichen Ende der Av. Florida erreiche ich die Plaza San Martin. Auf den gepflegten Rasenflächen kann man im Schatten von Palmen, Ombubäumen und Palmen entspannen. Endlich Ruhe – die Geldtauscher haben ganz schön genervt.

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Im Hintergrund der Uhrturm Torre de los Ingleses.

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Keine Lust aufs Gassigehen? Die "Paseaperros" helfen!

Wer in Buenos Aires in einem Park spazieren geht, der kommt nicht um sie herum: die wuseligen Hundemeuten, zehn oder sogar zwanzig auf einmal, an der Leine geführt von einem oftmals gestressten Hundeausführer, einem sogenannten Paseaperro. In der argentinischen Hauptstadt ist es zwar chic, sich einen Hund zu halten, je größer desto besser, aber mit ihm dauernd Gassi zu gehen, meist weniger. Und so ziehen die Paseaperros mit ihren kläffenden Rudeln durch die Straßen, um den gut Betuchten diese lästige Arbeit abzunehmen. Im Park der Plaza San Martin gibt es sogar ein extra eingezäuntes Areal, wo die Hunde frei laufen dürfen. Hier können auch die Paseaperros mal kurz entspannen.

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Er war ein Geschenk britisch stämmiger Argentinier an die Stadt, Anlass war der hundertste Jahrestag der Mai-Revolution von 1810. Nach dem Falklandkrieg wurde der Uhrturm offiziell umbenannt in Torre Monumental – umgangssprachlich gebräuchlich jedoch immer noch Torre de los Ingleses. Im Hintergrund Hafenkräne.

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Blühende Jacarandabäume neben der Treppe zum Gedenken an die Gefallenen des Falklandkrieges.

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Genug der Pause, ich mache mich auf den Weg Richtung Puerto Madero.

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Kaufhaus Harrods in bemitleidenswertem Zustand. 1914 eröffnet mit wechselvoller Geschichte, 1989 endgültig geschlossen. In 2003 wurden einige Etagen notdürftig saniert und wiedereröffnet. Seitdem waren diese Etagen Heimat verschiedener Festivals u.a. dem Argentinischen Tangofestival 2008 und 2009. Es soll Pläne geben das ganze Gebäude zu sanieren und als Kaufhaus wiederzueröffnen.

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Stadtvilla.

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Mittendrin Papiersammler – ein in Buenos Aires häufig zu sehendes Bild. Ganze Familien, die auf der Straße wohnen, auf Matratzen auf dem Bürgersteig nächtigen und ihren Lebensunterhalt durch das Sammeln von Papier und Pappe zu sichern versuchen.

Mehr zum Thema: http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/wenn-weisses-papier-zur-kostbarkeit-wird-1.652621

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Bankenviertel.

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Und dann erreiche ich das alte Hafengebiet Puerto Madero.

Seit seiner Gründung hatte Buenos Aires das Problem, dass große Schiffe aufgrund der geringen Wassertiefe des Flusses nicht im Hafen ankern konnten, sondern weiter draußen auf Reede lagen. Fracht und Passagiere mussten auf flache Barken und Fähren umgeladen werden bzw. umsteigen.

1882 nahm die Regierung Eduardo Madero unter Vertrag, um einen neuen Hafen zu bauen. Maderos Entwurf wurde unter vielen anderen ausgewählt. Der Bau begann 1887, und das Viertel wurde zehn Jahre später fertiggestellt; Teile wurden allerdings schon ein paar Jahre früher genutzt. Zu seiner Zeit stellten die Anlagen ein ingenieurtechnisches Meisterwerk dar. Bereits 10 Jahre später war der Hafen jedoch bereits veraltet, da mittlerweile noch größere Schiffe gebaut wurden.

Ein neuer Hafen wurde gebaut, der Puerto Nuevo. 1911 in Betrieb genommen, wird dieser Hafen bis heute genutzt.

Damit war der Puerto Madero überflüssig, und das Gebiet verfiel allmählich. Immer wieder wurden Versprechungen gemacht, das Gebiet wiederzubeleben oder es abzureißen, ohne dass ein Plan realisiert wurde.

Erst in den 1990er Jahren wurden mit Hilfe von in- und ausländischen Investoren die alten Warenhäuser in Lofts, Büros, private Hochschulen, Hotels, Museen und Restaurants umgewandelt. 

An der Neugestaltung haben international bekannte Architekten mitgewirkt, darunter Santiago Calatrava, Norman Foster und Phillippe Starck. Puerto Madero hat sich seitdem zu einem der trendigsten Viertel in Buenos Aires entwickelt. Puerto Madero ist 2,1 Qkm groß und hat ca. 8.000 Einwohner.

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Alle Straßen in Puerto Madero sind nach Frauen benannt. Die neueste Verbindung zwischen Puerto Madero und der Innenstadt ist die Puente de la Mujer (Frauenbrücke), die von Santiago Calatrava entworfen wurde.

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Seit 2000 wurden etliche Wolkenkratzer für Wohnzwecke errichtet, die bis zu 50 Stockwerke hoch sind, darunter das El Faro-Gebäude, das zurzeit das höchste Gebäude in Buenos Aires ist. Weitere Hochhäuser wurden für Büros und Hotels gebaut oder befinden sich in Planung.

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Insgesamt schön anzusehen – aber mir zu synthetisch, wie viele solche Entwicklungen, z.B. Darling Harbor in Sydney oder … oder.

Ich will ans Ufer des Rio de la Plata. In Buenos Aires gar nicht so einfach, da man in die Hafengebiete nicht hineinkommt und nahezu die gesamte Flussseite der Stadt mit Hafen oder Industrie verbaut ist. Am nationalen Flughafen besteht die Möglichkeit, aber der ist mir zu abgelegen. Auf der Karte habe ich entdeckt, dass sich an Puerto Madero ein Naturschutzgebiet anschließt, das bis an den Rio de la Plata heranreicht. Da sollte man doch eigentlich mal direkt an den großen Fluss herankommen. Ich versuche einen Zugang von Puerto Madero zu finden. Gar nicht so einfach, aber am nördlichen Ende, finde ich ihn dann doch.

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Die Reserva Ecológica de Buenos Aires, auch als Reserva Ecológica Costanera Sur bekannt, ist ein 350 Hektar großes Flachlandgebiet am Ufer des Río de la Plata. Es entstand in den 1970ern, als im Zuge des Schnellstraßenbaus in Buenos Aires Schutt von abgerissenen Gebäuden in den Fluss entlang der Avenida Costanera Sur gekippt wurde. Mit der Zeit entstand durch Sedimentation festes Land, das in seiner Biodiversität beispielhaft für die argentinische Pampa ist: Man findet dort heute nur wenige Bäume, hauptsächlich Weiden, Akazien und Kapokbäume. Beispiele für die Fauna in dem Gebiet sind wilde Flamingos, Reiher, Enten, Papageien und Biberratten.

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Ich laufe so bestimmt drei Kilometer in das Gebiet hinein Richtung Fluss, finde diesen aber so recht gar nicht bzw. muss mich schließlich durch`s Gebüsch schlagen und den Hang hinunter um an sein Ufer zu gelangen.

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Eine von den Schnellfähren gen Uruguay verlässt gerade den benachbarten neuen Hafen.

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So, Rio de la Plata gesehen – es geht in der Mittagshitze wieder zurück Richtung Puerto Madero.

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Ein Wenig Hunger und Durst habe ich schon, als ich den Park wieder verlasse, aber alle Schattenplätze der dort zahlreich vorhandenen Parilla-Grills sind besetzt.

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Zurück ins Microcentro, genauer ins Bankenviertel finde ich in der Calle Reconquista schöne Straßencafés und mache meine Mittagspause dort.

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Nach der Mittagspause in dem quirligen Kneipenviertel will ich Richtung Plaza de Mayo, sozusagen dem Hauptplatz der argentinischen Hauptstadt. Immer wieder treffe ich auf diese kleinen Zettelchen, die teilweise zu hunderten an Laternen etc. kleben. Bin neugierig und schaue sie mir mal näher an.

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Selbsterklärend.

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Calle Reconquista.

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Im Hintergrund die Plaza de Mayo mit der Pirámide de Mayo, die den Revolutionären von 1810 gewidmet ist, die die Unabhängigkeit Argentiniens einleiteten.

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Papa grüßt auch hier die Gläubigen.

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Und hier war Papa ganz lange tätig; seit 1998 Erzbischof: die große klassizistische Kathedrale von Buenos Aires, an der Plaza de Mayo. Geweiht 1836 beherbergt sie einen Rokoko-Altar und das Grabmal von General José de San Martin, dem Befreier Argentiniens. Auch in ihr zu finden ein von argentinischen Profifußballern gestifteter Jesus am Kreuz dessen Füße schon ganz glattgeküsst sind. Fußballverrückte pilgern hierher um vor wichtigen spielen um göttliche Gnade zu bitten. Man kennt`s ja schon: “Die Hand Gottes” (Maradona).

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Nach dem geistlichen Zentrum folgt das irdische in Form des Präsidentenpalastes, auch am Platz gelegen, der Casa Rosada. Hier regiert Christina. Habe mir sagen lassen, dass sie wegen des ausgeprägten Berufsverkehrs gerne sich mit dem Helikopter von zuhause hierher fliegen lässt.

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Und dann gibt es da auch noch das Volk. Auch dieses ist auf dem Platz gut repräsentiert. Beinahe täglich finden auf der Plaza de Mayo Demonstrationen gegen alles Mögliche statt. Vorgeschichte: Während der Militärdiktatur von 1976 bis 1982 unter Jorge Videla und seinen Nachfolgern wurde die Plaza de Mayo international bekannt durch die Madres de Plaza de Mayo. Diese (Mütter) protestierten dort wöchentlich mit einem Schweigemarsch gegen das gewaltsame spurlose Verschwinden ihrer Söhne und Töchter, für das die Regierung verantwortlich war.

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Der Platz ist nach dem Befreiungsmonat Mai (Mayo) aus dem Jahre 1810 benannt. In diesem Jahr erlangte Argentinien seine Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Spanien. Das einzige, teilweise erhaltene, Haus aus der Kolonialzeit ist der an der Westseite der Plaza gelegene Cabildo (ehem. Regierungssitz). Das heute zu sehende Gebäude wurde 1725 errichtet und teilweise wieder abgerissen, um Platz für den Bau zweier Avenidas zu schaffen.

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Im Hintergrund der Turm der Iglesia de San Ignacio.

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Blick von der Plaza zur Diagonal Norte.

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Ich verlasse die Plaza Richtung Avenida de Mayo. Diese 1,6 Kilometer lange prachtvolle Straße machte Buenos Aires seinerzeit zur Weltstadt. Der Boulevard Pariser Stils mit ungewöhnlich breiten Bürgersteigen ist die gerade Verbindungslinie zwischen Präsidentenpalast (Casa Rosada) und der Plaza del Congreso an dem das argentinische Parlament gelegen ist. Auf halber Länge kreuzt die Avenida 9 de Julio.

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Was das warten auf den Bus angeht sind die Argentinier extrem diszipliniert – es wird immer schön in einer Schlange gewartet.

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Kaffeepause in einem der großen Cafes auf der Avenida de Mayo.

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Nebenan Flohmarkt.

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… sieht deutlich bequemer aus, als sie ist. Bank aus Beton.

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Ich kreuze die Avenida 9 de Julio. Im Hintergrund zu sehen das “Edificio del Ministerio de Obras Públicas” das heute das Gesundheitsministerium beherbergt. Auf dem Gebäude ein Neonbild von Evita Peron. Leider blieb das Gebäude abends unbeleuchtet.

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Plaza del Congreso mit Congreso Nacional, dem Parlament Argentiniens (Zweikammerparlament bestehend aus Abgeordnetenhaus und Senat).

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Ebenfalls am Platz gelegen – das Edificio la Inmobiliaria.

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Für heute bin ich wirklich genug gelaufen. Ich mache mich auf den Rückweg zum Hotel. Zunächst zu Fuß, dann mit dem Taxi. Die Füße wollen nicht mehr.

Abends Steak essen im Restaurant La Chacra in der Avenida Córdoba 941. Sehr zu empfehlen.

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Buenos Aires – La Boca und San Telmo

In den frühen Morgenstunden Abflug von El Calafate.

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Leider gibt es keinen Direktflug nach Buenos Aires – wir fliegen zunächst nach Ushuaia auf Feuerland und dann in die Hauptstadt. Schön mal dagewesen zu sein – sonst völliger Blödsinn. Der Flug nach Buenos Aires wird nahezu zur Tagesreise.

In Buenos Aires angekommen “gute” Stadtluft und eine erste Rundfahrt mit dem Bus durch die Stadt im Schnelldurchlauf. Vor allem für die lieben Mitreisenden, die am nächsten Tag weiterreisen bzw. nach Hause fliegen müssen.

Noch mal kurz zur Luft und zum Namen der Stadt: Ihre Gründer benannten sie nach der Heiligen Santa María del Buen Ayre (spanisch für Heilige Maria der Guten Luft). Die „guten Lüfte“ beziehen sich dabei auf die Lage der Stadt, unmittelbar jenseits der südlichen Grenze des Verbreitungsgebiets der Malaria. Damals glaubte man, diese Krankheit werde von der Luft verursacht (mal aria „schlechte Luft“).

Buenos Aires ist Argentiniens „Wasserkopf“, eine Metropole, die in jeder Hinsicht das Zentrum des Landes ist. Mehr als ein Viertel der Einwohner des Landes wohnen in ihrem Einzugsgebiet (13 Millionen). Doch trotz ihrer monströsen Größe ist das Zentrum, in dem alle Sehenswürdigkeiten liegen, überschaubar und bietet auch beschauliche Ecken, in denen das Leben einen Schritt langsamer von sich geht.

Die Stadt wirkt auf den ersten Blick sehr europäisch, was am Einfluss der Einwanderer aus Italien, Spanien, Deutschland und Frankreich liegt, von denen ein Großteil der Bevölkerung abstammt. Insbesondere fühlt man sich durch die protzige Neobarockarchitektur und die schachbrettartig angelegten Straßen oft an Paris erinnert.

Die Einwohner der Stadt werden „porteños“ – Hafenbewohner – genannt. 

Buenos Aires verdankt ihre Bedeutung ihrer Lage am Río de la Plata, die sie zum besten Exporthafen Argentiniens machte.

Gegründet wurde sie 1535 als spanische Militärfestung gegen die ebenfalls in dieses Gebiet vordringenden Portugiesen, die jedoch bald wegen Angriffen der Indianer und Lebensmittelknappheit wieder aufgegeben werden musste. Die definitive Gründung erfolgte schließlich im Jahr 1580.

Lange Zeit blieb die Stadt ein bedeutungsloser Militärposten des Vizekönigreiches von Lima, der nicht einmal das Recht auf Außenhandel besaß. Das änderte sich 1776, als das Vizekönigreich des Río de la Plata gegründet und Buenos Aires seine Hauptstadt wurde. Von da an wuchs die Bevölkerungszahl schnell an, was sich nach der Erringung der Unabhängigkeit von Spanien 1816 noch verstärkte.

Erst 1880 wurde die Stadt zur Hauptstadt Argentiniens gekürt. Liberale Einwanderungsgesetze verschafften ihr zwischen 1880 und 1920 einen schnellen Boom, die „Gran Aldea“ (großes Dorf), wie sie bis 1900 genannt wurde, wurde zur Millionenstadt und verdrängte die anderen wichtigen Städte Argentiniens in ihrer Bedeutung. Ab 1950 wuchs sie über das eigentliche Stadtgebiet hinaus, so dass heute der Großteil ihrer Einwohner in Vororten wohnen, die politisch strikt von Buenos Aires getrennt sind und stattdessen zur Provinz Buenos Aires gehören. Heute zeigt sich die Einwohnerzahl relativ konstant, auch wenn sich die Stadt durch hippe „Country Clubs“ und „Privatviertel“ seit den 80er Jahren weiter spinnenförmig in die Pampa ausdehnt. Nach der schweren Wirtschaftskrise und der folgenden Abwanderungswelle vieler Argentinier zurück zu ihren Wurzeln nach Europa, zeigen sich die Einwohnerzahlen dennoch relativ konstant; auch bedingt durch die von der links-peronistischen Regierung unter Präsident Kirchner vereinfachten und somit zunehmenden Zuwanderung, vor allem aus Bolivien und Peru.

 

Die Stadt liegt am riesigen Río de la Plata, einer trichterförmigen Mündung der Flüsse Río Paraná und Río Uruguay in den Atlantik. Die Trichtermündung ist etwa 290 km lang und 220 km breit. Das Wasser des Río de la Plata in Buenos Aires ist durch einen hohen Anteil von lehmigem Schlamm trüb. Auf dem Luftbild schön zu sehen. Links unterhalb des Wölkchens die Stadt Montevideo in Uruguay, rechts die Krake – das ist Buenos Aires.

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Meine Unterkunft liegt sehr zentral, ganz in der Nähe der Av. Santa Fe, Av. 9 de Julio und dem weltberühmten Teatro Colón. Ich unternehme viel zu Fuß. Aber auch mit dem Bus, der Metro und dem Taxi kann man sich gut bewegen. Taxi fahren macht Spaß, da es keine Diskussionen über Fahrpreise gibt – immer wird sofort der Taxameter angeschaltet.

 

Ich beginne meine Stadtbesichtigung am 26.2. in La Boca.

La Boca ist ein Stadtteil weit im Osten der Stadt gelegen und eines der bekanntesten der 48 Viertel der Stadt. Ich fahre mit der Metro bis nach San Telmo, dann geht es weiter mit dem Bus, da die Metro so weit nicht durchgebaut ist.

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La Boca liegt an der Einmündung des Riachuelo-Flusses in den Río de la Plata und hat daher auch seinen Namen (Boca = spanisch für “Mund”).

La Boca entstand Ende des 19. Jahrhunderts als Viertel italienischer Einwanderer, die meist als Industriearbeiter tätig waren. Viele der ersten Einwohner stammten aus der italienischen Hafenstadt Genua.

Heute ist La Boca populär bei den Touristen, vor allem auch wegen seiner originellen Häuser. Sie wurden aus dem Blech abgewrackter Schiffe gebaut und mit Schiffslack bunt bemalt.

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Viele Künstler preisen ihre Werke auf den Gehsteigen der Straße El Caminito (Der kleine Weg) an. 

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Im Hintergrund die Puente Transbordador “Nicolás Avellaneda” (auch Transbordador del Riachuelo), eine Schwebefähre, die zwischen Buenos Aires und Avellaneda den Fluss Riachuelo überquert. Bis 1960 in Betrieb konnte die 8 mal 12 Meter große Gondel der Schwebefähre Fußgänger, Fuhrwerke, Kraftfahrzeuge, angeblich sogar Straßenbahnen befördern.

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Zu den weiteren Sehenswürdigkeiten des Viertels gehören die Tangosäle und die italienischen Restaurants. Auch im alltäglichen Leben ist der italienische Einfluss bis heute zu spüren. Schade nur, dass einem sowohl Reiseführer als auch Einheimische anrate, das Viertel nur zwischen 10:00 Uhr und 17:00 Uhr zu betreten, sonst sei es zu gefährlich. Beurteilen kann ich es nicht.

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Buenos Aires gilt als die Welthauptstadt des Tangos. Sowohl Uruguay als auch Argentinien nehmen jedoch für sich in Anspruch, Geburtsort des Tangos zu sein. In Buenos Aires entwickelte er sich in den Vororten der Stadt, ganz ursprünglich wohl vor allem in den Bordellen in den ärmeren Vororten wie La Boca. Tangoshows werden heute in Buenos Aires überall angeboten, allerdings nicht ganz billig – € 100 und mehr muss man schon hinlegen. Da ich auch keine Musicals mag, verzichte ich auf solch einen Abend. Überdies wird auch tagsüber in Cafés und sogenannten Tangoschulen schon mal ein Tänzchen zum Anschauen geboten.

“Wir sind Papst” auf argentinisch. Man begegnet Franziskus auf Schritt und Tritt in der argentinischen Hauptstadt. War er doch vor seinem “neuen Job” Erzbischof der Stadt.

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Hier fahren tatsächlich mehrfach täglich noch Güterzüge hindurch.

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Links Maradona … die weiteren Personen kann ich nicht identifizieren.

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Geschickte Überleitung zu einer weiteren Attraktion des Viertels, vielleicht der wichtigsten. La Boca ist auch für das Fußballstadion La Bombonera (spanisch: „Pralinenschachtel“) des Fußballclubs Boca Juniors bekannt. Seine Farben (gelb und blau) soll es einem bei Gründung des Clubs vorbeifahrenden schwedischen Schiff verdanken. 

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Im Fußball residieren in der Stadt die zwei erfolgreichsten Erstligavereine Argentiniens: Rekordmeister CA River Plate und CA Boca Juniors, der Erzrivale von River. Das Derby zwischen beiden Vereinen wird Superclásico genannt.

Im Februar 1981 bezahlten die Boca Juniors Buenos Aires 3 Millionen DM Ablöse für Maradona, der sich daraufhin dem wohl bekanntesten Club Argentiniens anschloss. Gleich in seinem ersten Pflichtspiel gelangen ihm zwei Tore beim 4:2-Sieg über Talleres de Cordoba; der Anfang einer wunderbaren Zeit in „La Bombonera.“ Maradona dominierte wie eh und je, führte Boca zur Meisterschaft 1982 (Metropolitano) und wurde zum dritten Mal hintereinander Torschützenkönig und Argentiniens Fußballer des Jahres.

 

Von La Boca geht es zu Fuß wieder Richtung Innenstadt – ein Abstecher in das Viertel San Telmo. San Telmo wird dem „Sur“, dem Süden der Stadt, zugeordnet, der als Gründungskern von Buenos Aires angesehen wird. Das Viertel liegt auf der Verbindungslinie zwischen dem ehemaligen Hafen in La Boca und dem historischen Stadtzentrum, dem Bereich des heutigen Microcentro, und entstand durch die Niederlassung zahlreicher Händler an dieser wichtigen Route.

San Telmo ist architektonisch stark geprägt durch Altbauten aus dem 19. Jahrhundert. Neubauten vor allem aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die andere Stadtteile wie z. B. Palermo stark prägen, finden sich hier seltener, da ein großer Teil des Stadtteils unter Denkmalschutz steht.

Nach einer Zeit wirtschaftlichen Niederganges hat sich San Telmo seit Mitte der 1990er-Jahre zunehmend zu einem touristisch geprägten Stadtteil entwickelt, in dem sich u. a. zahlreiche Restaurants mit täglichen Tangoshows speziell für touristisches Publikum befinden. Auf der zentral im Stadtteil gelegenen Plaza Dorrego findet jeden Sonntag ein großer Antiquitätenmarkt, die Feria de San Pedro Telmo, statt.

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Kein Reichenviertel. So ist San Telmo auch eher mit kleinen Wohnhäusern bebaut.

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Trotzdem gilt es heute durchaus als hip, hier zu wohnen – wohl eher ein Kreuzberg der 80er-Jahre.

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… aber auch das gibt es, schick sanierte Stadtvilla an der Plaza Dorrego.

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… rund um die Plaza Dorrego, wo sonntags die Feria de San Pedro Telmo, der Flohmarkt stattfindet.

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Viele Touristencafés und Antiquitätenläden.

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Ein durchaus lebendiges Viertel – zurück zum Hotel mit der U-Bahn. Ein kleines Abenteuer – 35 Grad C und sehr viele Fahrgäste.

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Von der Station Tribunales habe ich nur einen kurzen Heimweg zum Hotel. Vorbei am weltberühmten Teatro Colon, das ich die nächsten Tage noch besichtigen möchte …

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… einem der  der für Buenos Aires so typischen gigantischen Gummibäume …

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… einer jüdischen Synagoge …

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… und dem Teatro Cervantes …

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… lande ich wieder an meiner Heimatadresse, dem Hotel Las Americas in der Libertad 1020.

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Abends geht es zum Italiener um die Ecke.

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El Calafate – Perito Moreno Gletscher

23.2.15 starten wir in Richtung der argentinischen Grenze mit dem Ziel El Calafate, einer Ortschaft nahe dem Gletscher Perito Moreno gelegen. Dieser gehört wie auch der Grey-Gletscher und der Gletscher in der Lagune San Rafael der großen südamerikanischen Inlandseisplatte (s.u.) an, liegt aber auf argentinischer Seite.

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Die Grenzformalitäten gestalten sich unkompliziert. Schnell noch chilenische Pesos in argentinische umgetauscht. Dabei fällt mir mal wieder auf, wie einfach das mit dem Euro ist. Dann geht es gen Osten weiter über die bekannte Ruta 40, Teil eines argentinischen Abschnitts der Panamericana. Um die Mittagszeit erreichen wir die Estanzia Chali Aike, eine von schottischen Nachfahren in 4. Generation geführte Mereno-Schaf-Farm, wo wir u.a. zu Mittag essen werden.

Zufahrt.

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Weide.

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Herrenhaus. Hier kann man sich auch als Tourist  einmieten. Gästezimmer vorhanden.

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Herrenzimmer + Speisesaal.

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Nebengebäude mit Küche etc.

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Arbeiterunterkünfte.

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Der Chef selbst versucht uns mit einem Border-Collie zu zeigen, wie man die Schafe mit einem Hund zusammentreiben kann.

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Das gelingt nicht so ganz, am Ende sind Hund, Schafe und Herrchen irritiert, die Zuschauer amüsiert. Der Border-Collie ist noch sehr jung und in Ausbildung!

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Wie man auf dem vorherigen Foto gut erkennen kann, gibt es hier massenhaft Pappeln. Das lassen wir uns erklären, sei der typische anspruchslose, schnellwachsende Baum, der rund um nahezu alle Estanzias gepflanzt werde, um die patagonischen Winde abzuhalten. Es funktioniert.

 

Danach geht´s in die Arbeitsräume der Schafzucht. Stall kann man nicht sagen, da die Schäflein Sommers wie Winters draußen wohnen.

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Als Frisörsalon könnte man es aber wohl bezeichnen – die Damen warten schon. Die Damen sind selbstverständlich was besseres, Merino-Schafe – nur die mit dem schönsten und feinsten Haar!

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Sieben Friseurstühle – sagen wir besser Rasierstationen.

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Heute frisiert der Chef zur Demonstration mal selbst. Normalerweise machen das Profis, die im Land herum ziehen und die Schaffarmen gegen Entgelt zur Schur besuchen. Der Chef braucht für das Schaf etwa 5 Minuten. Die Besten der Besten der Profis sollen nur  unter eine Minute brauchen. So ganz glücklich sieht die Dame auf unserem Foto nicht aus, aber es war halb so schlimm. Wer schön sein will …

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Das Ergebnis ist doch überzeugend … totschick die neue Frisur!

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Zur Belohnung, dass wir so schön aufgepasst haben, gibt es dann “endlich” auch etwas zu essen. Der Grill ist schon angeworfen. U.a. leckere Lamm-Empanadas als Vorspeise, leckeren grünen Salat (… lange nicht mehr gesehen!) und als Hauptspeise Lamm vom Grill mit patagonischen Kartoffeln stehen auf dem Programm. Und zum Nachtisch einen scheußlich schmeckenden Kräuterschnaps für die Verdauung.

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Ich habe mir vorsorglich mal die Adressdaten der Estanzia geben lassen – weil es so schön war. Man weiß ja nie, ob man hier nicht noch `mal vorbei kommt. Und Stellplatz für ein Wohnmobil gäbe es hier auch allemal.

Wir setzen unseren Weg nach El Calafate fort. Unterwegs passieren wir hupend eine Verehrungsstätte für Gauchito Gil.

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Gauchito Gil (um 1840 als Antonio Mamerto Gil Núñez geboren) ist ein in Argentinien sehr populärer Volksheiliger, der zwar von der katholischen Kirche nie anerkannt wurde, aber Bestandteil der Volksfrömmigkeit vieler Argentinier ist. Übersetzt bedeutet Gauchito Gil so viel wie „kleiner Gaucho Gil“.

Die Legenden um Gauchito Gils Leben widersprechen sich zwar zum Teil, aber alle sagen aus, dass er ein Landarbeiter war, der wegen eines echten oder angeblichen Verhältnisses mit einer reichen Witwe in große Schwierigkeiten geriet. Um den Schwierigkeiten zu entgehen schloss sich Gauchito Gil zunächst der Armee an. Später desertierte er, um nicht eigene Landsleute umbringen zu müssen, und versteckte sich im Wald. Nach manchen Legenden war er in dieser Zeit so etwas wie der argentinische Robin Hood – bestahl die Reichen und gab es den Armen. Daher wohl auch die Verehrung! Er wurde gefangen und gehängt.

Da Gauchito Gil heute – warum auch immer – als eine Art Patron von Auto-, Bus- und Lastwagenfahrern gilt, ist es üblich, zu hupen, wenn man an einem Schrein vorbeifährt, um Gauchito Gil damit zu grüßen. Im Gegenzug hofft man auf eine wenig beschwerliche und unfallfreie Reise.

 

In El Calafate angekommen, checke ich im Hotel ein und mach mich gleich wieder auf die Socken, um mir den Ort anzuschauen – es ist nämlich sauschönes Wetter. Der Ort ist benannt nach einem Beerenstrauch (buchsblättrige Berberitze) aus der in Südamerika Marmelade, Saft etc. hergestellt werden.

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Trinke in der Sonne sitzend in aller Ruhe ein Bier in einem Biergarten; beobachte die Passanten. Der Ort ist sehr touristisch und es ist der Bär los. Wegen der Nähe zum Perito Moreno-Gletscher und der nicht übersehbaren außerordentlichen staatlichen Förderung des Ortes durch die argentinische Präsidentin Christina Kirchner (lasse ich mir sagen) explodiert der Ort seit einigen Jahren. Frau Kirchners politische Karriere startete hier in der Provinz Santa Cruz; sie hat immer noch ihre Wurzeln hier. Die sind unübersehbar – ihr sollen die “dicksten” Hotels etc. im Ort gehören. Also wohl nicht ganz uneigennützig die staatlichen Investments!

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Beim Fortsetzen meines Spazierganges stoße ich auf immer größere Menschenmassen, die alle in eine Richtung laufen bzw. die Schlange stehen.

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Der Grund für den Aufruhr. Ein von Christina Kirchner im Rahmen der laufenden Wahlkampagne staatlich finanziertes Frei-Konzert des Latin-Sängers Romeo Santos. Halb Patagonien scheint bzw. soll heute in El Calafate zu Besuch zu sein. Selbst aus Punta Arenas sollen Leute angereist sein. Muss wohl was Besonderes sein.

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Geboren und aufgewachsen ist Romeo Santos in der New Yorker Bronx. In seiner Kindheit sang er im Kirchenchor und gründete dann mit seinem Cousin und zwei anderen Jungs lateinamerikanischer Abstammung die Latino-Boygroup Aventura. Nach zahlreichen Erfolgen stieg er dort 2011 aus und begann eine Solokarriere.

Das Konzert findet im örtlichen Stadion statt. Ich entscheide mich gegen einen Besuch des Konzertes – scheint nicht so mein Geschmack (Latino-Boygroup) zu sein. Wobei es unter Umständen alleine wegen des Events an sich einen Besuch wert gewesen wäre.

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Allerdings kann ich mich auch im Bett liegend dem Konzert nicht ganz entziehen. Man hört es trotz geschlossenen Fensters. Und gegen 3 Uhr nachts bin ich dann noch einmal wach – ein Feuerwerk!

 

Am nächsten Morgen trotzdem fit. Wir starten zum Besuch des etwa 80 Kilometer von El Calafate entfernt liegenden Perito Moreno Gletschers. Zunächst geht es runter an den Lago Argentino, an dem auch der Ort El Calafate liegt. Der See ist mit 1.600 Qkm etwa dreimal so groß wie der Bodensee und über 15.000 Jahre alt. Er wird von mehreren Gletschern gespeist, darunter dem größten Gletscher Südamerikas, dem Upsala-Gletscher und dem bekanntesten, dem Perito-Moreno-Gletscher. Noch in El Calafate ein kurzer Stopp an einer Bucht des Sees, der Laguna Nimes, einem kleinen Vogelschutzgebiet. Hier soll es u.a Flamingos zu sehen geben. Wir haben Glück.

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… zu sehen schon, auf dem Foto aber gerade alle abgetaucht!

Auch das gibt es hier – dicke Villen am Ufer des Sees in El Calafate. Freunde und Bekannte der Präsidentin?

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Weiterfahrt Richtung Westen in die Berge bzw. an Nebenarmen des Lago Argentino entlang.

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Beim Ticketkauf am Eingang des Nationalparks entdeckt …

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… ein Hinweisschild auf ein Günther Plüschow – Denkmal:

Ehemaliger deutscher Marineflieger, der hier mit seinem Fluggerät den patagonischen Winden zum Opfer fiel und tödlich abstürzte. Bekannt wurde er nach der Belagerung von Tsingtau als der “Flieger von Tsingtau” im 1. Weltkrieg und später als Flugpionier in Feuerland, wo er als Erster unter anderem die Darwin-Kordillere, das Kap Hoorn und die Torres del Paine überflog.

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Wir setzen unsere Fahrt fort und …

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… nach ein paar weiteren Kurven bietet sich dann dieses gigantische Bild – und das ist nur die südliche Hälfte des Perito Moreno Gletschers.

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Ein paar Daten: Der Perito-Moreno-Gletscher ist neben dem in der Nachbarschaft gelegenen Uspsala-Gletscher einer der größten Auslassgletscher des Campo de Hielo Sur  (spanisch für: „südliches Eisfeld“). Dies ist mit dem nördlichen Eisfeld zusammen das größte auf der Südhalbkugel außerhalb der Antarktis gelegene zusammenhängende Eisfeld und eines der größten nicht-polaren Eisfelder der Erde überhaupt. Der durch uns weiter nördlich in Chile besuchte Gletscher in der Laguna San Rafael gehört – wie bereits erwähnt – als Auslassgletscher noch zu diesem Gebiet – allerdings zum nördlichen Eisfeld.

Die Länge des südlichen Eisfeldes bzw. die Ausdehnung in Nord-Süd-Richtung beträgt etwa 350 km, die Breite liegt meist zwischen 30 und 40 km. Insgesamt kommt das südliche Gletschergebiet auf eine Ausdehnung von ungefähr 13.000 Qkm. Erhebliche Teile des Gebiets sind bis heute noch nie betreten worden bzw. unerforscht.

Im Gegensatz zu den meisten Gletschern der Region bzw. weltweit zieht sich der Perito-Moreno-Gletscher durch die Erderwärmung nicht zurück, die Massenbilanz zeigt keinen eindeutigen Trend. Die Wissenschaftler rätseln noch.

Größenverhältnisse Gletscher mit Boot – hier wieder nur der südliche Teil.

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… und dann auf`s Boot.

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Das Boot zieht etwa eine halbe Stunde Kreise vor der etwa 60 Meter hohen Eiswand – wunderschön. … heute aber mal keine größeren “Kälber”.

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Rechts schön zu sehen die in den Lago Argentino hereinragende Landzunge der Peninsula Magellanes mit offenem Verbindungskanal zur nördlichen Hälfte des Gletschers (rechts dahinter) auf die dieser sukzessive zudriftet, bis sie verschlossen ist und es dann zu größeren Abbrüchen (Kälbern) am Gletscher kommt, da der südliche Teil des Sees dann keinen natürlichen Ablauf mehr hat. Der südliche Teil des Sees wird bei verschlossener Verbindung quasi so lange gestaut, bis aufgrund von Schmelzungsprozessen und Druck des Gletschers größere Stücke von ihm abbrechen und den Verbindungskanal wieder öffnen. Ok, ok, kompliziert zu beschreiben.

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Und dann auf dem Landweg von der Peninsula Magellanes aus noch ein Besuch des nördlichen Teiles des Gletschers bzw. der Abbruchkante in den nördlichen Teil des Lago Argentino.

Hier steigt man vom Seeniveau aus auf zum Schutz der Flora etc. in die Landschaft gebauten Stahlplattformen langsam nach oben auf Gletscherhöhe.

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Blick zurück auf den Lago Argentino.

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Verbindungsstück zwischen südlichem (links) und nördlichem (rechts) Teil des Lago Argentino von der Peninsula Magellanes aus gesehen.

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In der Panoramaansicht noch besser zu erkennen.

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Genug Gletscher gesehen – auch, wenn`s wirklich schön war. Morgen geht es nach Buenos Aires, Stadtluft atmen.

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Otway Bay–Torres del Paine

Wir starten am 21.2.15 in der Frühe von Punta Arenas Richtung dem nahegelegenen Otway Bay Reserve, einem Schutzgebiet für Magellan-Pinguine. Nach zwei Stunden Fahrt erreichen wir das Eingangstor zum Park – Tickets werden gekauft und wir begeben uns auf die Suche nach den putzigen Vögeln.

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Links neben der chilenischen Flagge zu sehen die Flagge der Region Magellan mit den Sternen, die das Kreuz des Südens symbolisieren.

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Am Otway Seno nisten etwa 11.000 Tiere in einer weiten Wiesenlandschaft. Sie verbringen nur die Sommermonate hier. Ende März ziehen sie sich in wärmere Gewässer zurück und kehren, ohne zwischendurch an Land zu gehen, erst Ende Oktober wieder hierher zurück.

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Um sie nicht zu stören, dürfen nur die Holzstege als Wege sowie die Aussichtsplattformen benutzt werden.

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Schon bald entdecke ich den ersten Pinguin. Es sind Magellan-Pinguine. Sie sind gemessen an ihren Artgenossen recht klein, werden etwa 70cm hoch und wiegen bis 4 Kilo. Charakteristisch ist der schwarz-weiße Kopf sowie der schwarze Streifen rund um die Brust.

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Pinguine sind flugunfähig, legen i.d.R. zwei Eier, brüten (Männlein und Weiblein abwechselnd) in Kolonien, ernähren sich von Meerestieren, sind exzellente Schwimmer und schwerfällige Läufer. Da ihr Schwerpunkt in der Mitte des Körpers liegt, sieht ihr Gang so watschelnd bzw. putzig aus. Ich geh mal weiter und entdecke einen Unterstand am Strand.

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Dort ist zunächst großes Gedränge, das legt sich aber bald und ich kann in aller Ruhe den Männchen beim gegenseitigen “Wichtigtun” zusehen.

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Videos:

https://www.dropbox.com/s/ryqhpjyinww3hsq/Pinguine%201.MOV?dl=0

https://www.dropbox.com/s/uwbkypi0k8fz0vy/Pinguine%202.MOV?dl=0

 

Mein erster Pinguin steht auf dem Rückweg immer noch da. Vorweg: er bewegt sich! Will wahrscheinlich Tschüss sagen.

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Weitergeht es Richtung Torres del Paine Nationalpark. Patagonien – außer Schafen nix. Selbst diese sieht man nicht in Massen, denn so ein Schaf braucht zum Überleben mindestens 1,5 Hektar Weidefläche, in manchen Regionen sogar bis zu 5 Hektar.

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Raststätte – Mittagspause.

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Außer Suppe ist alles “aus”. Dann eben grüne Suppe – hatte im Laufe des Nachmittags allerdings noch ausführliche Gespräche mit den grünen Ingredienzien.

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Weiter Richtung Puerto Natales …

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… wo wir spätnachmittags ankommen. Ich steige aus dem Auto aus, um mir die Bucht bzw. den Fjord anzuschauen und werde, kaum, dass ich draußen bin beinahe vom Wind umgeblasen. Hola – patagonische Winde!

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Der Fjord Ultima Esperanza bei Puerto Natales.

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Der 25.000 Einwohner-Ort Puerto Natales soll nicht sehenswert sein, daher geht es gleich weiter nördlich Richtung Torres del Paine Nationalpark, wo wir gegen Abend ankommen. Im Hintergrund das Paine-Massiv bereits zu erkennen.

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Blick … aus meinem Hotelzimmer im Hotel Rio Serrano.

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… vom Hotel aus.

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Am nächsten Morgen brechen wir zur Besichtigungstour in den Nationalpark auf. Das Wetter ist erstmals auf der Reise nicht so ideal, es ist trüb und sehr sehr windig, aber regnen tut es nicht.

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Der Nationalpark erstreckt sich um die Berggruppe der Cordillera del Paine, einem Teil der Andenkordillere, die hier bis in die patagonische Ebene hineinragt. Paine heißt in der Sprache der Tehuelche (indigene Ureinwohner) „himmelblau“, Torres del Paine also etwa „Türme des blauen Himmels“. Der höchste Gipfel ist der Cerro Paine Grande mit 3012 m.

Die „Torres del Paine“ sind das eigentliche Wahrzeichen des Nationalparks – drei nadelartige Granitberge mit unterschiedlich farbigen Granitformationen, die zwischen 2.600 und 2.850 m hoch sind. Daneben gibt es noch einige weitere bemerkenswert aussehenden Bergspitzen im Paine-Massiv.

Große Teile des Nationalparks sind vergletschert. Der bekannteste Gletscher ist der Grey-Gletscher, der in den Lago Grey “kalbt”. Zunächst geht es zum Grey-Gletscher bzw. dem vorgelagerten Gletschersee. Vorbei am Grey-Hotel, einem der ursprünglich nur drei Hotels, die direkt im Nationalpark liegen.

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Im Hintergrund der Gletscher, rechts einige seiner “Kälber”.

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Es wird eine sehr windige, besser stürmische Wanderung, die Bootstouren, die sonst bis zum Gletscherrand führen sind leider wegen der schlechten Bedingungen ausgesetzt.

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Um uns dann wenigstens zu Fuß dem Gletscher ein Wenig zu nähern (Strand des Gletschersees) müssen wir zunächst einmal um die Bucht herum und über den Abfluss des Sees, den Grey-Fluss hinüber.

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Gletschersee mit Paine-Massiv.

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Ich laufe noch weiter ein großes Stück über den Strand, was wegen des sehr starken Windes gar nicht so einfach ist, um mehr von dem Gletscher zu sehen zu sehen bekommen. Leider wird das nix, da man nicht wirklich um die Ecke rum auf den Gletscher sehen kann. Also bleibt`s bei einem sehr, sehr windigen Spaziergang.

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Zurück zum Auto und Weiterfahrt durch den Nationalpark.

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Verschiedene Fotostopps – hier die sogenannten “Cuernos del Paine” (bis 2.600 m) mit Greyfluss im Vordergrund. Cuernos sind übersetzt “Hörner”.

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Schön zu sehen hier die verschiedenen Granitschichten des Massivs, die bei besserer Beleuchtung die Schönheit des Massivs mit ausmachen.

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Ein weiteres der ursprünglich nur drei im Park gelegenen Hotels, die Hosteria Pehóe, über eine kleine Brücke erreichbar idyllisch auf einer Insel im Lago Pehóe gelegen.

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Lago Pehóe.

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Weiterfahrt zum Salto Grande unterhalb der Cuernos del Paine.

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Wanderung zu einem Aussichtspunkt am Lago Nordenskjöld, benannt nach dem schwedischen Geologen Otto Nordenskjöld. In den Neunzigerjahren des 19. Jahrhunderts leitete Nordenskjöld mehrere mineralogische Expeditionen in Patagonien.

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Am 17. Februar 2005 brach ein verheerender Waldbrand im Park aus. Dabei wurden mehr als 15.000 Hektar Wald vernichtet. Ein weiteres Feuer Ende Dezember 2011/Anfang 2012 zerstörte über 14.000 Hektar Wald. Beide Brände wurden durch Unachtsamkeit von Touristen  verursacht. Die etwas gespenstisch weiß erscheinenden Bäume sind Überreste des abgebrannten Waldes.

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Weitere Bilder von der Wanderung.

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Aussichtspunkt Los Cuernos del Paine mit vorgelagertem Lago Nordenskjöld. Leider miese Belichtungsverhältnisse.

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Zurück zum Auto und zum Abschluss des Tages Weiterfahrt zur Cascada del Paine (Wasserfall des Paine-Flusses). Im Hintergrund die berühmten Torres del Paine. Heute leider unspektakulär.

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Zusammenfassend, auch wenn auf dem Fotos nicht erkennbar, da kein ideales Wetter zum Fotografieren war, ein durchaus sehr beeindruckender Tag.

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Punta Arenas

Die Magellanstraße mit ihren Fallwinden war jahrhundertelang der Alptraum aller Seefahrer. Ein eiskalter Wind bläst fast ganzjährig durch die weiten Ebenen Patagoniens. Selbst unsere Landung mit dem Flugzeug in Punta Arenas geht ziemlich wackelig von statten. Patagonien, diesen Namen trägt das Land seit der Magellan-Expedition, die im Jahre 1520 hier vorbeisegelte und so den Weg in den Pazifik fand. Warum man das Land so nannte, ist umstritten. Historiker vermuten aber, dass man die Einwohner wegen ihrer großen Füße einfach „Großfüße“ (Patagones) nannte.

Nach der Entdeckung des nach ihm benannten Seeweges durch Magellan passierte jahrhundertelang in der Region erst einmal recht wenig. Viele versuchten zwar Magellan zu folgen, durchquerten die Magellanstraße oder scheiterten in den unzähligen Kanälen und Fjorden Südpatagoniens und Feuerlands. Von Interesse war für alle immer nur die Wasserstraße – der Weg in den Pazifik. Einen Panamakanal gab es da noch nicht – dieser eröffnete erst 1914. Das Binnenland blieb so bis Mitte des 19. Jahrhunderts ein weißer Fleck auf der Landkarte.

Auf 53 Grad und 10 Minuten südlicher Breite liegt die Stadt Punta Arenas (übersetzt „sandige Spitze“) direkt an der Magellanstraße mit Blick auf das gegenüber liegende Feuerland. Es ist die südlichste auf einem Kontinent (und nicht auf einer Insel) gelegene Stadt der Welt. Südlicher liegt nur noch die Stadt Ushuaia auf der Insel Feuerland.

Mitte des 19. Jahrhunderts als Strafkolonie und Militärstützpunkt gegründet entwickelte sich Punta Arenas dann allerdings recht schnell zu einem wichtigen Hafen. Handelsschiffe mit Gütern für bzw. aus Chile und Peru sowie Einwandererschiffe machten hier auf dem Weg durch die Ost-West-Passage Station. Mancher Einwanderer oder Reisende blieb einfach. 1876 bekamen die Einwanderer offiziell das Recht zur Schafzucht – Land war unendlich vorhanden und den Schafen bekam das Klima gut. Innerhalb kürzester Zeit konnte man hier sehr reich werden mit dem weißen Gold – der Wolle. Die Besitzer der riesigen Estanzias ließen sich Paläste “in der Stadt”, Punta Arenas, bauen.

Etwas ungewöhnlich, da direkt auf dem Weg vom Flughafen etwas außerhalb der Stadt gelegen, beginnt unsere Besichtigung Punta Arenas mit einem Friedhof. Dem wohl schönsten Friedhof Chiles – einem Nationaldenkmal. Hier liegen unter anderem die Familien der Schafbarone begraben.

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Gestiftet wurde das Friedhofsgebäude von Sara Braun, der Tochter einer solchen Schafsbaron-Dynastie, der Familie Braun-Menéndez, später verheiratet mit José Nogueira.

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Säulenförmig geschnittene Lebensbäume säumen Alleen, in denen sich der verflossene Reichtum der Gründerzeit bewundern lässt.

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Das vielleicht auffälligste Grabmal, das der Familie Braun-Menendéz. Eine Mischung aus Barock und Jugendstil.

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Aber auch ärmere “Leut” liegen hier. Gemeinsame Grabstelle vieler Deutscher unter dem Kreuz “Deutsche Krankenkasse”.

 

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Und noch so einer, der nicht zum Establishment gehörte, liegt hier. Grabmal des unbekannten indianischen Ureinwohners – später zur Kultstätte geworden.

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Ansonsten geht es durchaus recht unkonventionell und bunt bis chaotisch auf dem Friedhof zu. Jeder verehrt seine Toten nach seiner Facon.

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Den Höhepunkt dessen stellt ein Grab dar, bei dem aus einem kleinen Lautsprecher in einer Endlosschleife geistliche Musik gespielt wird.

 

… `raus aus dem Friedhof und weiter in die Innenstadt.

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Ich steige am zentralen Platz der Plaza de Armas aus und erkunde die Stadt alleine weiter. Im Hintergrund zu sehen der Turm der Kathedrale.

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Vorderfront der Kathedrale. Der Platz ist rundherum noch heute weitgehend mit Gründerzeithäusern bebaut.

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In der Mitte des Platzes die Hauptperson. Ein pathetisch über zwei Ureinwohnern symbolisch stolz hinwegschreitender Magellan aus Bronze. Er war wirklich ein Großer – dagegen fallen m.E. die Leistungen etwa des um ein Vielfaches bekannteren Kolumbus, der nur über den kleinen Teich bis in die Karibik gesegelt ist, deutlich ab. Was Magellan gemacht hat, verdient da vergleichsweise wirklich Respekt. Wer Lust auf mehr hat, sollte mal die von Stefan Zweig geschriebene gute Biografie Magellans lesen.

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Die beiden Ureinwohner (einer links, einer rechts) repräsentieren die später ausgerotteten Stämme der Aonikenk und der Ona. Die beiden Schwänze der Meerjungfrau auf der Front repräsentieren Atlantik und Pazifik.

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Angeblich kehrt man nach Patagonien zurück, wenn man den großen Zeh eines der beiden Ureinwohner küsst. Der ist schon ganz blankgeküsst!

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Weitere schöne Baudenkmale rund um den Platz.

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Eines sticht heraus. Das Stadtpalais von Sara Braun und José Nogueira. Sara Braun, geboren in Russland, kam 1874 nach Patagonien und heiratete 1887 den sehr erfolgreichen und reichen portugiesischen Geschäftsmann José Nogueira. Neben geschäftlichen Aktivitäten im Goldexport war Nogueira einer der ersten Pioniere in der Schafzucht und Gründer der “Sociedad Explotadora de Tierra del Fuego”. Sein Landbesitz erreichte Ende der 80er des 19. Jhdts. etwa die Marke von einer Million Hektar. Sara`s Bruder Mauricio verwaltete den Grundbesitz. Bereits im Alter von nur 48 Jahren verstarb Nogueira unglücklich an Tuberkulose. Doña Sara erbte alles, wusste allerdings auch das Erbe geschickt weiter zu managen. 1895 wurde das fünf Jahre vor seinem Tod durch Nogueira und Braun beim französischen Architekten Numa Mayer in Auftrag gegebene Stadtpalais endlich fertiggestellt. Nahezu alle Materialien zum Bau des Palais sowie alle Möbel und Einrichtungsdetails wurden per Schiff aus Europa durch die Magellanstraße herangeschafft. Unglaublicher Reichtum am Ende der Welt!

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Nach Besichtigung des Palais setze ich meinen Spaziergang durch die Stadt fort.

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Hier werden Churros verkauft, ein längliches, in Fett gebackenes Krapfengebäck. Man kennt es vielleicht auch aus Spanien.

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Das Wetter meint es gut mit mir, kein Wind (ungewöhnlich) und laue 15 bis 20 Grad C. Alles scheint auf den Straßen zu sein.

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Mir knurrt der Magen – seit dem kargen Frühstück im Flieger nichts gegessen. Stopp in einem kleinen Café. Sandwich und Agua sin gaz, zum Nachtisch einen leckeren Espresso.

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Nun will ich mal `runter zur Magellanstraße.

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Im Hintergrund zart und schemenhaft am Horizont zu erkennen die gegenüber gelegene Insel Feuerland. Rechts der Hafen von Punta Arenas. Einfach nur beeindruckend mal da gewesen zu sein. Als Foto wahrscheinlich nicht so spannend.

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Wieder zurück durch die Innenstadt. Viele Zeitzeugen der glorreichen Vergangenheit. Heute halten angeblich nicht einmal mehr die Mehrzahl der Kreuzfahrtschiffe hier. Die sollen nach Ushuaia umgezogen sein.

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Club der ehemaligen Kadetten der chilenischen Marine.

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Die “Caleuche” ist ein Geisterschiff in der Mythologie der Chiloten, der Einwohner der Insel Chiloé. Der Sage nach erscheint es als ein schönes, leuchtendes Segelschiff mit den Klängen einer Feier an Bord, wodurch passierende Schiffe angelockt werden. Wie der Fliegende Holländer ist es in der Lage sich bei Bedarf dem Zugriff zu entziehen, indem es gegen den Wind segelt oder unter die Wasseroberfläche einfach abtaucht. Gesteuert wird es von singenden und tanzenden Brujos, den zentralen Figuren der Mythologie der Chiloten, die als Hexer über schwarzmagische Kräfte verfügen und darauf aus sind, rechtschaffene Chiloten ins Verderben zu stürzen. Die Besatzung des Schiffs besteht einerseits aus wiedererweckten Ertrunkenen und andererseits aus versklavten Fischern und Seeleuten, die von den Brujos eingefangen wurden.

 

Zum Abschluss meiner Besichtigungstour erklimme ich einen Aussichtspunkt über der Stadt, um von oben noch einmal einen letzten Blick über Stadt und Magellanstraße schweifen zu lassen.

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Kult hier oben, einige Strommasten mit von Touristen angebrachten Entfernungsschildern bis in “die” Heimat.

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Vulkan Osorno–Lago Todos Santos

Am Morgen des 19.02.15 verlassen wir die Skorpios II mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Mit weinendem Auge, weil die schöne Seereise zu Ende ist, mit einem lachenden, weil es dann irgendwann doch langweilig wird auf so einem kleinen Schiff. Man kennt alle Leute schon vom sehen, man kann sich nicht wirklich frei bewegen, man weiß ungefähr schon, was es zu essen und zu trinken gibt, es passiert nichts Unerwartetes mehr, etc..

Bevor es weitergeht Richtung Tagesziel Vulkan Osorno fahren wir schnell noch mal ins Zentrum nach Puerto Montt hinein. Am zentralen Platz vor der Kathedrale steigen wir aus.

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Wie schon angedeutet, eine eher zweckmäßige Stadt.

Auch hier wurde die Kathedrale 1856 komplett aus dem Holz des Alerce-Baumes – einer Douglasien-Art – erbaut. Alerce-Bäume sind so gut wie ausgestorben, da seit der Einwanderung der Deutschen bzw. weiterer Europäer, nahezu alle Bestände zum Bau von Gebäuden abgeholzt und verwendet wurden. Holzkonstruktionen, Holzschindeln auf Dach und Außenwänden. Restbestände stehen seit den 1980iger Jahren unter Naturschutz.

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Auch auf dem Platz zu finden ein Denkmal für die ersten deutschen Einwanderer. Links die deutsche Einwandererfamilie mit ihren Kindern, rechts ein Mapuche mit dem Beil über den Schultern. Die Mapuche halfen den Deutschen die Urwälder zu roden und so überhaupt erst eine Lebensgrundlage für den Getreideanbau und die Viehzucht zu schaffen.

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Eine Tafel nennt die ersten Einwanderer, die mit dem Schiff “Susanne” ankamen namentlich. Viele Sachsen … wenige Hessen, Preußen, Schlesier!

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Zum Abschluss schauen wir uns das Ganze noch mal von oben an. Stadt mit Bucht und Hafen.

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Weiter geht es quasi über Puerto Varas – da waren wir schon mal – wieder zurück an den Lago Llanquihue und einmal um diesen herum zum Fuß des Vulkans Osorno, den wir bislang nur von Ferne kennen. Unterwegs stößt man immer wieder auf Zeugnisse der Einwanderer. Hier eine kleine protestantische Kapelle mit angeschlossenem Friedhof, auf dem natürlich auch Deutsche begraben sind.

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Neben neuen und schön am See gelegenen Häusern sieht man ab und an auch mal schöne alte Villen mit Parkanlage wie diese.

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Na, so kennen wir ihn bereits, den Vulkan Osorno (von unserem ersten Besuch am See in Frutillar und Puerto Varas. Aber heute rücken wir ihm auf die Pelle. Vom Ort Ensenada gibt es 12 Kilometer asphaltierte Straße hinauf auf etwa 1.200 Meter.

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Schon unterwegs tun sich tolle Ausblicke auf Vulkan und Lago Llanquihue auf.

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Oben angekommen gibt es ein kleines Skigebiet mit zwei Sesselliften und einer Cafeteria.

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Ich entscheide mich spontan mir ein Ticket für die beiden Sessellifte zu kaufen und weiter bis zum Fuß des Gletschers auf 1.700 Metern zu fahren. Ein Wenig zugig, insbesondere, wenn die Sonne sich hinter den Wolken versteckt, wird es ganz schön kalt. Belohnt werde ich mit super Ausblicken, insbesondere hinunter auf den See. Ganz Diva hält sich nämlich die Spitze des Vulkans zwischenzeitlich meistenteils hinter Wolken versteckt.

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Nach einer Stunde Fahrzeit komme ich ordentlich durchgefroren wieder unten an – wir fahren weiter zum nur wenige Kilometer entfernten Lago Todos Los Santos (Allerheiligensee). So benannt weil man den See an einem Allerheiligentag entdeckt haben soll.

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Der 17.500 Hektar große Allerheiligensee schmiegt sich sehr schön und von dichtem Wald umgeben an die Andenberge. Eine Straße um den See gibt es nicht, man kann entweder zu Fuß gehen oder Boot fahren.

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Im Hintergrund noch einmal der Vulkan Osorno von der Westseite.

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Leider mussten wir den Anblick mit unzähligen chilenischen Touristen teilen – es war schlichtweg der Bär los.

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Wir lassen uns von einem der kleinen Boote ein Stück über den See fahren und an einem Strand herauswerfen – wir wandern durch den Wald (sehr ruhig!) zurück.

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Auf dem Rückweg noch ein “obligatorischer” Stopp bei den Saltos de Petrohué, mehreren kleinen Wasserfällen. Ich gehe zunächst mit, um die Wasserfälle mir auch anzusehen, breche unterwegs aber ab, da mir einfach zu viele Touristen mit Teleskopstöcken zur “IPhoneSelbstFotografie” unterwegs sind – Menschen massen. Daher keine Fotos. Übernachtung in Puerto Varas. Am nächsten Morgen Flug nach Punta Arenas in Südpatagonien.

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Quitralco-Fjord – Chiloé

In der Nacht sind wir nordwärts bis in den Quitralco-Fjord geschippert. Quitralco ist ein Wort der Sprache der Mapuche-Indianer und bedeutet Feuerwasser. In diesem Fjord gibt es mal wieder heiße Quellen. Wir gehen am Ende des Fjords vor Anker und verbringen den Tag dort mit u.a. der Möglichkeit an Land Thermalbäder zu nehmen. Das Wetter hat sich verschlechtert, es regnet eigentlich den ganzen Tag und ich sehe im Hinblick auf eine Erkältung, die ich mir vor einigen Tagen schon geholt habe, von Wechselbädern erst einmal ab. Entspannung, Lesen, Blog schreiben, kleinen Spaziergang machen, solange es nicht regnet, etc..

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Gegen 13:00 Uhr gibt es dann das große Grillessen “on-shore”! Die Vorbereitungen laufen schon seit dem Vormittag.

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Zwischen den Regeschauern klart es immer mal wieder auf. Man kann mal ne Runde drehen.

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Endlich eine Araukarie gefunden. Die gibt’s auch in ganz groß, habe aber noch keine vor die Linse bekommen.

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Gegen 17:00 Uhr laufen wir wieder aus. Das Wetter wechselt nach wie vor minütlich zwischen Sonnenschein, Sturm und Regenschauern. Wahrscheinlich der Normalzustand hier. Bisher hatten wir einfach nur Glück mit dem Wetter.

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Die Nacht über geht es weiter Richtung Norden; im Morgengrauen durchfahren wir den Golfo Corcovado – die See wird unruhiger, da es nun keine Inselabdeckung im Westen mehr gibt, der Pazifik rollt bis in die große Bucht hinein. Es schaukelt ganz ordentlich, als ich um 7:00 Uhr von einem Rumsen im Bad wach werde. Der Duschkopf ist aus der Verankerung in die Duschwanne gefallen. Ruhiger wird es erst, als wir die Südspitze der Insel Chiloé erreichen – auf dem nächsten Foto im Hintergrund zu sehen. Das Wetter hat sich auch deutlich gebessert.

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Um ein wenig die Zeit totzuschlagen, frage ich, ob ich mal in den Maschinenraum darf. Wird gestattet, Manuel führt mich hinunter und zeigt mir seinen Arbeitsplatz. Natürlich nur mit Ohrenschutz, da unten ist ein Höllenlärm.

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Das freut den Kölner – von KHD in Deutz hergestellt das Motörchen. Wenn ich`s richtig verstanden habe hat der Motor 6 Zylinder und 1.400 PS.

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Wenn der nicht hilft …

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… wird hier repariert.

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Auf dem Rückweg noch schnell einen Blick in die Küche geworfen. Rein darf man aus hygienischen Gründen nicht. Gibt wohl Schnitzel zum Mittagessen.

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Einige Stunden geht es nun noch entlang der Ostküste Chiloés bis wir über einen Seitenfjord in der Hauptstadt der Insel und Region, der Stadt Castro (30.000 Einwohner) einlaufen und gegen 15:00 Uhr vor Anker gehen werden.

Der Chiloé-Archipel besteht aus der Hauptinsel selbst (ca. 9.300 Qkm groß, 180 km lang und bis zu 60 km breit) sowie mehreren Dutzend kleineren Inseln, die größtenteils auf der Ostseite der Hauptinsel zu finden sind. Auf dieser Seite sind überhaupt nahezu alle Ansiedlungen zu finden. Die dem offenen Pazifik zugewandte Westseite der Insel ist weitgehend unberührte Natur. Hier erstreckt sich der Nationalpark Chiloé.

Chiloé war und ist eine arme Gegend. Viele Chiloten verlassen heute Chiloé und gehen in den Norden Chiles, um dort in den Minen zu arbeiten oder auf den großen Estanzias. Die meisten der noch etwa 150.000 auf der Insel lebenden Chiloten leben von der Fisch- bzw. Muschelzucht, dem Fischfang oder der Landwirtschaft. Wenn es dann wie 2008 geschehen zu einer großen Fisch- bzw. Muschel-Virusepidemie (u.a. auch Marea Roja, eine Epidemie giftiger Minialgen) kommt ist die Not groß.

Castro-Fjord.

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Stadtansicht Castro vom Wasser.

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In Castro angelandet starte ich zur Besichtigung der Stadt.

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Durch Castro verläuft auch das letzte Ende eines der Streckenverläufe der Panamericana, hier der Ruta 5.

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Zunächst geht es zum Hauptplatz mit der wichtigsten Sehenswürdigkeit der Stadt, der Kathedrale, dem wohl beeindruckendsten Zeugnis, der von den Spaniern eingeführten Holzarchitektur.  1906 aus Alercholz erstellt, mit dünnem Blech verkleidet verfügt sie immerhin über einen 1.300 qm großen Innenraum und zwei ziemlich schiefe Türme (nur von der Seite sichtbar).

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Die Kathedrale ist mit 15 anderen Holzkirchen auf Chiloé in die Liste des Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen.

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Ferner bekannt ist Chiloé für seine Häuser mit Schindelfassaden und im speziellen Castro für seine bunt angemalten Stelzenhäuser oder Pfahlbauten, genannt Palafitos. Von der Straßenseite kaum als solche zu erkennen stehen sie zur Wasserseite auf Stelzen. Von armen Fischern erbaut im Niemandsland zwischen Stadt und Seeseite konnten die Fischer so bei Flut mit ihren Booten direkt unters Haus fahren.

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Heute befinden sich in einigen bereits schicke Boutiquehotels oder Cafés. Kaffeepause am Wasser.

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Nach dem Kaffee steuere ich wieder die Hafengegend an. Alte Schiffe und neue Schiffe aus dem hier wohl unendlich vorhandenen Werkstoff “Holz”.

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Mit einem Rundgang über den am Hafen befindlichen Markt (Fisch, Souvenirs, Ponchos etc.) beende ich meine Runde durch Castro und kehre gegen 19:00 Uhr auf das Schiff zurück. Will wenigstens noch duschen, auch wenn ich keine Abendgarderobe dabei habe – heute ist Captains-Dinner.

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Gegen 20:00 Uhr wird das Schiff auslaufen und endgültig Kurs auf Puerto Montt nehmen, wo wir morgen früh nach dem Frühstück von Bord gehen und unsere Reise auf dem Landwege fortsetzen werden.

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Laguna San Rafael

Wir sind etwa 700 km von Puerto Montt durch ein für den Laien völlig undurchschaubares Fjord-System gefahren, vorbei an schroffen Felsen, unberührten Urwäldern, mit Schnee und Eis überzogenen Berggipfeln und Vulkanen.

Am Abend des 15.2. 15 wurde im Elefanten-Kanal geankert, da schon dunkel und die schmale Einfahrt in die Laguna San Rafael eine seemännische Herausforderung darstellt. Am nächsten Morgen wird der Anker gelichtet, es geht los. Erste kleinere Eisbrocken treiben an uns vorbei.

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Engstelle – der Eingang zur Lagune.

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Hier trifft das Süßwasser der Lagune auf das Salzwasser der Fjorde bzw. des Pazifik. Starke Strömungen und Wasserverwirbelungen zeigen es an.

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Die Eisbrocken werden größer und die Crew trifft erste Vorbereitungen die Passagiere in die kleinen Beiboote zu verfrachten.

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Gegründet wurde die Schifffahrtslinie Cruceros Maritimos Skorpios – derzeit die einzige, die die Route befährt – von einem griechisch-stämmigen Fischer (mit Namen Skorpius), der bereits in den 80er-Jahren die schlaue Idee hatte Touristen hierher zu fahren. Nunmehr mit der neueren Skorpius II. Das erste Schiff war bereits im letzten Blogartikel zu sehen. Abgewrackt! Aber noch immer herrscht eine außerordentlich familiäre Atmosphäre an Bord. Manche Seeleute sind bereits seit den Anfängen dabei.

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Foto oben Herr Skorpius mit seiner Frau Mimi.

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Im Hintergrund bereits zu erkennen der gigantische ca. 3 Kilometer breite und an der Abrisskante ca. 60 Meter hohe Gletscher San Rafael.

Die Laguna San Rafael ist das Herzstück des gleichnamigen Nationalparks der sich westlich des teilweise bereits in Argentinien gelegenen Lago General Carrera bis zum Pazifik erstreckt. Hier mündet in Form des Gletschers ein Ausläufer des nördlichen patagonischen Inlandseisfeldes, des etwa 3.000 Qkm großen Campo de Hielo del Norte in den Pazifik. Der San Rafael Gletscher ist der am nächsten am Äquator gelegene Gletscher der Erde, der in einen Ozean mündet.

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Die Laguna San Rafael bildet das Ende eines 120 km langen Fjords mit Namen Estero Elefantes. Hier soll es früher Seeelefanten gegeben haben. Der Kapitän steuert das Schiff selbst. Außer bei Hafenmanövern haben wir jederzeit Zutritt zum Kommandostand.

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Ein paar Kilometer vor der Eiswand geht das Schiff zunächst vor Anker. Wir steigen zur Erkundung in kleinere Beiboote um.

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Vom Beiboot aus schön zu sehen das Fenster meiner Kabine unter dem “C” von Chile.

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Jetzt wird es “spacig”! Ohne große Blende lassen sich die kleinen Eisberge nur schlecht fotografieren.

Man kann übrigens die im Blog recht klein angezeigten Fotos durch Doppelklicken auf das Foto vergrößern. Wem`s zu viel wird, der möge einfach weiterscrollen. Ich habe es – trotz erfolgter großer Löschaktion – nicht geschafft, mich von den nachfolgenden Fotos zu trennen.

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Zunächst schippern wir durch die treibenden “Kälber”, die Abbruchstücke des Gletschers.

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Gegen die beißende Kälte hilft nicht nur eine dicke Jacke, Mütze etc. – auch ein Whisky on the Rocks mit 30.000 Jahre altem Gletschereis kann helfen.

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Habe das Eis mal ohne Whisky probiert, schmeckte leicht metallisch bzw. besser eisenhaltig. Wer weiß, ob die nach Eisen schmeckenden Mineralien im Eis nicht von einem sehr weit zurückgelegenen Vulkanausbruch stammen?

Der Kapitän, der es sich nicht nehmen ließ, auch unser Beiboot zu steuern, nimmt langsam Kurs Richtung Gletscherwand auf. Es treiben weitere “Kälber” an uns vorbei.

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Dann verirrt sich noch eine Segelyacht hierher – der Skipper traut sich – wahrscheinlich zu recht – nicht so richtig ins Treibeis. Die Yacht bleibt zurück.

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Und dann “Robben-Alarm”! Zunächst aalt sie sich noch völlig ungestört auf ihrer Scholle.

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… dann wird es ihr aber doch zu viel, und schwupp verschwindet sie auf Nimmerwiedersehen in den eisigen Fluten.

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Weiter Richtung Gletscher.

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Hier hab ich gerade ein Stück Gletscher beim Abbrechen erwischt. Das tut unglaubliche Schläge und verursacht die eine oder andere kleine Flutwelle.

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… noch ein Stück donnert mit Getöse in die Lagune.

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Gegen Nachmittag taucht die Konkurrenz auf – ein kleines Boot, das eine wesentlich kürzere Strecke als Tagestour von Puerto Chacabuco aus (seitlich der berühmten Straße in den Süden, der Carretera Austral) fährt. Auch da muss man allerdings erst einmal hinkommen. Von Puerto Monnt aus bestimmt drei Tage mit dem Auto. Die Laguna San Rafael an sich ist überhaupt nur auf dem Seeweg erreichbar.

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… und dann verlassen wir die Lagune wieder auf dem Rückweg nach Puerto Montt.

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Elefanten-Kanal in der Dämmerung.

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Puerto Montt–Puerto Aguirre

Von Puerto Montt südwärts durch die patagonischen Fjorde. Malerische Siedlungen, zerklüftete Fjorde und zahlreiche Meerengen, hoch aufragende Berge, dichte Urwälder begleiten unsere Fahrt. Wir genießen die raue Schönheit der nahezu unberührten Wildnis. Fahrt entlang der Kanäle Moraleda und Ferronave zum wunderschön gelegenen Fischerdorf Puerto Aguirre, wo wir an Land gehen und einen Spaziergang über die kleine Insel und das Dorf machen.

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Wir nähern uns Puerto Aguirre.

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Puerto Aguirre, etwa 100 bis 200 Einwohner, ca. 300 Regentage im Jahr – wir haben weiter Glück mit dem Wetter – nächste Ortschaft vier Stunden mit dem Boot entfernt. Wie man hier leben kann?

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Die Passageros verlassen das Schiff – der Tross hat sich Gott sei Dank gut verteilt auf der kleinen Insel.

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Was wohl mit Tsunami I geschehen ist? Wahrscheinlich nicht wegen Altersschwäche ausrangiert.

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Bewerbung zur Wahl der örtlichen Schönheitskönigin – ähnliche hängen an vielen Häusern.

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Die Autos können keinen hohen Kilometerstand aufweisen – ich weiß gar nicht wo die hier so lang fahren.

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Schönheitskönigin 2030?

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Auch hier gibt es gepflegte und ungepflegte Häuser.

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Zurück an Bord Mittagessen, dann Siesta in der Kabine – Habe ja zwei Betten – ganz praktisch, das eine am Fenster nutze ich als Sofa. Weiterfahrt durch die Kanäle Ferronave, Pilcomayo und Costa Richtung Süden.

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Am späten Nachmittag Stopp an einer der Lachs- bzw. Fischfarmen nahe des Quitralco-Fjordes – überall unterwegs werden immer mal wieder frische Lebensmittel aufgenommen.

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Lachs- bzw. Fischfarm.

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Am Abend geht das Schiff etwa 30 km vom Gletscher San Rafael entfernt vor Anker.

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